Leipzig und Wolfsburg: Zwei Lösungen für das gleiche Problem

Kein Team hat in der Bundesliga mehr Führungen verspielt als der VfL Wolfsburg. Beim kommenden Gegner RB Leipzig ist das Problem allerdings akuter.

Beide Klubs verspielten zahlreiche Vorsprünge

2:3 gegen die Bayern, 3:4 gegen Leverkusen, 2:4 gegen Bremen. In allen Spielen führte der VfL – und stand am Ende mit vielen Gegentoren und leeren Händen da. Defensiv fehlte der Mannschaft von Trainer Ralph Hasenhüttl zu Saisonbeginn die Stabilität, auch gegen Stuttgart (2:2) reichte selbst in Überzahl eine Führung nicht zum dreifachen Punktgewinn. Seitdem hat der Coach einige Dinge angepasst.

Der VfL liefert sich keinen offenen Schlagabtausch mehr mit seinen Gegnern, was anfangs in besagten Spielen zwar ein Spektakel bot, aber keinen Ertrag brachte. Gerade Werder Bremen machte es vor, wie leicht sich die Abwehrspieler aus ihren Positionen locken ließen und riesige Löcher hinter ihnen entstanden. „Wir haben forscher attackiert, höher verteidigt, waren hinten wesentlich anfälliger“, sagt Hasenhüttl.

Weniger Mann gegen Mann: Der Spielertyp macht’s

Ein weiterer Grund für die fehlende Souveränität bei Führungen ist die eigene Schwäche im Ballbesitz. Der VfL hat unverändert Probleme dabei, den Ball unter Druck über mehrere Stationen durch die eigenen Reihen laufen zu lassen, dies war im Heimspiel gegen Stuttgart überdeutlich.

Daher agiert der VfL nun einerseits tiefer, die Defensiven verteidigen nicht mehr so mannorientiert wie zuvor. Mit Denis Vavro und Konstantinos Koulierakis hat Hasenhüttl ein fixes Innenverteidiger-Duo für seine Viererkette gefunden: „Es liegt nicht in ihrem Naturell, so viel Mann gegen Mann zu verteidigen.“

Andererseits sind die eigenen Ballbesitzphasen etwas vorsichtiger geworden. Die gewünschte Entwicklung ist prompt da, seit dem 2:4 gegen Werder wurde tatsächlich keine Führung mehr verspielt, zuletzt gegen Heidenheim (3:1) und Union Berlin (1:0) wurden sie mit Glück und Geschick sogar verteidigt.

Eine Entwicklung, auf die man aus Leipzig womöglich neidisch blickt. Wolfsburgs Gegner am Samstag (15.30 Uhr, LIVE! bei kicker) strauchelt aktuell, hat seine fünf jüngsten Pflichtspiele nicht gewonnen, vier davon gar verloren. Drei der vier Niederlagen kamen nach Führungen zustande, gleich dreimal verspielte RB beim 3:4 gegen Hoffenheim einen Vorsprung.

Ein wiederkehrendes Muster

Insgesamt, während die drei verspielten Wolfsburger Führungen Bundesliga-Negativwert sind, ist den Sachsen das ganze fünfmal passiert, in der Champions League auch schon gegen Atletico Madrid (1:2) und zweimal gegen Juventus Turin (2:3). Und das, obwohl RB in der Liga gerade durch eine starke Defensive zunächst Schritt mit dem starken FC Bayern gehalten hatte.

Durch all die verspielten Führungen zieht sich dabei ein wiederkehrendes Muster. Marcel Schäfer sprach von einem „roten Faden“. Es gehe darum, „weiter nach vorne zu spielen und nicht das Ergebnis zu verwalten“, so der RB-Geschäftsführer. Also so ein bisschen das Gegenteil zu den Problemen in Wolfsburg.

Trainer Marco Rose vermisst indes die nötige „Energie, Schärfe und Gier“, die es zum zumindest aktiven Verwalten von Führungen benötigt. Dieses Gefühl hatte er „jedes Mal draußen auf der Bank“. Zuletzt hatte der 48-Jährige schon mangelnde Widerstandskraft und Mentalität angeprangert.

In jüngerer Vergangenheit holte Wolfsburg in Leipzig nichts

Diese Versäumnisse auszumerzen, das fällt natürlich in seinen Aufgabenbereich. Gleiches gilt dafür, dass sich noch mehr Spieler auf dem Platz zu Führungsspielern weiterentwickeln. Auch wenn Rose gegen einige Verletzungsprobleme freilich wenig ausrichten kann.

Mit den Wölfen kommt am Samstag immerhin ein Gegner, der dem Tabellendritten zu Hause liegt. Bei den vergangenen drei Gastspielen in Sachsen (3:0, 2:0, 2:0 für RB) hatte der VfL nicht mal mehr ein Tor erzielt – somit konnte er auch keine Führung verspielen. Aber wer weiß, ob das Hasenhüttl-Team das jetzt überhaupt noch tun würde.

  

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