Der FC Augsburg wollte eine Serie starten und fiel dann gegen Mainz doch wieder aus allen Träumen – trotz enormer Überlegenheit. Für erhitzte Gemüter sorgten zudem Schiedsrichterentscheidungen.
„Das ist dann für mich eine Frechheit“
29:5 Torschüsse, 14:1 Ecken, 542:202 Pässe, 34:5 Flanken, 73 Prozent Ballbesitz, 54 Prozent gewonnene Zweikämpfe. Keine Frage, der FC Augsburg war am Freitagabend den Mainzern haushoch überlegen – und dennoch standen die Fuggerstädter nach dem 2:3 doch mit leeren Händen da. Entsprechend bedient waren die bayerischen Schwaben auch, auch weil man sich vom Schiedsrichter benachteiligt gefühlt hat. Zwei Szenen waren besonders betroffen.
Ein Platzverweis zu wenig?
In der 70. Minute hatte Dominik Kohr dem Augsburger Samuel Essende abseits des Balles zunächst einen Ellenbogenschlag am Kopf verpasst, woraufhin der Augsburger sich zu einer Tätlichkeit verleiten ließ und nach VAR-Check Rot sah. Die Rote Karte für Essende war dabei unstrittig, allerdings hätte Kohr, der schon in der Vorwoche beim 1:2 in Bremen Glück gehabt hatte, nicht frühzeitig vom Platz geflogen zu sein, ebenfalls Rot sehen müssen – und weil dessen Aktion auch noch im Strafraum war, hätte es sogar noch Elfmeter geben müssen.
„Er kann da Rot geben, muss es geben, aber er muss dem Mainzer zu 100 Prozent auch Rot geben“, sagte FCA-Trainer Jess Thorup bei DAZN und meinte, dass wenn das keine ganz klare Rote Karte sei, er „nichts vom Fußball verstehe“. Auch Elvis Rexhbecaj hatte für die Entscheidung von Schiedsrichter Sören Storks wenig übrig und wunderte sich, warum Kohrs Aktion straffrei geblieben war und ergänzte fast schon sarkastisch mit Blick auf Essende: „Dann muss er auf den Boden gehen und heulen, damit wir irgendwas bekommen.“
Glasklare Fehlentscheidung?
Neben der Szene mit Kohr und Essende erhitze auch noch der in der Nachspielzeit zunächst gegebene, nach langem Videostudium dann aber doch noch zurückgenommene Elfmeter von Silvan Widmer an Keven Schlotterbeck die Gemüter. Was war passiert? In der zehnten Minute der Nachspielzeit hatte der Augsburger beim Schussversuch ein Luftloch geschlagen und war daraufhin vom herangrätschenden Schweizer leicht am Standbein getroffen worden. Storks zeigte auf den Punkt, doch dann schaltete sich der VAR ein. Nach minutenlangem Check korrigierte sich der Unparteiische und nahm seine Entscheidung zurück – zum Ärger der Augsburger.
„Ich schlage ein Luftloch und bekomme einen Schlag gegen den Fuß“, erinnerte sich Schlotterbeck und gab dabei zu, dass er den „Ball natürlich nicht getroffen“ habe. Jedoch verwies der Abwehrspieler darauf, dass heutzutage ein Kontakt im Strafraum ein Foul ist ein und ging dann auch noch so weit, entscheidende Fragen zu stellen und diese auch direkt selbst zu beantworten. „Ist es eine glasklare Fehlentscheidung? Glaube ich nicht. Schaut er sich die Szene drei Minuten draußen an? Ja!“
„Wenn du das pfeifst, ist das so. Ich weiß nicht, warum sich der VAR meldet.“ (Elvis Rexhbecaj)
Für Schlotterbeck stand fest, dass der Elfmeterpfiff „keine glasklare Fehlentscheidung“ war und sich der VAR demnach nicht hätte einschalten dürfen. „Es ist ein Foul, das man geben kann, aber nicht muss. Eine Fifty-fifty-Entscheidung ist keine klare Fehlentscheidung.“ Ganz ähnlich argumentierte Thorup, der darauf verwies, dass es eben eine Berührung gab. Ob das für einen Elfmeter ausreichend war, sei mal dahingestellt, „aber er pfeift Elfmeter. Und das war ganz klar keine Fehlentscheidung.“
Tatsächlich hatte sich Storks die Szene etwa 80 Sekunden lang in der Review Area angeschaut – und Rexhbecaj ärgerte sich so richtig. „Wenn es glasklar ist, dann schaut er sich das zehn Sekunden an und geht wieder weg“, sagte der 26-Jährige und stellte durchaus polemisch fest: „Wenn man sich das zehn Minuten anschauen und nach einer Szene suchen muss, damit du sagen kannst, es ist kein Elfmeter. Das ist dann lächerlich.“ Für den Mittelfeldmann war das „keine Fehlentscheidung, die du dann zurücknimmst. Wenn du das pfeifst, ist das so. Ich weiß nicht, warum sich der VAR meldet“.
Der Frust bei den bayerischen Schwaben saß tief, auch weil man die Diskussion über einen nicht gegebenen Handelfmeter in Bremen zum Bundesligastart noch nicht vergessen hatte. Schlotterbeck verwies dann auch ebenso darauf wie Rexhbecaj, der recht harsche Worte fand. „Das ist nicht das erste Mal, sondern das zweite Mal innerhalb von zwei, drei Wochen. Das ist dann für mich eine Frechheit.“