Dass der Fußball schnelllebig ist, hat Elias Saad schon oft erfahren. Vor zwei Jahren spielte St. Paulis Flügelstürmer noch in der Regionalliga für Norderstedt, und noch vor zwei Wochen legte er im TV-Interview ein Frust-Geständnis ab – nun ist er der gefeierte Held.
Spätstarter musste auch in der Bundesliga erst Anlauf nehmen
Saad blickte fast etwas ungläubig in die Sky-Kamera als er am Samstag übermittelt bekam, dass Experte und Ex-Nationalspieler Dietmar Hamann ihn soeben zu seinem Spieler des Spieltages gekürt hatte. „Grüße an Didi Hamann“, richtete der 24-Jährige leicht verlegen aus.
Zwei Wochen zuvor, nach St. Paulis letztem Auswärtsspiel, war Saad ebenfalls im TV-Interview, der Aufsteiger hatte 1:3 in Augsburg verloren, der gebürtige Wilhelmsburger zwar sein erstes Bundesligator vorbereitet, aber auch das vierte Pflichtspiel dieser Saison nur als Joker begonnen. Er gestand am DAZN-Mikrofon, es „sei auch Wut im Bauch. Jeden Tag gehe ich zum Training in der Hoffnung, dass ich wieder mehr Spielzeit bekomme. Aber der Trainer hat seine Idee.“
Der Trainer, Alexander Blessin, wollte St. Pauli in der Bundesliga kompakter und widerstandsfähiger ausrichten, setzte deshalb auf ein kompakteres Mittelfeld und eine Doppelspitze anstelle des Flügelpaares Saad und Oladapo Afolayan. Und der Spätstarter im Profifußball, der nie ein Nachwuchsleistungszentrum durchlaufen hat, brauchte auch in der neuen sportlichen Umgebung etwas Anlauf.
Irvines Vermutung
Doch der neue Trainer hielt nicht stur an seiner Idee fest, nachdem er registrierte, dass das Duo nicht nur offensiv den Unterschied ausmachen, sondern auch gegen den Ball seine Vorstellungen verwirklichen kann. Jackson Irvine sagt: „Vielleicht hat das Warten auf ihre Chance ein Feuer entfacht. Nach ihren Leistungen in der vorigen Saison waren sie heiß auf die Gelegenheit, das in der Bundesliga von Anfang an zu zeigen.“
Afolayan bestätigt die Einschätzung seines Kapitäns. „Ich genieße jedes Spiel, in dem ich auf dem Platz stehe.“ Und der Brite registriert, wieviel Einfluss er im Verbund mit Saad auch eine Liga höher auf St. Paulis Spiel nehmen kann. „Elias und ich wollten beide unbedingt zeigen, dass wir die Qualität haben, wir haben auch defensiv viel gearbeitet. Wir wissen, dass wir die Fähigkeit haben, anderen Teams damit Probleme zu bereiten.“
Blessin lobt die Entwicklung des Duos
Der statistische Lohn für das Duo: Nach anfänglichen Jokereinsätzen und nun zwei Startelf-Nominierungen sind sie im kicker unter den notenbesten Feldspielern gelistet: Saad liegt mit einem Durchschnitt von 2,38 auf Rang vier, Afolayan mit 2,75 auf Platz 12. Für Blessin indes ist etwas anderes entscheidend: „Beide arbeiten auch richtig gut gegen den Ball.“ Und sind deshalb mittlerweile auch in dem auf Kompaktheit ausgerichteten System des Trainers Unterschiedsspieler. Das schien noch vor wenigen Wochen nicht in Sicht. Doch kaum einer weiß besser, wie schnell sich die Dinge im Fußball drehen können als Saad.