„Müssen wir definitiv besser machen“: Arnold, Fischer und der Ballbesitz

Der VfL Wolfsburg und die Lehren aus dem 2:2 gegen den VfB Stuttgart. Mit dem Ball hat die Mannschaft von Trainer Ralph Hasenhüttl so ihre Probleme. Wird das besser gegen Bochum?

Wolfsburg gastiert nun in Bochum – wer will überhaupt die Kugel?

Der Stachel sitzt tief beim VfL Wolfsburg, obwohl ein 2:2 gegen den VfB Stuttgart ja durchaus ein respektables Ergebnis ist. Jedoch fühlt sich dieses Remis gegen den Vizemeister wie eine Niederlage an für die Niedersachsen, schließlich kassierten sie in Überzahl tief in der Nachspielzeit den Ausgleich. Und noch etwas hinterließ einen faden Beigeschmack: der VfL zeigte seine bislang schwächste Saisonleistung.

„Wir hatten nicht die Energie auf dem Platz wie in den ersten vier Spielen, so ehrlich muss man sein“, räumt Kapitän Maximilian Arnold ein. „Das ist das Verrückteste, dass wir mit dieser Leistung einen Punkt mitgenommen haben und eigentlich drei hätten mitnehmen müssen.“

„Wir hatten nicht die Energie auf dem Platz wie in den ersten vier Spielen.“ (Wolfsburgs Kapitän Maximilian Arnold)

Den Auftritt jedoch gilt es losgelöst vom Ergebnis zu analysieren, traten doch deutliche Mängel zu Tage. Das Spiel von Trainer Ralph Hasenhüttl ist auf Pressing- und Umschaltmomente ausgelegt, größtenteils lässt er Mann-gegen-Mann über den Platz verteidigen. Dem VfB Stuttgart liefen die Wölfe hinterher. „Wir mussten unglaublich viel investieren gegen den Ball“, stellt der Coach fest. Obwohl die Schwaben nach Gelb-Rot für Atakan Karazor über 30 Minuten in Unterzahl agierten, hatten sie am Ende eine Laufstrecke von 107,55 Kilometer zurückgelegt – und damit mehr als die durchgehend mit elf Spielern agierenden Wolfsburger (107,13).

Die phasenweise gar nicht an das Spielgerät kamen, bis zum Platzverweis mitunter nur knapp über 20 Prozent Ballbesitz hatten, der sich in Überzahl bis zum Spielende auf 30 Prozent steigerte. Wenn der VfL den Ball hatte, wusste er damit nichts anzufangen, hatte keinerlei Sicherheit, wählte schnell den langen Schlag ins Nirgendwo. „Wir sind nicht in der Lage, den Gegner mit ein paar Pässen aus der Defensive zu holen“, hat Trainer Hasenhüttl erkannt. „Das sind Dinge, die wir definitiv besser machen können und müssen.“

Rechtsverteidiger Fischer hatte die meisten Ballkontakte

Nur kann sein Team das wirklich? Kapitän Arnold, der in Quarterback-Manier gerne den Aufbau übernimmt, wurde vom Gegner gezielt abgeschnitten vom Spielgeschehen, kam am Ende lediglich auf 25 Ballkontakte. Die meisten beim VfL hatte Rechtsverteidiger Kilian Fischer mit 51, praktisch das Doppelte von Arnold. Der VfB also lenkte das Wolfsburger Spiel auf die rechte Seite, von wo aus keine große Gefahr drohte.

Der VfL war genau dann gefährlich, wenn er den Ball eroberte und schnell umschaltete – so kam er zu beiden Toren. Einmal legte der pfeilschnelle Konterspieler Mohammed Amoura auf, einmal verwandelte der Algerier selbst. Und einmal vergab Ridle Baku nach einem Gegenangriff über Jakub Kaminski, den Arnold initiierte, die große Chance zum 3:1. Das war’s an Wolfsburger Offensivgefahr.

Bornauw, Zesiger und Koulierakis: Passquoten von unter 70 Prozent

Einen geordneten Spielaufbau gab es kaum zu sehen. Die drei Innenverteidiger Sebastiaan Bornauw, Cedric Zesiger und Konstaninos Koulierakis, der auf der für ihn ungewohnten Position als Linksverteidiger aufgeboten wurde, hatten allesamt eine Passquote von unter 70 Prozent. Sobald der Ball vertikal gespielt wurde, war er meistens weg. „Wir schaffen es nicht, im Ballbesitz und in Überzahl den Mut zu haben, von hinten raus mal drei, vier Pässe zu spielen, bevor ich den Ball lang schlage“, moniert Hasenhüttl. „Da fehlt uns noch ein bisschen der Glaube, dass wir in der Lage sind, solch eine Mannschaft zu schlagen.“

Solch eine Mannschaft wie Stuttgart, nämlich ein Spitzenteam, das den Ballbesitz wie zuvor schon der FC Bayern (2:3) und Leverkusen (3:4) gegen Wolfsburg in den Bereich der 70 oder gar 80 Prozent schraubte. Selbst beim bislang einzigen Saisonsieg in Kiel (2:0) hatte Wolfsburg mit 46 Prozent Ballbesitz weniger als der Gegner. Gegen Frankfurt (1:2) überließ die Eintracht dem Gastgeber das Spielgerät (60:40 Prozent), der damit nur wenig anzufangen wusste – drei Torchancen über 90 Minuten sprangen heraus.

Bochum mit dem wenigsten Ballbesitz

Am Samstag (15.30 Uhr, LIVE! bei kicker) beim VfL Bochum gilt es für die Hasenhüttl-Elf nun, den kompletten Fehlstart abzuwenden. Es wird spannend zu beobachten, wer überhaupt den Ball haben möchte. Nur zwei Mannschaften in der Bundesliga hatten die Kugel bislang weniger als Wolfsburg (im Schnitt 43 Prozent). Nämlich Union Berlin (42) – und Bochum (41).

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