Heidenheim und die Partie gegen das große Vorbild

Der 1. FC Heidenheim und der SC Freiburg werden gerne in einen Topf geschmissen, wenn es darum geht, aus wenig viel zu machen. Frank Schmidt sieht den SCF jedoch deutlich weiter und wehrt sich nicht dagegen, wenn man Freiburg als Vorbild für Heidenheim bezeichnet.

Schmidt freut sich vor Freiburg-Spiel über vollen Kader

Gerne erinnert man sich in Heidenheim noch an den letzten Spieltag der vergangenen Saison zurück, als man dank eines 4:1 über den 1. FC Köln doch noch auf dem achten Rang gelandet ist, der bekanntlich für die Qualifikation zur Conference League berechtigt hatte.

Maßgeblich daran beteiligt war Eren Dinkci, der in seinem Jahr beim FCH nicht nur wegen eines Doppelpacks in dieser Partie in guter Erinnerung geblieben ist an der Brenz. „Natürlich freuen wir uns auf Eren Dinkci und ich hoffe, dass jeder einzelne FCH-Fan ihm einen entsprechenden Empfang bereitet“, sagt Schmidt, der ebenfalls noch einmal an diesen besonderen Spieltag erinnert: „Speziell in diesem Spiel ging es um viel für seinen neuen Arbeitgeber, aber eben auch um viel für uns. Da hat er zwei Tore gemacht. Er war komplett uneigennützig, hat nicht an die Zukunft gedacht, sondern hat die beste Leistung für den FCH gezeigt“, so Schmidt.

Warme Worte, statt Nachgetrete

Freiburg lief am Ende hinter Heidenheim ein und verpasste damit den Sprung ins internationale Geschäft. Dinkci habe menschlich wie sportlich perfekt nach Heidenheim gepasst, sich stark entwickelt und dem FCH dadurch in seinem ersten Bundesligajahr extrem geholfen, schwärmt Schmidt noch heute von seinem ehemaligen Außenbahnspieler. „Schade, dass er morgen gegen uns spielt“, fügt er grinsend an.

Auch dieser Umstand zeigt wieder den speziellen Umgang des FCH mit bestimmten Situationen im Profifußball-Geschäft. Da wird nicht nachgetreten, stattdessen werden den ehemaligen Spielern noch warme Worte entgegengebracht. Ähnliches hat man von Schmidt auch schon in Richtung Tim Kleindienst vernehmen können, der mittlerweile für Mönchengladbach stürmt. „Das war klar abgesteckt, dass Eren ein Jahr bei uns sein würde. Wir dachten allerdings, dass er nach Bremen zurückgehen würde. Er hat mit seiner Leistung uns geholfen, aber auch sich selbst“, sagt Schmidt, wenngleich er zugibt, Dinkci gerne beim FCH behalten zu haben.

Zuletzt erkrankt gewesen ist Denis Thomalla, der wieder ins Training zurückgekehrt ist, aber gegen Freiburg noch keine Option darstellt. Dazu gesellt sich nur noch der Langzeitverletzte Julian Niehues, ansonsten hat Schmidt den gesamten Kader zur Verfügung, was wieder für einige lange Gesichter sorgen wird, dessen ist sich der Coach bewusst. „Natürlich haben wir auch Spieler, die auch an diesem Wochenende nicht zufrieden sein werden. Das gehört aber dazu, Entscheidungen zu treffen. Und in der kommenden Woche dann geht es schon wieder weiter“, sagt er.

Schweres Erbe für Schuster

Pendant Julian Schuster hat nach der Ära Christian Streich auf der Trainerbank Platz genommen und „sein Rüstzeug vom Verein mitbekommen, um seinen Job perfekt auszuüben. Das hat er in den ersten Spielen bereits gezeigt“, hat Schmidt das Geschehen im Breisgau natürlich verfolgt. Auch die Freiburger sind mit sechs Punkten ordentlich in die Saison gestartet, die Teams begegnen sich also auch sprichwörtlich auf Augenhöhe.

Schmidt schätzt Schuster, das spürt man in seinen Aussagen, weiß aber gleichzeitig auch um die Schwere des Erbes, was sein Kollege angetreten ist. „Das ist natürlich nicht einfach, wenn man in solche Fußstapfen tritt. Aber Freiburg definiert sich, wie wir, auch über die Gemeinschaft und das macht vieles einfacher, als wenn man immer nur eine Person mit der anderen eins zu eins vergleicht“, sagt Schmidt. „Trotzdem muss er als Cheftrainer nun die Entscheidungen treffen.“ Schmidt denke aber, dass Schuster seinen Start als gelungen betrachten kann und traut ihm viel zu: „Ich bin mir sicher, dass er mit seiner Kenntnis in Freiburg auch eine Ära prägen kann.“

Niklas Dorsch ist gut integriert, aber noch kein Startelf-Kandidat

In Heidenheim achtet man auf die Feinheiten. „Das Entscheidende für mich ist nicht, wie man zu einem Verein kommt, sondern wie man wieder geht“, sagt Schmidt noch einmal in Richtung des Abgangs von Dinkci. Denn, wenn man sich in Heidenheim ordentlich verabschiedet, dann ist die Tür niemals ganz zu, was man bei der Personalie Niklas Dorsch beobachten konnte, den der FCH am Deadline Day noch vom FC Augsburg verpflichtet und damit zurückgeholt hatte. In Heidenheim ist damals der Stern von Dorsch aufgegangen, er half dabei, dass die Heidenheimer ihren Spielstil weiterentwickeln konnten.

Nun ist er wieder da, aber noch kein Kandidat für die Startelf. „Er hat sich, wenig überraschend, schnell wieder eingefunden. Das war ja auch ein Grund, warum wir an diesem Deadline Day diesen Transfer noch gemacht haben“, sagt Schmidt. Dem Mittelfeldspieler fehle allerdings aktuell noch die Spielpraxis der vergangenen Jahre. „Das ist immer wichtig, um eine Widerstandsfähigkeit zu entwickeln, auch körperlich. Körperlich ist er noch nicht bei 100 Prozent, spielerisch aber auf jeden Fall“, sagt Schmidt und begründet damit zugleich, warum er ihn in Dortmund bereits eingewechselt hat.

Da habe Dorsch wieder schnell „die Zügel in die Hand genommen“, so Schmidt. Es sei nun die Aufgabe des Trainerteams, Dorsch wieder fitzubekommen, denn er habe „eine Qualität, die wir so noch nicht hatten“ im Kader, sagt der FCH-Trainer mit einiger Vorfreude.

Der Tanz auf drei Hochzeiten hilft in der Argumentation

Die Stimmung ist gut beim FCH, sechs Punkte von neun möglichen sind eingefahren, im DFB-Pokal ist man weiter und in der Gruppenphase der Conference League gelandet. Auch dieses Wissen, im europäischen Wettbewerb mindestens sechs Gruppenspiele zu haben, hilft Schmidt aktuell, seinen Kader bei Laune zu halten.

Denn Rotationen werden zwangsläufig folgen bei diesem Tanz auf drei Hochzeiten. „Genau, aktuell tanzen wir zwar nicht so viel, da ist es etwas schwieriger. Ich dulde aber auch keine Spieler, die eine gewisse Unzufriedenheit reintragen würden, was bei uns aber nicht der Fall ist. Aber: die Wochen werden kommen“, blickt Schmidt voraus.

Und das wissen auch diejenigen Kicker in Heidenheim, die aktuell nicht in der Startelf stehen. Die Spieler wüssten, dass sie jetzt schon entsprechenden Einsatz zeigen müssten, „um dann in den Wochen, in denen viele Spiele sind, Einsatzzeiten zu bekommen“. Klingt plausibel. Es sei stets ein Geben und ein Nehmen, bei dem jeder im Verein seinen Job zu erfüllen habe. Am Samstag lautet der Job, Vorbild Freiburg daheim zu besiegen.

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