„Over the Rainbow“: Behrens‘ schwerer Nachmittag am Millerntor

Es war ein schwerer Gang für Kevin Behrens am Samstagnachmittag beim FC St. Pauli, das Publikum am Millerntor hatte den Wolfsburger Stürmer nach homophoben Äußerungen ins Visier genommen. Mit einem bunten und lauten Protest.

Der Wolfsburger Stürmer schweigt, die VfL-Bosse reden

Schon als die Mannschaft zum Warmlaufen in das Stadion am Millerntor ins Innere trabte, da wusste Kevin Behrens, was ihn an diesem Nachmittag in Hamburg erwartet. Aus den Boxen dröhnte „Over the Rainbow“ durch die noch nicht voll besetzte Arena, die ersten Fahnen in Regenbogenfarben waren zu sehen. Als es richtig losging, war es ein extrem buntes Treiben auf den Rängen und auch auf dem Rasen, schließlich trugen auch die Kapitäne den Regenbogen am Arm. Jackson Irvine auf der St.-Pauli-Seite, Torwart Kamil Grabara bei den Wolfsburgern. Das Zeichen für Vielfalt.

Behrens war der Adressat dieser geplanten Aktion. Vor wenigen Wochen hatte er sich zunächst geweigert, Wolfsburger Aktionstrikots mit den Regenbogenfarben zu unterzeichnen, dazu soll er gesagt haben: „So eine schwule Scheiße unterschreibe ich nicht“. Der Wolfsburger Versuch, die Vorkommnisse geheim zu halten, schlug fehl, die Sport Bild enthüllte den internen Skandal. Es folgte ein Statement des Klubs, schließlich auch eine übermittelte Entschuldigung des Fußballers, der die Trikots noch am selben Tag unterschrieben haben soll.

Schindzielorz: „Er musste das heute über sich ergehen lassen“

„Mehr Liebe, weniger Kevin B.“ – Plakate wie diese hingen und wanderten am Samstag durch das Stadion am Millerntor. Vermeintliche Gegensätze trafen aufeinander, und als Behrens dann Minuten vor Schluss sogar noch eingewechselt wurde, brach ein so lautes Pfeifkonzert los, dass sich Smartwatches meldeten, weil der Lautstärkepegel in ungesunde Bereiche vorstieß.

Beinahe sogar hätte Behrens den VfL beim 0:0-Remis noch zum Sieg geköpft. Wie hat er diesen Nachmittag empfunden, wie sieht er die ganze Sache überhaupt? Reden wollte Behrens nach dem Spiel nicht, das taten immerhin aber die Wolfsburger Verantwortlichen. „Wir haben klar gesagt, dass es ein klares Fehlverhalten war“, erklärte VfL-Sportdirektor Sebastian Schindzielorz, „er hat sich entschuldigt und glaubhaft versichert, dass es ihm leidtut, wir haben es sanktioniert. Er musste dies heute nach seinem Fehler über sich ergehen lassen, ich finde, das sollte dann jetzt auch mal gut sein.“

Hasenhüttl: „Es ist alles im Rahmen geblieben“

Das sieht auch Trainer Ralph Hasenhüttl so, für den es kein Thema war, Behrens vor dem Spießrutenlauf auf St. Pauli zu bewahren, und der auch keine Scheu hatte, seinen Angreifer aufs Feld zu bringen. „Wir haben die Situation intern aufgearbeitet, er hat sich dafür entschuldigt. Dementsprechend war das Thema für mich erledigt. Dass er ein paar Pfiffe ernten wird, war jetzt nicht so überraschend. Es ist alles im Rahmen geblieben.“

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