Stuttgart ist bei drei Remis und einer Niederlage erstmals unter Sebastian Hoeneß seit vier Auswärtsspielen sieglos. Ausgerechnet jetzt geht es zum 1. FC Heidenheim, gegen den der VfB immer so seine Probleme hat. Der Trainer rechnet mit einem Gegner, der den VfB „mit dem Messer zwischen den Zähnen erwartet“.. VfB holte in der Vorsaison nur einen Zähler gegen den FCH. Der Traditionsklub aus der baden-württembergischen Landeshauptstadt tut sich seit jeher schwer, wenn es gegen den „kleinen“ Landesrivalen geht. In der Vorsaison schnappte sich der Vizemeister gegen 15 von 17 Kontrahenten drei und mehr Zähler, gegen Doublegewinner Bayer Leverkusen wurden es bei zwei Remis zumindest noch zwei – aber gegen den FCH war es nur einer. Am 10. Spieltag unterlag man auf der Ostalb mit 0:2, in der Rückrunde reichte es in Stuttgart nach intensivem Hin und Her nur zu einem 3:3. Der VfB ist also gewarnt und der Trainer stellt den Alarm nochmal scharf.. Stuttgart ist auf schwierige Bedingungen vorbereitet. „Grundsätzlich fahre ich gerne nach Heidenheim“, sagt der 42-Jährige. Vor allem mit Blick auf die kurze Anreise. Diesmal, so Hoeneß, sei es nicht anders. „Aber natürlich in der Hoffnung, dort eine andere Leistung und ein anderes Ergebnis zu sehen.“ Der Gegner und die Gegebenheiten seien hinlänglich bekannt. Dass es beim Vorjahresaufsteiger nicht leicht ist, habe dieser „schon das eine oder andere Mal gezeigt. Das wird auch dieses Mal wieder so sein. Und dieses Jahr sind sie zu Hause stärker als auswärts. Es wird ein sehr herausforderndes Spiel. Deswegen müssen wir, anders als im letzten Jahr, sehr, sehr gut performen, um etwas mitzunehmen. Wir müssen sehr stark davon ausgehen, dass uns eine Mannschaft mit dem Messer zwischen den Zähnen empfangen wird“.. Auf die eigene Schärfe in Kopf und Körper werde ebenso gezielt hingearbeitet. Die Begebenheiten auf der Ostalb, wo das Stadion klein, eng und laut ist, und die dazugehörigen Platz- und Witterungsbedingungen, die vielleicht nicht den gewohnten Maßstäben entsprechen, werden explizit angesprochen. „Das machen wir immer. Das muss angesprochen werden“, sagt Hoeneß. „Es kann sein, dass es windig oder der Platz möglicherweise sehr feucht ist.“ Von weiteren Unwägbarkeiten ganz zu schweigen. „Dinge, die die Spieler morgen schon hören müssen und nicht erst am Spieltag. Wir bereiten sie, neben den fußballerischen Aspekten, vor allen Spielen auch auf bestimmte besondere Gegebenheiten und Widrigkeiten vor, die wir bewältigen müssen.“. FCH hatte zum gleichen Zeitpunkt der Vorsaison nur einen Punkt mehr. Dazu kommt ein Gegner, für den Hoeneß viel Lob übrig hat. „Das ist eine Mannschaft mit gutem Charakter. Da gibt der Trainer den Takt vor. Sie haben Moral, sie kämpfen.“ Auch am Donnerstag in der Conference League gegen Basaksehir (1:3) in der Türkei, „wo sie nicht so gut gespielt haben. Aber sie haben bis zum Schluss versucht, auch als es 1:3 stand, zurückzukommen“, meint der VfB-Cheftrainer, der die Handschrift von Coach Frank Schmidt klar erkennt. „Ich sehe keine schlechte Körpersprache, ich sehe niemanden, der nicht mehr läuft. Das ist schon mal ein Riesenpfund. Das ist auch das, was sie stark gemacht hat: der Zusammenhalt, die richtige Einstellung zum Spiel. Dazu konstante Abläufe über die Kontinuität, die sie im Klub haben.“. Und das obwohl Heidenheim in diesem Sommer, wie auch der VfB, nachhaltig substanzielle Qualität verloren hat. Mit Torjäger Tim Kleindienst, der in Gladbach stürmt und Nationalspieler geworden ist. Mit Flügelmann und Vorlagengeber Jan-Niklas Beste, der zu Benfica Lissabon gewechselt ist, und den flinken Angreifer Eren Dinkci, den es mittlerweile zum SC Freiburg verschlagen hat. „Dazu ist Marvin Pieringer, ihr Toptorjäger, aktuell verletzt“, erzählt Hoeneß. Dennoch sei der FCH trotz acht sieglosen Bundesliga-Spielen nicht zu unterschätzen. „Sie haben einen Punkt weniger als noch letztes Jahr zum gleichen Zeitpunkt. Das ist also keine Situation, mit der sie nicht umgehen können. Und man darf auch nicht vergessen, gegen wen sie zuletzt gespielt haben: Chelsea, Frankfurt, Leverkusen, Bayern …“. Und jetzt kommt der VfB, der seine Position in der Bundesliga stabilisieren beziehungsweise ausbauen will. „Das ist für uns eine Riesenchance, den Lauf, den wir haben, fortzusetzen und uns in einer Region festzusetzen, die super spannend ist.“ Nämlich in den internationalen Rängen. Und, nicht zu vergessen: „Um natürlich mit einem richtig guten Gefühl aus dem Jahr zu gehen. Dafür lohnt es sich, alles, wirklich alles zu mobilisieren“.