Über die Schwere der Wadenverletzung herrschte höchste Geheimhaltungsstufe, als Steven Skrzybski im ersten Trainingslager-Test Ende Juli vom Platz gehumpelt war. Rund acht Wochen später kehrte Kiels Routinier zurück und zeigte in Bochum auf Anhieb seinen Wert.
Routinier ist endlich wieder da
In den zurückliegenden beiden Zweitliga-Spielzeiten war Steven Skrzybski jeweils der Topscorer von Holstein Kiel. Trainer Marcel Rapp hatte während der Abwesenheit immer wieder den Wert des 31-jährigen Offensiv-Allrounders betont, ohne jedoch in den Jammermodus verfallen zu sein. Gleich beim ersten Joker-Einsatz nach der Pause demonstrierte der Ex-Schalker, wie bedeutungsvoll er für die Abteilung Attacke beim Aufsteiger ist.
„Einstudiert“, sagt Rapp, sei der Laufweg seines Rückkehrers beim Freistoß und bei der dann erfolgten Vorlage auf den Ausgleichsschützen Shuto Machino nicht gewesen, „aber wir wissen, in welchen Räumen er sich bewegt“. Und mit einem Augenzwinkern: „In der Szene ist auch im hohen Alter der Straßenfußballer aus ihm nochmal herausgekommen.“
„Straßenfußballer“ Skrzybski ordnet den späten, aber aufgrund der druckvollen zweiten Hälfte verdienten Ausgleich, seinem Alter angemessen, umgehend auch historisch ein: „Das ist der erste Punkt in der Bundesliga-Geschichte von Holstein, dafür sind wir dankbar.“
Drei Start-Niederlagen hatten das Potenzial, Spuren zu hinterlassen
Rein statistisch hilft den Kielern der eine Zähler vor den nun anstehenden Kräftemessen mit den Hochkarätern Frankfurt und Leverkusen nur bedingt weiter, die Protagonisten aber setzen auf die Wirkung des Teil-Erfolgserlebnisses. „Es war ein starkes Zeichen von uns als Mannschaft, nach dem Rückstand zurückzukommen“, erklärt Verteidiger Carl Johansson: „Wir wollten in Bochum mehr als einen Punkt, aber auf diesem können wir aufbauen.“
Darauf hofft auch Rapp, der offen einräumt, dass die drei Start-Niederlagen und vor allem auch die öffentliche Wahrnehmung sehr wohl das Potenzial hatten, Spuren bei seinen Spielern zu hinterlassen.
„Ich bin immer recht nüchtern in der Analyse und lasse mich nicht von dem beeinflussen, was geschrieben wird. Aber für die Jungs ist es schon wichtig, dass wir einen Punkt geholt haben“, sagt er: „Dass wir nicht wieder mit dem Gefühl nach Hause fahren, dass wir ein ganz gutes Spiel gemacht, aber immer noch null Punkte haben. Es ist ein guter Anfang.“ Und er erfolgte pünktlich mit dem verspäteten Saisonstart von Offensiv-Hoffnung Skrzybski.