Im Kader von Eintracht Frankfurt gibt es nur wenige Konstanten. Von den 16 Spielern, die 2022 im Europa-League-Finale beim 5:4 im Elfmeterschießen gegen die Glasgow Rangers auf dem Feld standen, sind nur noch drei da: Torhüter Kevin Trapp, Ansgar Knauff und Tuta. Letzter entwickelt sich in dieser Saison überraschend zum Leistungsträger.
Polyvalenz, Technik und starke Zweikampfwerte als Vorzüge
Der Innenverteidiger stand wegen seiner Leistungsschwankungen oft in der Kritik. Ex-Coach Oliver Glasner schimpfte über Tuta und dessen Abwehrkollegen: „Das ist eine Frage der Qualität. Ich weiß nicht, wie man Qualität trainieren kann.“ Auch unter Glasners Nachfolger Dino Toppmöller zeigte Tuta in der vergangenen Saison sehr durchwachsene Leistungen. Viele rechneten damit, dass der Verteidiger nun nicht mehr über die Rolle eines Ergänzungsspielers hinauskommen werde.
Das 150. Pflichtspiel für die Eintracht
Doch Tuta lässt sich nicht unterbuttern. Der für neun Millionen Euro Ablöse aus Bern geholte Innenverteidiger Aurele Amenda muss sich erst mal hinten anstellen. In allen sieben Pflichtspielen stand Tuta von der ersten bis zur letzten Minute auf dem Rasen, in Kiel absolvierte er am vergangenen Sonntag seinen 150. Einsatz im Adler-Trikot. Nur Urgestein Timothy Chandler (195) und der zurzeit verletzte Trapp (351) liegen vor ihm. Tuta wirkt bislang ungewöhnlich stabil, gewann an den ersten fünf Spieltagen 60 Prozent seiner Zweikämpfe (kicker-Notenschnitt: 2,6). Zum Vergleich: 2023/24 waren es 54 Prozent (kicker-Notenschnitt: 3,77).
Sportdirektor Timmo Hardung weiß, dass die Lehrjahre am Main für den Verteidiger kein Zuckerschlecken waren. „Zu Beginn der Saison 2021/22 hatte er einen ganz schweren Stand und war mehrere Wochen nicht im Kader. Doch er kam aus dieser schweren Zeit heraus, seitdem ist er Stammspieler. Seine Polyvalenz ist total wichtig für uns: Er hat auch schon auf der Sechs und als Rechtsverteidiger gespielt“, erklärt Hardung.
Gute Technik, riskante Entscheidungen?
Die phasenweise hohe Fehlerquote des 25-Jährigen führt Hardung auf einen ungewöhnlichen Grund zurück: Tutas fußballerische Qualität. „Das klingt ein bisschen merkwürdig, doch teilweise resultierten seine Fehler daraus, dass er zu viel wollte und zu riskante Entscheidungen traf“, analysiert der 34-Jährige. Tuta sei eben ein „sehr guter Fußballer“, zeige aber auch die nötige „Verteidigungsmentalität“.
Überraschender Einsatz auf der Sechs
Dass sich der 2019 aus Sao Paulo gekommene Verteidiger stabilisierte, liegt auch an den neuen Kollegen: Rasmus Kristensen (27) und Arthur Theate (24) helfen mit internationaler Erfahrung und Führungsqualitäten. Mittlerweile strotzt auch Tuta nur so vor Selbstvertrauen. In Kiel lief er in der ersten Hälfte überraschend auf der Sechs auf, wechselte dann wieder in die Innenverteidigung, wo er den gelb-rot-gefährdeten Amenda ersetze.
Auf beiden Positionen machte er einen ausgezeichneten Job. Das 1:0 durch Omar Marmoush leitete er mit einem starken Ball in die Tiefe ein, das 4:2 erzielte er selbst, nachdem er bei einer Ecke mit nach vorne gekommen war. Auch im bevorstehenden Auswärtsspiel bei Besiktas führt an Tuta kein Weg vorbei. Wahrscheinlich wird er in der Innenverteidigung an der Seite von Robin Koch auflaufen. Es sei denn, Mutter Natur hat etwas dagegen. Tutas Frau ist hochschwanger und erwartet ein Kind …