1,121 Milliarden Euro erlöst die Deutsche Fußball Liga (DFL) von 2025/26 an aus den nationalen Medienrechten pro Saison. Das ist ein klarer Punktsieg für die junge Geschäftsführung. Ein Kommentar von kicker-Redakteur Benni Hofmann.
Zur Medienrechteauktion der DFL
Denn das Duo aus Dr. Marc Lenz und Dr. Steffen Merkel, in dessen Aufgabenbereich die Ausschreibung fällt, haben im Sommer 2023 zu einem komplizierten Zeitpunkt die Geschicke übernommen. Gerade erst war der erste Anlauf des Partnerprozesses gescheitert, manch Bundesliga-Funktionär drohte mehr oder minder unverhohlen mit der Abspaltung von der 2. Liga.
In dieser komplexen Lage die 36 Klubs zu einen mit ihren weit auseinanderdriftenden Interessen – denn die Nöte des FC Bayern sind nun einmal ganz andere als die der SV Elversberg – und zugleich das Geschäftsmodell sukzessive weiterzuentwickeln, war eine Herkulesaufgabe. Dass im Februar 2024 die abgespeckte Version des Investorenmodells scheiterte, ist weder Merkel noch Lenz zuzuschreiben.
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Den offenen Konflikt zwischen Stammverein und Kapitalseite um Martin Kind bei Hannover 96 nämlich haben die Vorgänger schwelen lassen. Dass das Liga-Präsidium um seinen Sprecher Hans-Joachim Watzke die Sache abbrach, war eine Vernunfteinsicht. Die viel befürchteten, weiteren „Erpressungsversuche“ der Ultras blieben aus – zumindest bislang.
Rückgang in La Liga, Ligue 1 und Serie A – Premier League stagniert
Nun haben zuvorderst Merkel und Lenz das Maximum aus der Ausschreibung herausgeholt. Zur Erinnerung: La Liga musste einen Rückgang verzeichnen, ebenso die Serie A von 927 auf 900 Millionen Euro. Die Premier League nimmt national zwar nominell mehr ein als zuvor, gemessen an der Anzahl der live übertragenen Spiele, die in ihrem neuen TV-Vertrag dazukommen, stagniert sie. Und die Ligue 1 schrumpfte bei den nationalen Medienrechten um mehr als 300 Millionen Euro. Dass der Liga eine leichte Steigerung gelungen ist in diesem Markt ist ein absolutes Ausrufezeichen.
Merkels Mannschaft ist es gelungen, mit DAZN und Sky trotz des im Sommer vom Zaun gebrochenen Rechtsstreits weiterhin zwei starke Wettbewerber im Spiel zu halten, für die die Bundesliga-Rechte enorm wichtig sind. Die erstaunlich einseitigen Interpretationen einer DFL-Niederlage vor dem Schiedsgericht, das die Neuausschreibung von Paket B anordnete, verkennen zwei Fakten: Zum einen, dass die 400-Millionen-Offerte von DAZN im April schlicht kein annahmefähiges Angebot darstellte, wie aus dem Urteilstenor hervorgeht. Zum anderen, dass der Streamingdienst eben noch nicht alles bezahlt hat.
Auch bei der nun folgenden Verteilungsdebatte heißt das Zauberwort: Diplomatie
Das Argument, die Liga hätte einem Zahlungsaufschub zugestimmt, ist ein schwaches. Welche andere Option hätten Merkel und Co. gehabt? Einen potenziellen, weiteren Medienrechtepartner per Vollstreckungstitel in die Wüste schicken? Wer nur die harte Hand walten lässt, wacht auf wie die Ligue 1, deren Manager sich zu viel Opportunismus leisteten und zu wenig Diplomatie. Auch wenn der letztgenannte Weg zunächst steinig wirken mag.
Diese aus Sicht des deutschen Fußballs erfolgreiche Auktion ist ein erster Schritt für Merkel und Lenz heraus aus dem riesigen Schatten ihres Vorvorgängers Christian Seifert. Zeit zum Durchschnaufen aber haben sie nicht. Schließlich steht nun die erwartbar scharfe Verteilungsdebatte um die TV-Millionen an. Auch hier heißt das Zauberwort: Diplomatie.