Jamie Gittens unterstrich beim Champions-League-Auftakt in Brügge seinen Wert für den BVB. Doch in welcher Rolle ist der Engländer aktuell am wichtigsten?
Der Engländer stellt BVB-Trainer Sahin vor eine schwere Entscheidung
Aus- und Einwechslungen gehören im Fußball dazu. Insofern ist es müßig, darüber zu diskutieren, ob Borussia Dortmund den Champions-League-Auftakt bei Club Brügge (3:0) am Mittwoch auch dann gewonnen hätte, wenn Jamie Gittens in der zweiten Hälfte von Trainer Nuri Sahin nicht aufs Feld geschickt worden wäre.
Unstrittig allerdings ist, dass der Engländer der Partie die entscheidende Wendung gab: Dank seines Doppelpacks (76., 86.) geriet der BVB auf die Siegerstraße, ehe Serhou Guirassy in der fünften Minute der Nachspielzeit per Strafstoß den Schlusspunkt zum 3:0 setzte.
Für Gittens war es bereits die zweite Matchwinner-Leistung der Saison, hatte er doch auch beim Bundesliga-Auftakt gegen Frankfurt beide Tore zum 2:0-Sieg erzielt – ebenfalls als Joker. Das wiederum führt in Dortmund zu der schwierigen Frage, in welcher Rolle der 20-Jährige derzeit am wertvollsten für seinen Klub ist: Als Starter oder als Joker? „Kein Spieler der Welt will ein Super-Sub sein“, sagt Sahin, „und trotzdem gibt es in jedem Spiel fünf Spieler, die reinkommen und den Unterschied machen müssen.“ So wie zuletzt Gittens in Brügge.
Argumente für weitere Joker-Einsätze
Dortmunds Trainer erzählte am Freitag die Anekdote, dass er am Morgen selbst zu seinem Flügelstürmer gegangen sei, um ihn zu fragen, ob er ihn beim nächsten Spiel in Stuttgart am Sonntag eigentlich wieder besser von der Bank aus bringen solle oder ob er nicht eigentlich starten lassen müsse. Beide haben lachen müssen, berichtete der Dortmunder Trainer, der die Antwort seines Spielers natürlich bereits vorher kannte: Schließlich wollen alle Fußballer von Anfang an spielen. Am liebsten immer.
Allerdings: Als Startspieler – etwa beim 0:0 in Bremen – war Gittens bislang weit weniger effektiv als als Joker. Was wiederum ein klares Argument für eine Fortbeschäftigung als Joker wäre. Sahin allerdings will das nicht geltend machen: „Ich fand, dass Jamie auch gute Spiele von Anfang an gemacht hat“, sagt der BVB-Chefcoach. „Das Spiel in Bremen nehme ich komplett raus, weil wir ihn dort nicht in die Situationen bekommen haben.“
Gittens Reifeprozess und Sahins Hilfestellung
Überhaupt seien die Fähigkeiten als Joker kein Grund, ihn nicht von Anfang an zu bringen. „Dafür“, sagt Sahin, „ist Jamie auch einfach viel zu gut. Dass er jetzt vier Tore von der Bank aus gemacht hat, heißt für mich nicht, dass er immer von der Bank kommen wird.“ Klar ist aber auch, dass Gittens seine angestoßenen Reifeprozess fortsetzen muss angesichts der hohen Konkurrenzdichte im Dortmunder Angriff.
Neben dem Engländer bewerben sich schließlich auch Karim Adeyemi, Donyell Malen, Maximilian Beier und das belgische Toptalent Julien Duranville um Spielzeit an der Seite von Guirassy, der einzigen echten Nummer 9 im Kader.
Vor allem die jüngeren Borussen – Gittens, Beier und Duranville – müssten sich noch entwickeln, sagt Sahin – und seien bereits dabei. „Wir müssen ihnen auf diesem Weg die Hand geben und ihnen helfen. Das ist unser Anspruch und der, den auch die Jungs haben.“ Zu der Hilfe gehört auch, zu bewerten, wann Gittens und Co „Super-Subs“ sein könnten und wann Super-Starter. Gelegenheiten zur Hilfestellung wird es angesichts des dichten Spielplans in den kommenden Wochen und Monaten ganz sicher reichlich geben.