Die Niederlage beim VfB Stuttgart beschäftigt Borussia Dortmund und Nuri Sahin. Wie reagiert der Trainer nun?
Spielerwechsel, Formationswechsel, neue Chance?
Was für Fans von Borussia Dortmund in den vergangenen Jahren zur leidigen Gewohnheit wurde, war für den neuen Chef-Trainer Nuri Sahin eine frustrierende Premiere: Bei der 1:5-Niederlage in Stuttgart verfiel der BVB in alte Muster von Lethargie und mangelnder Gegenwehr, Aufgabe und individueller Fehler. Zwei Tage benötigte Sahin, um das zu verarbeiten, danach ging der Blick wieder nach vorne.
„Es ist nicht so, dass wir nach einer Niederlage alles kaputtmachen und neu anfangen“, befand der 36-Jährige am Mittwoch: „Wir müssen den Weg weitergehen. Auch wenn der Wind jetzt anders weht. Dem müssen wir Stand halten und unsere Lehren aus dem Spiel ziehen.“ Schon am Freitag im kleinen Revierderby gegen den VfL Bochum (20.30 Uhr, LIVE! bei kicker) wartet die Chance auf schnelle Wiedergutmachung.
Noch Zeit zum Nachdenken und Beobachten
Die angesprochenen Lehren wollte er öffentlich noch nicht verkünden, zumal ja von Mittwochmittag bis Freitagabend ein wenig Zeit zum Nachdenken, Besprechen und Beobachten ist. Im Grunde aber hat Sahin drei Optionen als Reaktion:
1. Die große Rotation: Bis auf Keeper Gregor Kobel und Joker Jamie Gittens überzeugte in Stuttgart kein Spieler, auch Serhou Guirassy war abgesehen von seinem Treffer sehr unauffällig. An Kandidaten für Wechsel mangelt es Sahin also nicht. Gittens‘ Rückkehr in die Startelf dürfte klar sein, aber wer folgt dem Briten?
Von den weiteren Einwechselspielern bot sich keiner an: Yan Couto war ähnlich verloren wie Julian Ryerson, Ramy Bensebaini und Donyell Malen schlossen sich ihren überforderten Mitspielern nahtlos an und Emre Can verlor sogar noch den Ball vor dem fünften Stuttgarter Treffer.
Beier und Duranville warten
Die beste Werbung war das Spiel fast für die Spieler, die gar nicht zum Einsatz kamen. Möglich also, dass Maximilian Beier nach zwei Partien ohne Minute auf dem Platz eine Chance in der Startelf bekommt, beispielsweise als hängende Spitze hinter Guirassy. Auch Julien Duranville ist nach noch längerer Durststrecke ohne Einsatzzeit ein Kandidat, dürfte aber eher von der Bank kommen.
2. Eine neue Grundordnung: Die klassische Viererkette gegen den VfB war sicher nicht der Grund für die hohe Niederlage, fehlende Abstimmungen wie nicht nur beim zweiten Stuttgarter Treffer waren aber auffällig. Kehrt Sahin gegen Bochum also wieder zur Dreierkette mit Nico Schlotterbeck als Hybrid zwischen linkem Verteidiger gegen den Ball und linkem Innenverteidiger im Spielaufbau zurück? Das ist durchaus möglich, aber nur eine von mehreren Möglichkeiten. Ohnehin richtete Sahin sein Team bisher in Grundordnung und Aufbau-Struktur eher nach dem Gegner und dessen Anlaufverhalten aus.
Die Spieler machen viel möglich
Möglich scheint aber allemal eine Umstellung im Offensivbereich. Statt des 4-2-3-1 zuletzt käme zum Beispiel eine Grundordnung mit einem Sechser, zwei Achtern in Frage oder ein System mit zwei Stürmern. Viel ist möglich, zumal einige Spieler in Sahins Kader mehrere Positionen besetzen können.
3. Eine zweite Chance: Sahin betonte bereits, er werde nach einer Niederlage nicht neu anfangen, sondern den Weg weitergehen. Durchaus eine Option ist es also, dass er weder in Grundordnung noch beim Personal zu viele Veränderungen vornimmt, sondern den Protagonisten der Niederlage in Stuttgart eine neue Chance gibt.
Sahin kennt die Situation als Spieler
Vielleicht hilft dem Coach ja auch ein Blick in die Vergangenheit und sein großes Vorbild Jürgen Klopp. Der kassierte im September 2008 in seinem fünften Liga-Spiel als Dortmunder Trainer eine bittere 1:4-Niederlage bei der TSG Hoffenheim. In der nächsten Partie, dem 2:1-Pokalsieg gegen Hertha BSC drei Tage später, standen sechs neue Profis vom Beginn an auf dem Platz und die Grundordnung war geändert. Einer der Spieler, die sich auf der Bank wiederfanden: Nuri Sahin.