De Wit & Co.: Formanstieg – und doch viel Frust

Keine Mannschaft verspielte in der Vorsaison so viele Punkte in der Schlussphase wie der VfL Bochum. Auch aktuell ist die Bilanz nach der Pause niederschmetternd.

Fehlende Kraft? Bochums Probleme in der zweiten Halbzeit

Schon kurios: Nach etwas holprigen Anfangsminuten erlebte der VfL Bochum die mit Abstand beste Halbzeit der laufenden Saison. Nach dem 2:4 in Dortmund aber überwiegen die Fragezeichen. Denn nicht zum ersten Mal stand die Mannschaft von Peter Zeidler trotz Führung am Ende mit leeren Händen da.

Ist es ein Trend? Ein Hinweis gar auf nicht ausreichende körperliche Verfassung? Diese Vermutung blockt Zeidler natürlich energisch ab. „Ich kenne diese Statistik auch, aber die Mannschaft soll physisch nicht fit sein? Das kann ich nicht nachvollziehen, in der Schlussphase zum Beispiel habe ich da keine Unterschiede gesehen.“

Knapp einen Kilometer mehr (114,44 km) als Borussia Dortmund liefen die Bochumer, zu sehen war aber auch, dass die Mannschaft nach der überaus starken Phase in der ersten Halbzeit den Faden verlor und sogar noch deutlicher hätte verlieren können angesichts des Dortmunder Chancenplus (11:4).

Allerdings: Die Gäste selbst hatten Top-Möglichkeiten, mehr Tore zu erzielen als nur die beiden durch Matus Bero und den ersten Bochum-Treffer von Dani de Wit. Als „Killermoment“ bezeichnete zum Beispiel Dortmunds Trainer Nuri Sahin die Szene, als Myron Boadu mit langem Anlauf auf das Dortmunder Tor zustrebte, den Ball aber knapp links neben den Kasten setzte. Eine Riesenmöglichkeit vergab später auch der eingewechselte Moritz Broschinski gegen seinen früheren Klub.

Noch kein eigener Treffer nach der Pause, aber schon neun Gegentore

Zuletzt gegen Kiel hatte der VfL nach 2:1-Führung in der Schlussphase noch den Ausgleich kassiert, in Freiburg hatte er geführt und am Ende doch 1:2 verloren. Nach der Pause erzielte der VfL bisher noch keinen einzigen Treffer, kassierte aber deren neun. Zu sehen war in Dortmund auch, dass nach der Pause die Intensität nachlässt, die Abstände zu groß wurden. „Das“, befand auch Felix Passlack an alter Wirkungsstätte, „haben wir in der ersten Halbzeit deutlich besser gemacht.“

Es kommt also darauf an, die richtige Balance zu finden. Wilde Phasen mit Gegenpressing, danach muss der VfL aber auch in der Lage sein, Körner zu sparen, ohne völlig die Linie zu verlieren oder dem Gegner zu viele Räume anzubieten. Im Abstiegskampf hat sich der VfL in den letzten Jahren vor allem deshalb bewährt, weil er stets große Intensität und Zweikampflautstärke auf den Platz brachte. Das ist unter Zeidler zumindest nicht durchgängig zu beobachten.

Zu sehen ist aber auch, und ganz besonders in der ersten Halbzeit, dass die Mannschaft immer besser das umsetzt, was Zeidler vorgibt. Die Korrekturen des neuen Trainers jedenfalls saßen: Drei eher defensiv denkende Strategen im Mittelfeld hinter Spielmacher Dani de Wit, das passt und sollte auch die Besetzung zum Beispiel im nächsten Heimspiel gegen den VfL Wolfsburg sein, wenn die Gastgeber schon mächtig unter Druck stehen.

Zeidler muss weiter auf den ersten Sieg mit dem VfL warten

Deutlich zu sehen, womöglich auch im Zusammenhang mit dem etwas veränderten System, der Form-Anstieg von Ibrahima Sissoko und natürlich de Wit, der sein erstes Tor im Bochumer Trikot erlebte. Der Niederländer lief 13,03 Kilometer, sorgte für Spielwitz, arbeitete auch sehr intensiv nach hinten. „Seine Laufstärke hat uns gut getan, seine Pässe und Ideen, und nach hinten hat er sehr leidenschaftlich verteidigt“, lobte Zeidler.

Der Trainer darf für sich reklamieren, dass seine jüngsten Maßnahmen fruchteten. Auf seinen ersten Sieg mit dem VfL allerdings wartet Zeidler nach wie vor. Darum ist der Druck vor dem Spiel gegen Wolfsburg am Samstag schon ganz enorm.

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