Es war ein seltener Anblick. Beim 0:3 gegen den FC Augsburg stand erstmals seit knapp zwei Jahren wieder Tobias Sippel zwischen den Gladbacher Pfosten und ersetzte Jonas Omlin nach dessen Roter Karte. Dabei hatte der 36-Jährige selbst mit seinem 55. Bundesliga-Einsatz eigentlich gar nicht mehr gerechnet.. Nummer 3 ist gefordert. „Es ist verrückt, was in den letzten Jahren hier auf der Torwartposition passiert ist“, sagte Tobias Sippel, nachdem er beim 0:3 gegen den FC Augsburg unverhofft zu seinem ersten Pflichtspiel-Einsatz seit März 2023 gekommen war. „Über sieben Jahre war ich mit Yann Sommer hier und der war gefühlt nicht einmal verletzt. Mittlerweile wechseln wir gefühlt im Sechs- oder Sieben-Spiele-Rhythmus.“ Eine Woche nachdem Stammtorwart Moritz Nicolas bei Union (2:1) verletzt vom Platz musste, erwischte es gegen den FCA dessen Vertreter Jonas Omlin.. Der Kapitän versuchte in der 28. Minute, einen schwachen Pass von Nico Elvedi auszubügeln, erwischte dabei als letzter Mann aber Fredrik Jensen statt des Balles und flog vom Platz. „Ich habe die Situation gesehen als Jonas rauslief und dachte mir erst: Nein, tu es nicht!“ Doch er tat es und so musste Sippel ran.. „Es war so wie letzte Woche, wo dieses Theater auf der Bank auch schon einmal war“, erinnerte sich Sippel an den Torwartwechsel an der Alten Försterei, den er noch als Zuschauer verfolgte. „Da habe ich das schon einmal mitbekommen. Jetzt war es wieder genau so, deswegen konnte ich mit der Situation ein bisschen anders umgehen. Aber natürlich war es schon etwas Spezielles.“. „Ich habe eigentlich gar nicht mehr mit einem Comeback gerechnet.“ (Tobias Sippel). Der 36-Jährige ließ sich viel Zeit – „ohne mich fangen sie nicht an“ (lacht) – betrat den Rasen und musste den Ball im zweiten Durchgang dreimal aus dem Netz holen. „Ich habe eigentlich gar nicht mehr mit einem Comeback gerechnet“, gestand Sippel und erklärte selbstkritisch: „Mit ein bisschen mehr Rhythmus hätte ich vielleicht ein Tor verhindern können.“ Beim 0:1 traf Dreierpacker Alexis Claude-Maurice ins kurze Eck.. Auch beim zweiten Tor, als der Ball recht zentral einschlug, sah Sippel unglücklich aus. „Wenn du 18, 19 Meter vor dem Tor einen Spieler mit einem freien Fuß hast, da kann alles passieren vom Steckpass bis zum Schuss auf das Tor“, bewertete Sippel. „Du siehst halt relativ wenig und hast eine kurze Reaktionszeit. Das sind mit die schlimmsten Momente und sehen am dümmsten aus.“. Kein Vorwurf an Sippel – Omlin wird aufgebaut. Auch Trainer Gerardo Seoane forderte Verständnis für seinen Torwart. „Er hat die letzten zwei, drei Jahre wenig Einsätze gehabt, auch in Testspielen.“ An den Spielformen im Training sei er als dritter Torwart nicht so beteiligt wie seine Kollegen. „Er braucht natürlich trotz der Erfahrung einen Moment, um in den Rhythmus des Spiels zu kommen“, erklärte Seoane und sah auch, dass Sippel „uns in gewissen Phasen mit seiner guten Fußtechnik und seiner Antizipation bei Flanken geholfen“ hat. Entsprechend könne man seine Leistung „in diesem Sinne positiv bewerten“.. Etwas mehr Aufbauarbeit dürfte Omlin gebrauchen. Der Schweizer sei „natürlich total enttäuscht“ und mache sich Vorwürfe, wie Sport-Geschäftsführer Roland Virkus erklärte. „Aber wir machen dem Jonas überhaupt keinen Vorwurf. In die Situation haben wir uns ja selber gebracht.“ Schließlich habe Elvedi den schwachen Pass gespielt. „Ich glaube, beide wissen da schon Bescheid. Das ist für Jonas scheiße, das weiß er auch, er ist total frustriert und das kann ich nachvollziehen. Aber wir werden ihn wieder aufbauen.“. Sippel als Omlin-Ersatz? Seoane ist vorsichtig. Sicher ist aber, dass er am kommenden Samstag (15.30 Uhr) bei Heidenheim – ebenso wie Nicolas – nicht zur Verfügung stehen wird. Darf dann erneut Sippel ran? „Schauen wir mal, wie die Trainingswoche abläuft, dass ich mich nicht verletze“, bremste der Keeper. Als Nummer 3 sei seine Rolle eigentlich, dass er den jungen Spielern helfen soll, statt selbst zu spielen. „Wir haben mit Maximilian Brüll, Maximilian Neutgens und Thiago (Pereira Cardoso, Anm. d. Red.) drei Jungs, die infrage kommen und dann müssen wir mal gucken. Zwei werden auf jeden Fall mitfahren.“ Voraussichtlich als Backups. Gegen Augsburg war es der 18-jährige Pereira Cardoso aus der U 19, der als dritter Keeper dabei war, aber nicht im Kader stand.. Auch sein Trainer sah auf der Pressekonferenz nach dem Spiel „nicht den Moment, um eine Prognose für den nächsten Samstag zu machen“, fügte aber an: „Tobi ist unsere Nummer 3 und logisch ist, dass er in seiner Position ist, um dann auch am nächsten Samstag zu spielen. Aber ich bin vorsichtig. Wir haben in acht Tagen zwei Torhüter verloren.“