Ein bisschen Schalke in Bochum: Die Gründe fürs Beben und die Folgen

Rundumschlag beim VfL Bochum nach nur sieben Bundesliga-Spieltagen. Trainer Peter Zeidler wurde die Trendwende nicht mehr zugetraut, auch Sportdirektor Marc Lettau musste gehen beim Tabellenletzten. Warum eigentlich?

Wer für Zeidler übernehmen könnte

Der Klub, der mit einer hohen Zahl an Trainer-Entlassungen regelmäßig aufhorchen lässt, sitzt eigentlich ein paar Kilometer weiter westlich. Der FC Schalke ist in dieser Hinsicht ein schlechtes Vorbild, aber von Kontinuität ist auch beim Nachbarn VfL Bochum seit der Rückkehr in die Bundesliga 2021 nicht viel zu sehen.

Im April erst musste Thomas Letsch gehen, auf der letzten Rille rettete sich der VfL unter Interims-Coach Heiko Butscher. Auf Peter Zeidler folgt demnächst also bereits Trainer Nummer vier im Jahr 2024, wieder ein neuer Mann, der für bessere Zeiten beim Schlusslicht sorgen soll.

Erneut also kein Zeichen weitsichtiger Planung, auch wenn die sportliche Bilanz natürlich nahelegt, sich neu zu orientieren. Zeidlers Aufgabe war allerdings auch äußerst kompliziert. Im Sommer verlor der VfL wichtige Schlüsselspieler wie Kevin Stöger, Patrick Osterhage und Keven Schlotterbeck, zudem war und ist Defensiv-Stratege Bernardo immer noch verletzt. Es war abzusehen, dass der Umbruch Zeit benötigt.

Hinzu kommt, dass der VfL eben meist Spieler verpflichtet, die aktuell eine Delle in ihrer Karriere erleben, schon mal gehobene Qualität nachgewiesen, zuletzt aber meist wenig gespielt haben, aus den unterschiedlichsten Gründen. Also: Es war abzusehen, dass die Findungsphase eine gewisse Zeit braucht.

Zeidler wurde Zeit eingeräumt

Nun kann man den Bochumer Verantwortlichen sicher nicht vorwerfen, in Panik gehandelt zu haben. Immerhin räumten sie Zeidler trotz schlechter Startphase noch 14 Tage Zeit ein, um in der Ligapause neue Akzente zu setzen. Doch der Wiederbeginn ging mit einer grottenschlechten ersten Halbzeit in Sinsheim komplett in die Hose.

Zeidler zeigte sich auch durchaus nicht beratungsresistent, änderte sein System, versuchte auch personell vieles, doch Besserung war im Grunde genommen nicht zu erkennen. Vielleicht hat der Trainer-Routinier seine Profis mit seinen Plänen etwas überfordert, hätte vielleicht nicht auf einen so mutigen Stil setzen sollen.

Warum musste auch Lettau gehen?

Einigkeit über eine Ablösung des Trainers herrschte trotz der häufig desolaten Vorstellungen übrigens nicht. Die Diskussionen am Sonntag dauerten stundenlang, es gab unterschiedliche Gruppierungen, also auch weiterhin Befürworter der Zusammenarbeit mit Zeidler. Letztlich setzte sich aber die Meinung durch, es mit einem neuen Trainer zu versuchen.

Warum aber musste auch Sportdirektor Marc Lettau gehen? Die Transferbilanz dürfte eigentlich nicht gegen ihn sprechen, auch wenn der sportliche Erfolg bisher ausgeblieben ist. Lettau hatte im Sommer die komplizierte Aufgabe, wichtige Schlüsselspieler ersetzen zu müssen, ohne viel Geld zu investieren. Aber: Wer mit 50 Euro einkaufen geht, der wird sich auch keine Gucci-Handtasche leisten können.

Wie geht es jetzt weiter?

Dennoch ließ Lettau mit mehreren Transfers durchaus aufhorchen, auch wenn die meisten Spieler ihre sportliche Qualität bisher höchstens angedeutet haben. Dass aber zum Beispiel Ibrahima Sissoko und auch der bisher ziemlich enttäuschende Dani de Wit allein aufgrund ihrer Vita und früher gezeigten Qualität auch in Bochum Schlüsselspieler werden müssten, dazu benötigt es nicht viel Fantasie. Und einen Stürmer wie Myron Boadu nach Bochum zu lotsen, dürfte auch eine gute Idee gewesen sein, wie einige andere Transfers (Miyoshi, Baldé, Medic) auch.

„Zu viele Totalausfälle“: Hofmann wird deutlich

Und nun? Die logische Reihenfolge wäre eigentlich, zunächst einen Sportchef zu finden, dann einen Trainer zu suchen. Butscher wird diesmal wohl nicht, wie zuvor des Öfteren, übernehmen. Sehr wahrscheinlich wird zunächst Co-Trainer Markus Feldhoff gemeinsam mit Murat Ural einspringen, der auch unter Zeidler schon als Assistent beim VfL arbeitete.

Peter Stöger war nach der Beurlaubung von Letsch kontaktiert worden, er sagte damals allerdings ab und wird auch jetzt nicht infrage kommen. Der Name Enrico Maaßen machte damals auch die Runde, der frühere Coach des FC Augsburg ist aber mittlerweile beim FC St. Gallen angestellt, das ist kurioserweise der Ex-Klub von Zeidler.

Wie Zeidler war übrigens auch Letsch früher im Schuldienst. Zwei Pädagogen also, die zuletzt an der Castroper Straße das Sagen hatten. Es liegt nahe, dass der VfL diesmal einen Trainer mit einem etwas anderen Profil sucht.

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