Ein Fehlstart wie in der aktuellen Saison ist beim VfL Bochum eher die Regel als die Ausnahme. Vor dem Heimspiel gegen Wolfsburg ist der Druck dennoch schon enorm. Auch auf Trainer Peter Zeidler.
Abwehrchef Ordets bereit für das Wolfsburg-Spiel
Sehr bemerkenswert: Nur wenige andere Mannschaften legen eine so starke erste Halbzeit hin wie die Mannschaft von Peter Zeidler. Der VfL Bochum ist allerdings die Mannschaft mit den zwei Gesichtern, eine wahre Wundertüte.
Wäre nach der ersten Halbzeit Schluss, stünde der VfL mit elf Punkten und 5:2 Toren auf Rang drei. In der Tabelle der zweiten Halbzeit liegt das Team jedoch mit null Punkten und 0:9 Toren auf dem letzten Platz. Keine andere Mannschaft kassierte nach der Pause so viele Gegentore, keine andere ist sonst in den zweiten 45 Minuten noch ohne eigenen Treffer.
Da liegt die Vermutung nahe, dass der Mannschaft die körperliche Fitness fehlt. Das, argumentiert Trainer Peter Zeidler, sei Unsinn, die Probleme lägen woanders. Der genauere Blick stützt die Einschätzung des Trainers. Denn zum Beispiel bei den intensiven Läufen und Sprints liegt der VfL mit in der Spitzengruppe der Liga, zuletzt zum Beispiel in Dortmund (2:4) lief der VfL auch knapp einen Kilometer mehr als der Gegner.
Energiesparmodus geht schief
Einer der Gründe, warum der VfL den Saisonstart komplett in den Sand setzte, liegt darin, dass Bochums Umschalten in den Energiesparmodus in der Regel schiefgeht. Ab und zu attackiert der VfL in wilden Phasen den Gegner sehr hoch, diese Herangehensweise ist natürlich sehr laufintensiv.
Bemerkenswerte individuelle Fehler
Zur Beruhigung und zum Atemholen sind aber auch Abschnitte wichtig, in denen der Ball mit relativ wenig Aufwand in den eigenen Reihen gehalten wird. Das aber gelingt zu selten. Dann bietet der VfL dem Gegner zu viele Räume, hinzu kommen bemerkenswerte individuelle Fehler wie zuletzt in Dortmund.
Gegen den BVB lieferte etwa Torhüter Patrick Drewes im Grunde genommen eine ordentliche Partie, patzte allerdings beim vierten Gegentreffer und muss sich zumindest das dritte Gegentor auch teilweise ankreiden lassen. Tim Oermann zum Beispiel wehrte sich zunächst bestens gegen Top-Stürmer Serhou Guirassy, war dann aber zum Beispiel beim 1:2 nicht im Bilde, als er sich im Kopfballduell vom Dortmunder Angreifer abkochen ließ.
Fehlende Balance im Team, viele individuelle Fehler, einige fest eingeplante Schlüsselspieler fehlen nach wie vor: Das ist eine gefährliche Mischung für den VfL, der nun im dritten Heimspiel gegen Wolfsburg liefern muss. Positiv aus Bochumer Sicht, dass dann erstmals Abwehrchef Ivan Ordets wieder auf dem Rasen stehen dürfte. Der Ukrainer trainiert schon seit zehn Tagen wieder voll mit der Mannschaft und wird wohl seinen Platz in der Viererkette neben Jakov Medic einnehmen.
Und der Trainer? Mit seiner angenehmen und empathischen Art hat Peter Zeidler schon im ersten Abschnitt der Saison viele Sympathien im Team und im Umfeld gewonnen. Doch auf sein erstes Erfolgserlebnis als Cheftrainer in der Bundesliga muss der erfahrene Coach weiterhin warten.
Auch Zeidler muss sich Fragen stellen
Intern wird natürlich registriert, dass Zeidler auch vor unpopulären Entscheidungen nicht zurückschreckt und keineswegs beratungsresistent ist, wie zum Beispiel sein Vor-Vorgänger Thomas Letsch. Aber natürlich muss sich der Trainer auch den Fragen stellen, warum der Leistungsabfall seines Teams so eklatant ausfällt, und warum zum Beispiel ein Spieler wie Myron Boadu, immerhin schon sechs Wochen in Bochum, noch immer nicht fit genug für 90 Minuten ist.
Wie geht es also mit Zeidler und dem VfL weiter? Eine weitere Pleite vor der Ligapause, dann wäre die Stimmung rund um die Castroper Straße vollends im Keller. Und bei einer herben Niederlage würden natürlich auch die Fragen lauter, ob Peter Zeidler der richtige Trainer ist, um auch im vierten Jahr den Klassenerhalt zu sichern.