Bayer 04 muss im Heimspiel gegen den FC St. Pauli auf Patrik Schick verzichten, sodass Xabi Alonso kein echter Mittelstürmer mehr zur Verfügung steht. Der Trainer nennt drei Optionen. Die naheliegendste davon ist Martin Terrier, der aber doppelt gehandicapt ist.
Xabi Alonso hofft auf eine Rückkehr gegen Inter
Sie hatten alles dafür getan, dass Patrik Schick am Samstag in der BayArena auflaufen kann. Doch die Wadenprobleme, die den zuletzt in Topform befindlichen Mittelstürmer am Dienstag beim 1:0-Sieg im DFB-Pokal-Achtelfinale beim FC Bayern München schon kurz nach seiner Einwechslung zum Aufgeben zwangen, lassen einen Einsatz nicht zu.
„Patrik ist für morgen nicht fit“, erklärt Xabi Alonso am Freitag auf der Pressekonferenz, „vielleicht ist er am Dienstag dabei.“ Dann empfängt Bayer 04 den italienischen Meister Inter Mailand in der Champions League.
Am Samstag jedoch muss Xabi Alonso seine Aufstellung und seinen Matchplan ohne Schick und damit ohne einen echten Mittelstürmer stricken. Fällt doch auch der eigentliche Zentrumsstürmer Nummer eins, Victor Boniface, mit einer Oberschenkelverletzung weiter aus. Leverkusens Trainer ist nach seiner taktischen Rochade in München, als er seine Elf freiwillig ohne Mittelstürmer beginnen ließ, diesmal gezwungen, eine Lösung ohne Neuner zu finden – in einem Spiel, das taktisch unter ganz anderen Vorzeichen steht.
„Nathan war eine Lösung für den Moment.“ (Xabi Alonso)
Die Räume, die die Leverkusener in München gegen extrem hoch pressende Bayern hinter der gegnerischen Abwehrkette vorfanden, wird Aufsteiger FC St. Pauli ihnen in der BayArena nicht offerieren. Xabi Alonso benötigt also eine Variante, die auch auf engem Raum Wirkung erzielt. Dass diese Nathan Tella heißt, ist eher unwahrscheinlich. Auch wenn dieser in München als Mittelstürmer zum Matchwinner wurde.
„Er war eine Lösung für den Moment, aber…“, sagt Xabi Alonso macht eine kleine Pause und biegt ab, bevor er zu viel verrät: „Er ist ein wichtiger Spieler, er ist immer dabei, hat von Anfang an oder von der Bank einen guten Impact. Er kann in viele Positionen spielen. Das hat er auch in England gezeigt.“ Doch trotz seines Siegtreffers in München, wo er Schick im Sturmzentrum ersetzte, ist er nur eine von drei Optionen, wie der Trainer betont: „Wir haben genug Möglichkeiten: Nicht nur Nathan, sondern auch Martin und Flo.“
Terrier ist noch am ehesten ein Mittelstürmer
Wobei die beiden Letzteren das Sturmduo im 3-5-2 bilden könnten. Seinen Topstar Florian Wirtz, in München nur formell Mittelstürmer in einem 4-1-4-1, nominierte Xabi Alonso zuletzt als Sturmpartner Schicks. Und Martin Terrier ist die naheliegendste Lösung als Aushilfsneuner. Diese Rolle hat der 1,84 Meter große Franzose bereits bei Stade Rennes in der Ligue 1 als falsche Neun gespielt. Zudem ist der Rechtsfuß durchaus ein gefährlicher Kopfballspieler und kommt mit seinem Drang, sich immer wieder zwischen der gegnerischen Abwehrlinie und den Sechsern zu bewegen, der Spielweise des variabel agierenden Boniface am ehesten nahe.
Allerdings ist Terrier nicht ganz ohne Handicap. Fiel der Angreifer doch zuletzt erst wegen Oberschenkelproblemen und direkt nach seinem Comeback gegen Heidenheim (5:2) mit einem Unterarmbruch aus. Dem 27-Jährigen, der zuletzt Ende Oktober beim 2:2 in Bremen in Leverkusens Anfangsformation stand, fehlt also der Wettkampfrhythmus.
„Manchmal sind solche Situation die Chance, etwas Neues auszuprobieren.“ (Xabi Alonso)
Zudem muss er zwei Wochen nach seiner Fraktur natürlich eine Schiene am rechten Arm tragen. Xabi Alonso sieht den Sommerzugang dennoch präpariert für einen Startelfeinsatz: „Martin ist frei. Er ist bereit, um von Anfang an zu spielen – wie die anderen Stürmer. Er hat gut trainiert. Martin ist vollkommen fit.“
Verraten möchte der Trainer natürlich noch nicht, wer gegen St. Pauli stürmt. „Manchmal sind solche Situationen eine Chance, etwas Neues auszuprobieren. Wir müssen kreativ sein“, weiß Xabi Alonso, zeigt sich jedoch gelassen, „aber wir haben ja auch zuletzt mit drei zentralen Mittelfeldspielern gespielt.“ Drei Sechser gleichzeitig auf dem Platz zu haben, war zuletzt die Lösung, als Bayer das Personal für die Dreieroffensive im 3-4-3 ausgegangen war.
Für Xabi Alonso sind die vertrauten Automatismen das Wichtigste
Jetzt könnte Terrier erstmals für Bayer 04 als Mittelstürmer fungieren. Xabi Alonso blickt dem Spiel ohne Spezialisten auf der Neun jedenfalls gelassen entgegen und setzt auf die vertrauten Automatismen. „Das Wichtigste ist, dass wir viele Basics in unserem Spiel haben, mit denen wir kleine Details ändern können. Wir haben eine gute Basis, aber der Matchplan ist in jedem Spiel ein anderer“, sagt der Leverkusener Trainer, „wir haben diese Bildung, jetzt schnell zu verstehen und zu entscheiden, was wir tun müssen.“
Egal, wie sich Xabi Alonso am Samstag entscheidet: Das Vertrauen seiner Spieler in die gewählte Lösung wird groß sein. Und das nicht erst, aber erst recht nach seinem genialen Schachzug beim 1:0-Sieg in München.