Nmechas Comeback: Zwischen bemerkenswert und bezeichnend

Elf Minuten genügten, um zu erkennen, was so lange vermisst wurde. Lukas Nmecha feierte in Wolfsburg sein lang ersehntes Comeback und macht Hoffnung für die Zukunft. Doch liegt diese überhaupt beim VfL?

Der Wolfsburger Stürmer spielt auch um seine Zukunft

Er ist aktuell wahrscheinlich einer der glücklichsten Spieler im Wolfsburger Kader. Lukas Nmecha strahlt über das ganze Gesicht, tritt konträr zur sportlichen Situation auf, die bei neun Punkten aus neun Spielen im Graubereich mit Tendenz zu der düsteren Abstiegsregion angesiedelt ist. Der Stürmer aber erlebt befreiend wirkende Tage, eine Erlösung nach der wiederholt langen Qual in der Reha. Gegen Augsburg (1:1) feierte Nmecha ein bemerkenswertes Comeback. Er stürmte in diese zähe Partie, als wäre er nie weggewesen, brachte Schwung in ein lahmendes Team, das einem 0:1-Rückstand hinterherlief.

„Es war sehr schön, nach so einer langen Zeit wieder auf dem Platz zu sein“, sagt Nmecha, der nicht nur einfach wieder da war, sondern auch direkt dabei half, dass zumindest noch ein Punkt heraussprang. Mit einer Kopfballverlängerung war er beteiligt am Ausgleich, und auch sonst kehrte mit ihm Leben auf den Rasen zurück. „Du kommst rein, hast dafür gesorgt, dass wir den Rückstand egalisiert haben“, skizziert Trainer Ralph Hasenhüttl, „das ist für einen Stürmer ein gutes Zeichen.“

„Ein guter Tag für mich, für die Mannschaft eher ein schwieriger“

Und für den Rest der Mannschaft irgendwie bezeichnend, dass ausgerechnet derjenige den Laden wieder in Schwung bringt, der zuvor letztmals im vergangenen März (2:3 gegen Stuttgart) auf dem Platz gestanden hatte. Und so ordnet der 25-Jährige richtig ein: „Es war ein guter Tag für mich, für die Mannschaft eher ein schwieriger.“

Nmecha schwingt sich mit nur wenigen Einsatzminuten zu einem der aktuell wenigen Hoffnungsträger in diesem Kader auf, der mit 31 Profis zwar insgesamt prall gefüllt ist, derzeit aber mehr Sorgenkinder denn verlässliche Größen bietet. Doch auch der Rückkehrer wird nicht sofort das Ruder im Alleingang herumreißen können.

Seinen ersten Einsatz hat der Stürmer gut überstanden

Und doch, so die Hoffnung aller, kann er schnell wieder ein Faktor werden. Die ersten elf Saisonminuten hat er jedenfalls gut überstanden. „Er hat am nächsten Tag direkt wieder trainiert und hatte nicht das Gefühl, dass sein Körper das nicht leisten kann“, freut sich Hasenhüttl. „Wir müssen ihn jetzt wieder an die Belastung gewöhnen, für den Kopf ist es eine wichtige Geschichte.“

Nmechas Vertrag endet im Sommer

Für den Spieler und den VfL sowieso auch. Nmechas Vertrag läuft im kommenden Sommer aus, zuletzt berichtete er, dass noch keine Gespräche über die Zukunft geführt worden seien. Wolfsburg wird ihm nur dann ein Angebot unterbreiten können, wenn er sich wieder zu einer verlässlichen Größe entwickelt. Ist das wiederum der Fall, könnte der Angreifer auch wieder interessant werden für andere Klubs. Im Dezember wird Nmecha 26 Jahre jung, im Sommer ist er, Stand jetzt, ablösefrei. Die beste Zeit seiner Karriere sollte im besten Fall noch vor ihm liegen.

Und dann die komplizierteste Phase in Vergessenheit geraten lassen. Mit großen Hoffnungen war der siebenmalige Nationalspieler 2021 nach Wolfsburg zurückgekehrt, der Körper machte ihm anschließend aber mehrfach einen kräftigen Strich durch die Rechnung. Knöchelbruch im Dezember 2021, Patellasehnenanriss im November 2022, nach langem Weg zurück dann die Oberschenkelverletzung mit Sehnenbeteiligung im März 2024. Der verhinderte Torjäger verpasste WM und EM. Nun will Lukas Nmecha mit seiner unbekümmerten Art wieder wichtig werden. Einfach spielen und treffen. Nach seinem gelungenen Comeback stellt er fest, dass der Fußball „ja immer noch der gleiche“ sei. Dass es beim VfL wieder besser wird, könnte eng mit seiner Gesundheit verbunden sein.

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