Die Debatte um die Belastung der Spieler wird derzeit intensiv geführt, von Spielerstreik war schon die Rede. Betroffen ist dabei aber nur eine kleine, dafür aber ganz entscheidende Minderheit. Bayern-Boss Jan-Christian Dreesen verwies dabei auf
Bayern-Boss: „Die Zahl unserer Spiele ist de facto zurückgegangen“
Einer, der die Diskussion über einen zu vollen Spielplan zurück auf die Tagesordnung brachte, war der spanische Nationalspieler Rodri, der vor seiner schlimmen Verletzung, laut über einen Spielerstreik nachgedacht hatte. Das Problem: Mehr Partien, weite Reisen, kurze Pausen: Stars und Trainer klagen schon länger über eine zu hohe Belastung – das betrifft in ganz besonderer Weise die Topspieler, die in Extremfällen auf bis zu 80 Spiele im Jahr kommen können.
Nur ein Bruchteil der Profis weltweit ist jedoch von extremer Wettkampfdichte und steigenden Belastungen betroffen, wie eine Analyse des Internationalen Zentrums für Sportstudien CIES hervorbrachte. Betroffen ist demnach nur ein kleiner Teil der Spieler, aber eben auch genau der Teil, der die ganz großen Gagen kassiert. Die Rechnung der Klubs dabei ist einfach: mehr Spiele = mehr Geld – und alle profitieren.
„Wenn wir die gleichen Wettbewerbe und die gleichen Einnahmen haben, ist das ein Problem.“ (Nasser Al-Khelaifi)
„Die Klubs finanzieren das Ökosystem und die Gehälter steigen und steigen“, betonte PSG-Präsident Nasser Al-Khelaifi, der zugleich Vorsitzender der Europäischen Klub-Vereinigung (ECA) ist, auf der ECA-Generalversammlung in Athen. „Wenn wir die gleichen Wettbewerbe und die gleichen Einnahmen haben, ist das ein Problem.“ Auch deshalb ist Al-Khelaifi ein Verfechter der neuen FIFA-Klub-WM mit 32 Mannschaften. In diesem Kontext verwies er auch darauf, dass es Beschwerden „über die von der FIFA festgelegte Begrenzung auf zwei Vereine pro Land“ gegeben habe – gerade von Klubs, die nicht mitspielen.
In 80 Spielen um die Welt: Wie die Belastung die Stars ans Limit bringtHol dir deinen Probemonat für kicker+
Auf der anderen Seite gibt es aber zugleich Beschwerden über zu viele Spiele. Was also tun? „Es muss eine Lösung gefunden werden, bei der alle Beteiligten offen und transparent zusammensitzen, um zu sehen, was für alle am besten ist – und nicht nur für eine Gruppe“, so der 50-Jährige.
Spielerstreiks sind keine Lösung
Für Bayern-Boss ECA-Co-Vorsitzenden Jan-Christian Dreesen sind Spielerstreiks jedenfalls nicht der richtige Ansatz. „Es ist nicht richtig, uns mit einem Streik von Leuten zu drohen, die in Bezug auf das Einkommen an der Spitze stehen“, sagte Dreesen. Auch seien Spieler unterschiedlich, so erinnerte Dreesen an Joshua Kimmich, der „gerade erst bei der Nationalmannschaft gesagt“ habe, „dass er sich zwar wahrscheinlich unbeliebt macht, aber dass er immer gerne spielt – und gerne viele Spiele hat.“
Die Diskussion scheint demnach nicht ganz so eindeutig. Dennoch ist auch ihm bewusst, dass die Belastung groß ist, erst Recht für ein Team wie den FC Bayern München. „Wenn wir eine Mannschaft wie unsere haben, mit 16 oder 18 Nationalspielern, die rund um den Globus zu verschiedenen Nationalmannschaftswettbewerben reisen, bedeutet das eine Menge ernsthafter Dinge in Bezug auf die Reisezeit, die sie benötigen. Für sie ist es definitiv schwer, die Arbeit zu erledigen, und wir müssen uns um ihr Wohlergehen kümmern.“
Dreesen sprach in diesem Kontext aber auch über die reale Belastung beim FC Bayern. „Wir haben die letzten fünf Jahre im Schnitt 50 Spiele gemacht, davor waren es zehn Jahre lang durchschnittlich 52. Die Zahl unserer Spiele ist also de facto zurückgegangen.“ Der 57-Jährige gab aber auch zu, dass die Münchner anders als englische oder spanische Klubs in der komfortablen Lage mit einer Liga aus 18 Mannschaften und nur einem Pokalwettbewerb seien. Jedoch würden die Kader auch etwas breiter werden und Trainer könnten mittlerweile auch häufiger wechseln. „Auch das ist die Wahrheit.“