Xhakas potenzierte Wut: „Ich muss schauen, dass ich jetzt nichts Falsches sage“

Beim 2:2 in Bremen lässt Bayer 04 mal wieder Punkte nach einer Führung liegen. Mal wieder liegt dies an der mangelnden Konsequenz in der Defensivarbeit. Ein Zustand, den ein wütender Leader Granit Xhaka nicht akzeptieren mag.

Bayers Leader von einfachen Gegentoren genervt

Das erste Interview mit einem Protagonisten unmittelbar nach Schlusspfiff birgt normalerweise die höchste Brisanz. Noch voller Adrenalin und Emotionen fördern diese kurzen, aber unter bestimmten Voraussetzungen eben auch sehr offenen Dialoge die wahre Gemütslage an die Oberfläche. Je weiter der Abpfiff dann weg ist,  umso moderater werden im Regelfall die Beiträge, umso bedachter die Äußerungen.

„Das regt mich brutal auf. Jeder muss zehn bis 20 Prozent mehr geben.“ (Granit Xhaka)

Am späten Samstagabend im Weserstadion schien aber genau der umgekehrte Mechanismus zu greifen. Wuchs bei Granit Xhaka doch offenbar von Interview zu Interview die Wut über die zwei verschenkten Punkte in Bremen. Erst sprach der Mittelfeldstratege bei Sky zur Defensivschwäche Klartext: „Es fühlt sich wie eine Niederlage an. So reicht es nicht. Wir kriegen sehr einfache Tore. Das tut weh.“

Danach monierte er am ZDF-Mikrofon: „Man sieht, dass wir zu weit weg sind vom Gegner. Wir bekommen zu einfach Tore und das regt mich brutal auf. Jeder von uns muss noch mal zehn bis 20 Prozent mehr geben. “ Um sich daraufhin in der Mixed Zone selbst zu zügeln, um sich nicht im Ton zu vergreifen: „Ich muss schauen, dass ich jetzt nichts Falsches sage.“

„… dann reicht es nicht, um ganz oben mitzuspielen.“ (Granit Xhaka)

Dann analysierte Xhaka knallhart: „Das ist enttäuschend. Wir spielen gut, aber wir kriegen zu einfache Gegentore. Auf diesem Niveau kannst du dann keine Spiele gewinnen. Wenn du nach acht Spieltagen 15 Tore bekommst – im Schnitt fast zwei Tore – dann reicht es nicht, um ganz oben mitzuspielen.“

Die eindeutige Aussage des 32-Jährigen. So wird es nichts mit der Titelverteidigung. „Wenn wir das nicht besser machen, wird es auf jeden Fall nicht reichen. Wir müssen uns an die eigene Nase packen. Weil: So geht es nicht weiter. Wir müssen auch die Realität sehen.“

Bayer hat diese Saison in der Liga noch nicht zu Null gespielt

Die nun fünf Punkte Rückstand auf Spitzenreiter Leipzig und womöglich auch auf die Bayern, wenn diese am Sonntagnachmittag bei Schlusslicht Bochum gewinnen, spielen für den Sechser dabei gar keine Rolle. Ihm geht es nur darum, wie Bayer auftritt. Der Abstand zu Platz 1 sei „scheißegal! Es interessiert uns nicht, wer vor uns ist. Wie viele Punkte sie vor uns sind. Wir müssen auf uns selber schauen, wie wir unsere Spiele gewinnen“, forderte Xhaka, „und nicht auf die anderen.“

Die Wut des Schweizer Rekordnationalspielers war so groß, weil ihm bewusst ist, dass die Schwächen der Werkself nichts mit fehlendem Potenzial zu tun haben, sondern allein an der richtigen Haltung in der Defensivarbeit hängen. In Bremen wurden bereits die Punkte acht und neun nach einer Führung verspielt und Leverkusen hat noch keine Ligapartie in dieser Saison ohne Gegentreffer überstanden.

Xhakas Botschaft ist eindeutig: Es liegt nur an uns

Und so wischte er den Blick auf das Tableau mit einer eindeutigen Aussage beiseite. „Die Tabelle interessiert mich heute nicht bzw. hat mich in den vergangenen 15 Jahren meiner Karriere (zu diesem Zeitpunkt der Saison, Anm. d. Red.) nicht interessiert. Erstens: Weil es viel zu früh ist. Und Zweitens: Wenn wir unsere Spiele gewinnen, müssen wir nicht auf die anderen schauen.“ Die klare Botschaft: Es liegt nur an uns selbst.

Ein Appell Xhakas. Voller Wut und Leidenschaft. Der nicht sein Erster war in dieser Spielzeit. Bereits nach dem 4:3-Sieg gegen Wolfsburg am 4. Spieltag hatte der Leader („So reicht es nicht“) nahezu identische Worte gefunden. Davor bzw. danach hatten auch Trainer Xabi Alonso und Kapitän Lukas Hradecky Alarm geschlagen. Nachhaltig gewirkt haben all die mahnenden Worte bislang nicht.

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