Auch im vergangenen Sommer verstärkten sich die Bundesligisten auf dem Transfermarkt – mal mehr, mal weniger erfolgreich. Die Transferbilanz 2024 zeigt, wie die Zugänge bislang abschneiden und welche Bundesligisten ein glückliches Händchen beim Einkauf hatten.
Bayern auf Platz 1, Augsburg und Stuttgart streuen das Risiko
Wer kennt das nicht: Im Vorfeld wird akribisch der Einkaufszettel gemacht. Ein paar Dinge stehen schon länger drauf, ein paar kommen nach intensivem Nachdenken dazu. Dann los in den Supermarkt, die Notwendigkeiten aus den Regalen in den Wagen gelegt, nach kurzem Stopp mit prüfendem Blick auf die Sonderangebote schließlich der Gang zur Kasse, wo das leichte Hungergefühl noch zum Griff nach dem Schokoriegel verführt.
Wie im richtigen Leben mag es da auch den Managern der Bundesliga in der jüngsten Transferphase wieder ergangen sein – manche waren sparsam unterwegs, manche hatten sich ordentlich was eingeladen. Und der eine oder andere ist womöglich nach der Rückkehr zu Hause hochgeschreckt: Habe ich etwas vergessen …?
FC Bayern: Einkaufs-Spitzenreiter ohne die volle Punktzahl
Nicht ganz so deutlich wie in der aktuellen Tabelle nehmen die Bayern im diesjährigen Einkaufsranking Platz 1 ein. Ein Superlativ aber bleibt dem Rekordmeister verwehrt: die Punktzahl 10 für den nach Meinung des kicker vollumfänglich und in jeder Hinsicht eingeschlagenen Neuzugang. Während die Jury im vergangenen Herbst noch gleich 16-mal die Höchstnote zückte, gelang dieses Kunststück diesmal nur vier Klubs.
Borussia Dortmund darf in unsicheren Zeiten auf die verlässliche Treffsicherheit eines Serhou Guirassy vertrauen – der Guineer traf im laufenden Wettbewerb schon sechsmal, gab drei Assists und ließ Skeptiker verstummen, die geunkt hatten, der Stürmer werde sich nach seinem herausragenden Jahr in Stuttgart wieder auf mittlerem Niveau einpendeln.
Dortmund, Wolfsburg, Frankfurt und Gladbach landen Volltreffer
Serhou Guirassy (Borussia Dortmund)Mohammed Amoura (VfL Wolfsburg)Hugo Ekitiké (Eintracht Frankfurt)Tim Kleindienst (Borussia Mönchengladbach)
Ähnlich wie beim BVB erfreut man sich auch in Wolfsburg, dass bei allen Holprigkeiten in der bisherigen Saison wenigstens ein Neuzugang optimal performt: Mohammed Amoura hat den Sprung von Union Saint-Gilloise in die Bundesliga rasch vollzogen, Schnelligkeit ist halt der absolute Trumpf des 24-jährigen Algeriers.
Auch die beiden übrigen „10er“ sind Angreifer. In Frankfurt freuen sie sich über die Tore eines Hugo Ekitiké, in der vordersten Reihe steht bei Borussia Mönchengladbach unterdessen sogar der Neuzugang mit den aktuell meisten Scorerpunkten der Liga: Tim Kleindienst, sechs Tore, vier Vorlagen, derzeit Platz drei hinter Omar Marmoush und Harry Kane.
Heidenheim meistert ungewohnte Situation – Licht und Schatten in Stuttgart und Augsburg
Mit neuen Anforderungen sah sich in diesem Sommer erstmals der 1. FC Heidenheim konfrontiert. Es galt nicht nur, für den Aufschwung verantwortliche Größen wie Kleindienst, Jan-Niklas Beste (Benfica) oder auch Eren Dinkci (Freiburg) zu ersetzen, sondern sich für die Doppelbelastung aus Bundesliga und Europapokal ausreichend aufzustellen.
Das Kunststück gelang auf der Ostalb nach jetzigem Stand. Im Kader finden sich durchweg hinzugekommene Verstärkungen, die Deals des FCH mit Talent Paul Wanner und dem Brasilianer Leonardo Scienza erhielten dabei sehr gute Bewertungen.
Kleine mathematische Spielerei: Hätten die Macher in Stuttgart und Augsburg nur eine Handvoll Spieler verpflichtet und wären darunter gut eingeschlagene Spieler wie Julian Chabot, Jamie Leweling, Ermedin Demirovic sowie Deniz Undav (VfB) oder Alexis Claude-Maurice, Dimitrios Giannoulis oder Frank Onyeka (FCA) gewesen, wären beide Süd-Vertreter wohl viel weiter oben gelandet. Doch sowohl in Stuttgart (zwölf) als auch in Augsburg (elf) wurde eine große Zahl an neuem Personal erforderlich, mit Auswirkungen auf den Quotienten …
Aufsteiger im Mittelfeld – Bochum auch bei den Zugängen ganz unten
Ob die diesjährigen Aufsteiger es sportlich den Heidenheimern (im Einkaufsranking 2023 auf einem starken Platz 4) nachmachen können, bleibt abzuwarten. Alles muss wachsen, aber: wenn nicht in Kiel, wo dann? Max Geschwill (vom SV Sandhausen) und Magnus Knudsen (spielte zuletzt in Aarhus) funktionieren bereits, und vielleicht nicht von ungefähr setzte gerade Phil Harres (zuvor FC Homburg, Regionalliga) mit seinem Premierentor beim 1:2 der KSV Holstein in Bremen ein erstes Ausrufezeichen.
Preetz: Die Bundesliga ist ein Karriere-Turbo – und Frankfurt ein Vorbild (k+)
Im Mittelfeld der Einkäufer findet sich auch der FC St. Pauli, Besonderheit hier: Der beste Transfer, Morgan Guilavogui vom französischen RC Lens, reichte „nur“ für sechs Punkte in der Bewertung. Einen so niedrigen Wert für den besten Transfer dieses Bewertungszeitraums fuhr neben den Hamburgern nur noch der VfL Bochum ein, wo der von Racing Straßburg gekommene Ibrahima Sissoko ebenfalls so eingestuft wurde.
Apropos Bochum. Natürlich entspricht dieses Ranking nicht gleichzeitig der sportlichen Tabelle. An den Rändern aber ist das sehr wohl der Fall. Die Bayern grüßen von der Spitze, Liga-Schlusslicht Bochum (mit Ex-Leihspieler Ivan Ordets, für den im Sommer wieder eine aktive Entscheidung zur Verpflichtung getroffen wurde) ziert auch unter den Einkäufern das Ende der Skala.
Michael Richter
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