Dreierkette? Viererkette? Für Wolfsburgs Trainer Ralph Hasenhüttl ist das nicht so entscheidend. Dennoch hängt einiges davon ab – zum Beispiel für Jakub Kaminski.
Wie Wolfsburgs Kaminski profitieren würde
In der Vorbereitung war der Wolfsburger Verteidigungsplan klar: Wochenlang ließ Trainer Ralph Hasenhüttl seine Mannschaft mit einer Dreierkette in der Defensive agieren, selbst im Test gegen eine Auswahl regionaler Amateurfußballer (9:0) wählte er den Ansatz mit drei Innenverteidigern. Bis zum Pflichtspielstart im Pokal bei der TuS Koblenz (1:0), als der Österreicher zur Pause den angeschlagenen Abwehrboss Maxence Lacroix (mittlerweile bei Crystal Palace) ersetzen musste.
Der VfL agierte anschließend mit einer Viererkette und behielt dies auch zum Start in der Bundesliga bei. „Aus der Not heraus“, erklärte Hasenhüttl, „und dann hat es gut funktioniert.“ Doch bleibt es auch dabei? Oder kehrt der Coach am Sonntag (15.30 Uhr, LIVE! bei kicker) bei Meister Bayer Leverkusen zur Dreier- bzw. Fünferabwehr zurück?
„Wir bekommen die Basics brutal auf den Platz“
Die Formation, betont Hasenhüttl regelmäßig, habe gar keine allzu große Bedeutung. „Es ist egal, ob Viererkette oder Dreierkette“, streicht der 57-Jährige heraus, „die Automatismen und die Intensität müssen stimmen.“ Und da hat der Österreicher zuletzt schon positiv festgestellt, „dass unser Defensivverhalten insgesamt intensiver geworden ist, weil wir die Basics brutal auf den Platz bekommen“. Die Statistik weist den VfL als die Mannschaft mit den meisten Sprints und den meisten intensiven Läufen der Liga aus.
Gegen Meister Bayer dürfte der VfL-Fokus zwangsläufig erst einmal auf der Defensive liegen. Kompakt stehen, schnell umschalten, so dürfte der Plan gegen Leverkusen lauten. Schnelle Spitzen wie Mohammed Amoura oder Tiago Tomas vorne? Und drei Innenverteidiger hinten? Die personelle Not in der Defensive ist jedenfalls nichts mehr vorhanden, weil Wolfsburg mit Konstantinos Koulierakis und Last-Minute-Transfer Denis Vavro zwei weitere Defensivspieler verpflichtete.
Sind Koulierakis und Vavro bereit für die Startformation?
Für einen Startelfeinsatz für das Defensiv-Duo am vergangenen Wochenende gegen Eintracht Frankfurt (1:2) sei es noch zu früh gewesen, hatte Hasenhüttl gesagt, die Abläufe konnten die beiden Nationalspieler, die auf Länderspielreisen waren, noch nicht verinnerlichen. Nun sind sie eine Woche und einige Trainingseinheiten weiter – und bereit für die Startformation?
Neben der Systemfrage muss Hasenhüttl so oder so auch die Personalfrage beantworten. Zu erwarten ist, dass 11,75-Millionen-Euro-Mann Koulierakis, gegen Frankfurt in den Schlussminuten als Linksverteidiger auf dem Feld, losgelöst von der Ketten-Frage in die Anfangself rückt. Als Linksfuß würde er im Normalfall Cedric Zesiger verdrängen.
Sebastiaan Bornauw gilt als Abwehrboss und neuer Vize-Kapitän als gesetzt, entscheidet sich Hasenhüttl für eine Dreierkette, könnte rechts Vavro sein VfL-Debüt feiern. Der 28-jährige Slowake war am letzten Tag der Transferperiode vom FC Kopenhagen gekommen. „Er ist ein international erprobter Abwehrspieler“, hatte VfL-Sportdirektor Sebastian Schindzielorz bei der Verpflichtung betont.
Zurück auf die Schiene? Kaminski könnte profitieren
Ein erneuter Systemwechsel würde vor allem einem VfL-Profi zugutekommen: Jakub Kaminski. Der Pole hatte sich als linker Schienenspieler zum „Gewinner der Vorbereitung“ aufgeschwungen, die Umstellung zur Viererkette, wo er nun auf der ungewohnten Position des Linksverteidigers spielen muss, beraubte ihn seiner großen Offensivqualität. Kaminski investiert viel, und doch wird in jedem Spiel deutlich, dass die aktuelle Rolle nicht optimal für ihn ist. Er würde vom erneuten Systemwechsel wohl am stärksten profitieren.