St. Paulis Ausgangslage vor der Reise nach Leverkusen ist, erst Recht aufgrund der weiter angespannten Personalsituation, klar. Die bisher achtbaren Auftritte gegen die Top-Klubs aber dienen als Mutmacher und Orientierungshilfe.
Achtbare Ergebnisse gegen die Großen
Alexander Blessin gebraucht natürlich jene gängigen Floskeln, die vor ungleichen Vergleichen üblich sind. Er gehe nie in ein Spiel und schenke es vorher ab, versichert St. Paulis Trainer, er sagt aber auch ehrlich und mit dem nötigen Realismus: „Wir brauchen schon einen Sahnetag.“
Zumal sich die personelle Situation nicht verbessert hat. Karol Mets hat nach seinen Patellasehnenproblemen zwar das Lauftraining intensiviert, eine Rückkehr des kantigen Innenverteidigers ins Mannschaftstraining aber ist noch nicht absehbar. „Karol hat immer noch ein Kraftdefizit im Knie, er braucht noch etwas“, erklärt der 51-Jährige. Das bedeutet zum einen: David Nemeth bleibt in der Dreierkette, und: Es gibt wie bereits in Mönchengladbach (0:2) und gegen Kiel (3:1) im arg dünn besetzten Kader kaum weiteren Alternativen.
„Langsam gehen mir die Spieler aus.“ (Alexander Blessin über die Personalsituation beim FC St. Pauli)
„Grundsätzlich“, sagt Blessin, „läuft es genau so, wie ich mir das als Trainer vorstelle: Diejenigen, die aus der zweiten Reihe durch die Ausfälle reinkommen, performen. Nur langsam gehen mir auch dort die Spieler aus.“
Einen Mutmacher für den Aufsteiger gibt es vor der Partie beim Meister dennoch: Die eigene Bilanz gegen die Top-Teams. Gegen Leipzig gab es daheim ein 0:0, gegen die Bayern ein knappes 0:1, und auch auswärts bei Borussia Dortmund hielt St. Pauli mit, verlor erst spät mit 1:2.
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„Diese knappen Ergebnisse gegen die Großen sagen aus, dass wir in der Liga mithalten können“, findet Angreifer Johannes Eggestein. „Wir konnten sie ärgern und sahen ganz gut aus“, sagt auch Blessin und plant den nächsten Ärger für einen Großen: „Wir müssen ihnen wehtun, auch körperlich präsent sein. Unser Auftrag ist es, die vielen herausragenden Fußballer zu nerven, zu ärgern, ihnen auf den Füßen stehen.“
Für den Fußballlehrer geht es im Vorfeld darum, wichtige Entscheidungshilfen mitzugeben. Gegen den Rekordmeister aus München schaffte er es mit einer tiefstehenden Verteidigung, das Tempo der Bayern auf den Flügeln zu drosseln, gleichzeitig wählte er zumindest in den Anfangsminuten auch ein frühes Attackieren. „Es wird auch in Leverkusen um die Staffelung gehen, wir müssen herausfinden, welches die richtige Höhe ist.“
In den vorangegangenen Duellen mit Topteams verordnete Blessin seiner Mannschaft stets den richtigen Mix aus Mut und Kompaktheit, nahm zwar „nur“ einen Punkt mit, ärgerte aber auch die beiden Sieger Dortmund und Bayern. Mindestens das ist in Leverkusen wieder das Ziel.