Marcel Rapp fiel es sichtlich schwer, den gewohnten Optimismus auszustrahlen. Das 2:4 gegen Eintracht Frankfurt hat Holstein Kiel und seinem Trainer einmal mehr die Grenzen aufgezeigt – deutlicher noch als es das Ergebnis und der Spielverlauf suggerieren.
Aufsteiger kassiert im Schnitt 3,4 Gegentore – Skrzybski: „Es nervt sehr“
Zweimal hatten es die Störche gegen die Hessen am Sonntag geschafft, einen Rückstand auszugleichen. „Unsere Moral passt“, leitet Finn Porath daraus ab. Das meiste andere indes passt nicht. Vor allem der Rückwärtsgang klemmt bedenklich. 3,4 Gegentore kassierte der Aufsteiger bislang im Schnitt, dieser hätte gegen die Frankfurter noch deutlich schlimmer werden können. Vor allem nach Shuto Machinos zweitem Ausgleichstreffer ging es dahin und Trainer Rapp gesteht ehrlich ein: „Wir haben die Struktur in unserem Spiel verloren, konnten die Frankfurter Qualität nicht mehr stoppen und waren auch individuell nicht auf unserem höchsten Level.“
Die entscheidende Frage, da sich die Analysen danach wie die Fehler davor gleichen, lautet: Reicht das höchste individuelle Level Holsteins für die Bundesliga? „In der 2. Liga war die Defensive unser Prunkstück“, sagt Porath. Eine Liga höher erscheint sie die Achillesferse. „Es nervt sehr“, gesteht Steven Skrzybski, „denn wir sprechen jede Woche die individuellen Fehler an. Wir können nicht jedes Mal zwei, drei Gegentore bekommen.“ In den zurückliegenden beiden Heimspielen waren es gar sechs (gegen die Bayern) und nun vier. Der Routinier weiß: „Es sind große Schritte, die wir gehen müssen.“
Auf zarten Fortschritt folgt der nächste Rückfall
Das Problem ist: Auf einen zarten Fortschritt wie jüngst beim 2:2 in Bochum folgt der nächste Rückfall, und Skrzybski will die neue sportliche Umgebung nicht als alleiniges Argument anführen. „Natürlich ist die Qualität deutlich höher in der Bundesliga, aber wir können nicht immer alles nur auf die Qualität schieben, sonst würde ja jeder Aufsteiger immer so viele Gegentreffer bekommen.“ Seine Forderung: „Wir müssen das abstellen und in den Griff bekommen, denn die Gegner werden ja nicht leichter.“ Der nächste heißt Leverkusen. Und in der Verfassung vom Sonntag und angesichts der bereits längst analysierten aber scheinbar nicht abzustellenden Fehler, deutet nur wenig darauf hin, dass Holstein beim Meister, bestehen kann. Stattdessen verdichten sich schon früh die Anzeichen, dass es eine lange Saison für die Kieler werden kann.