Das Thema Belastung im Profifußball wurde zu Beginn der Saison 2024/25 neu entfacht. Nun meldete sich auch der aktuell verletzte Bundesliga-Schiedsrichter Patrick Ittrich zu Wort – und fordert dabei Maßnahmen des DFB.
Belastungssteuerung auch ein Schiedsrichter-Thema
Der Fall Rodri bewegte im September die Fußballwelt. Der Spanier, heißer Favorit auf den Ballon d’Or, zog wegen immer weiter steigender Belastungen einen Streik in Erwägung („Wir sind kurz davor“). Wenige Tage später zog sich die zentrale Figur bei Manchester City eine schwere Knieverletzung zu, die für den 28-Jährigen die Saison 2024/25 vorzeitig beendete.
Doch nicht nur bei den Profis ist das Thema Belastung ein heiß diskutiertes. Mit Patrick Ittrich meldete sich nun auch ein prominenter sowie gewohnt meinungsstarker Vertreter der Bundesliga-Schiedsrichter zu Wort.
„Der DFB muss sich in Sachen Belastungssteuerung für die Schiedsrichter über Maßnahmen außerhalb der Spiele Gedanken machen“, stellte der 45-Jährige im Interview bei web.de klar: „Im Gegensatz zu den Profis trainieren wir nicht mit einer Mannschaft. Ich stehe alleine auf dem Platz. Für den Fall, dass mir etwas passiert, muss ich mir ein Netzwerk aufbauen, muss mir einen Arzt und einen Physio organisieren. Und der Physio wartet ja nicht auf meinen Anruf, dass ich mich verletzt habe.“
Ittrich kennt die Situation bestens. Kreuzbandrisse und schwere Knieverletzungen bremsten ihn in frühen Jahren aus, 2022 kam ein Ermüdungsbruch im rechten Fuß dazu. Im vergangenen Sommer dann stoppte ihn „eine schwerwiegendere Muskelverletzung“.
Keine Regeneration nach der Leistungsprüfung
Wie es zu dem nächsten verletzungsbedingten Rückschlag kam? „Wahrscheinlich habe ich vor der Saison zu viel gemacht. Ich habe schon bei unserer Leistungsprüfung was gemerkt, ich habe dann aber weiter trainiert. Nach unserer Leistungsprüfung – anstatt mich zu regenerieren – habe ich gesagt: ‚Nein, die Saison geht bald los, jetzt musst du nochmal eine Einheit machen‘. Da ist es dann passiert.“
Die Diskussion unter den Profis wurde längst entfacht, doch auch für die Schiedsrichter wird die Belastungssteuerung immer mehr zum Thema. „Gerade die Reiserei von Spiel zu Spiel ist eine Herausforderung für den Körper. Im Gegensatz zu den Profis haben wir nie ein Heimspiel“, so Ittrich.
Am kommenden Samstag nun will er den Ernstfall an der Pfeife prüfen – beim Abschiedsspiel von Bielefeld-Ikone Fabian Klos, mit dem er schon länger befreundet ist.
Kader der Bundesliga-Schiedsrichter für Ittrich groß genug
Die Kadergröße von 24 Bundesliga-Schiedsrichtern sieht Ittrich indes nicht als Problem an. „Wenn von 24 vier verletzt sind, pfeift immer noch nicht jeder jedes Wochenende ein Bundesligaspiel. Es gab auch früher Phasen, in denen drei, vier Schiedsrichter gleichzeitig verletzt waren. Das ist nicht so aufgefallen, weil man es früher nicht kommuniziert hat. Und dann hat es auch keinen gejuckt“, sagt Ittrich offen.
Aktuell fehlen neben Ittrich auch Deniz Aytekin, Robert Schröder und Frank Willenborg mit Blessuren. „Es wird mehr Tamtam darum gemacht, als nötig ist“, findet Ittrich: „Es kann Zufall sein, dass sich das summiert. Auf der anderen Seite ist es so: Aytekin und Willenborg sind auch schon über 40 Jahre alt. Wir betreiben immer mehr Aufwand, um fit zu bleiben. Aber man kann sein Alter nicht wegdiskutieren.“