Der 1. FC Heidenheim hat am Samstagnachmittag einen überraschenden Auswärtssieg in Mainz eingefahren. Bei Rotsünder Niklas Dorsch herrschten hinterher gemischte Gefühle vor.
Keeper Müller lobt Heidenheims Rotsünder
Der Druck, den sich die Heidenheimer nach zwei Bundesliga-Niederlagen in Folge selbst gemacht hatten, beflügelte den Conference-League-Teilnehmer in Mainz regelrecht.
„Ich glaube, dass wir gar nicht verkrampft waren. Ganz im Gegenteil, ich hatte das Gefühl auf dem Platz, dass wir aus Trotz eine bessere Leistung zeigen wollten und jeder extrem heiß war, sehr griffig in den ersten Minuten“, bilanzierte Niklas Dorsch hinterher in der Mixed Zone der Mewa Arena. „Das war am Ende der Schlüssel zum Erfolg, dass wir Mainz, vor allem mit den Fans und auch zu Hause, gar nicht groß ins Spiel kommen lassen.“
Nach dem 2:0 in Rheinhessen war auch Keeper Kevin Müller verständlicherweise hochzufrieden. „Wir haben in zwei Spielen sieben Gegentore gekriegt, das ist normal nicht unser Anspruch. Da wird es dann auch schwer zu punkten – und wir brauchen jeden Punkt, wie letztes Jahr auch.“
Einzig in Überzahl hätte Heidenheim seine Möglichkeiten „nicht konsequent ausgespielt“. Bis Dorsch mit einem unabsichtlichen Tritt in die Achillessehne von Gegenspieler Kaishu Sano wieder für Gleichzahl sorgte.
„Man sieht es glaube ich in meiner Reaktion, als ich noch zu Boden gehe, hebe ich direkt den Arm und wollte mich somit auch ein bisschen schon beim Gegner entschuldigen, weil ich gemerkt habe, dass ich ihn ganz böse treffe“, so der Übeltäter, der nach VAR-Check glatt Rot sah.
„Man hat gesehen, dass uns Dorschi in der Mitte sehr, sehr gut getan hat.“ (Kevin Müller)
Nun setzt Dorsch auf Milde beim DFB-Sportgericht. „Ich hoffe, dass in der Beurteilung alle Beteiligten auch sehen, dass ich keine böse Absichten hatte, ihm irgendwie böse weh zu tun oder irgendwie ungestüm in den Zweikampf gehe. Ich habe den Ball vielleicht vorher so ein bisschen behindert, will dann noch am Gegenspieler vorbei mit meinem rechten Fuß und steige ihn dann mit meinem Standbein sehr, sehr bitter auf den Fuß. Ich habe dann relativ schnell gemerkt, dass ich wahrscheinlich um eine Rote Karte nicht rumkomme.“
Auch Müller würde sich freuen, wenn Dorsch nur eine Ein-Spiel-Sperre bekommen würde. Denn: „Man hat gesehen, dass uns Dorschi in der Mitte sehr, sehr gut getan hat.“ Die Eingewöhnung nach der Rückkehr fiel Dorsch alles andere als schwer. Weil er alte Bekannte an der Seite habe – und talentierte Fußballer wie Paul Wanner. „Mit ihm habe ich mich auf dem Platz von Tag eins an blind verstanden. Er denkt glaube ich relativ ähnlich, was Fußball angeht – und da macht es einfach extrem viel Spaß, auf dem Platz zu stehen.“
Dorsch bringt Europa-Erfahrung mit
Zum Auftakt der Conference League am Donnerstag (18.45 Uhr, LIVE! bei kicker) gegen Olimpija Ljubljana könnte es diese Kombi wieder geben. „Das ist schon cool, keine Frage“, erklärte Müller am Samstag: „Ich bin jetzt 15 Jahre Profi, es hat lange gedauert bis dahin. Paul Wanner ist gerade mal 18 und macht jetzt schon sein erstes europäisches Spiel.“ Der 33-jährige Routinier verspüre „große, große Vorfreude“.
Europäische Erfahrung vorweisen kann indes Dorsch (fünf Europa-League-Einsätze und drei in der Champions-League-Qualifikation), der die Kollegen einschwören wird. „Ich kann den Jungs sagen, dass das absolut geile Spiele sind – Flutlicht, zu Hause. Es gibt nichts Schöneres.“ Am Donnerstag wollen Müller & Co. diese Einstellung teilen.
