Bei seinem Bayern-Rekord: Xabi Alonsos Defensiv-Plan geht auf

Bayer 04 präsentierte sich beim 1:1 von einer völlig neuen Seite. Statt Offensivfeuerwerk bot das Team von Xabi Alonso hohe Defensivkunst an – und bescherte ihrem Trainer damit einen Bundesligarekord.

Als erster Trainer in ersten vier Spielen gegen München ungeschlagen

Vor dem Spitzenspiel herrschte im Lager des Meisters eine gewisse Skepsis vor:  Konnte Bayer 04 nach den in den Vorwochen gezeigten defensiven Schwächen beim Rekordmeister bestehen, der bis zum Anpfiff des Gipfeltreffens in der Liga im Schnitt vier Mal pro 90 Minuten getroffen hatte? Die mit Nachspielzeit insgesamt 97 Minuten gaben darauf eine klare Antwort.

Bis auf Serge Gnabrys doppelten Auminiumtreffer und Michael Olises Schuss aus kurzer Distanz, den Lukas Hradecky stark parierte, wurden die hoch überlegenen Münchner nur von außerhalb des Strafraums gefährlich – wenn überhaupt. Eine tief stehende Werkself verteidigte ihre Box konsequent, leidenschaftlich und relativ sicher.

Ganz anders noch als beim 4:3-Sieg gegen Wolfsburg vor Wochenfrist. Weil die Abwehrkette immer wieder aufrückte und so die Abstände zwischen den Linien deutlich kleiner waren. Weil Bayer so im defensiven Mittelfeld besser in die Zweikämpfe kam, wo zudem mit Robert Andrich der defensivstärkste Sechser neben Xhaka zum Einsatz kam. Trainer Xabi Alonso hatte die richtigen Schlüsse gezogen und einen Ansatz gewählt, der griff. Weshalb auch der gute Abwehrchef Jonathan Tah hinterher nichts von Fortune wissen wollte.

Abwehrchef Tah möchte von Glück nichts wissen

„Wenn die Bayern zehn klare Chancen gehabt hätte, hätte ich gesagt glücklich“, hielt der Führungsspieler dagegen, „aber wir haben heute gut verteidigt. In den letzten Wochen wurden wir gefragt, ob wir bereit sind, in der defensive Topleistungen gegen so einen Gegner abzuliefern. Heute haben wir es gezeigt, dass wir bereit waren, das zu machen und auch bereit waren zu leiden. Deswegen war es nicht glücklich.“

In der Allianz-Arena ging der Matchplan von Xabi Alonso zumindest in der Rückwärtsbewegung komplett auf. „Wir haben letzte Woche darüber geredet. Die Defensive war nicht gut genug. Jede Woche drei Tore zu kriegen, reicht am Schluss nicht. Deswegen war das Ziel heute kompakt zu stehen, wenig zuzulassen gegen eine gute Mannschaft, die in der Allianz-Arena sehr schwer zu spielen ist“, erklärte also Stratege Granit Xhaka und urteilte: „Defensiv war es eine sehr, sehr gute Leistung. Mit dem Ball kann man etwas mehr machen, aber wir nehmen das 1:1 gerne mit. Es war sehr souveräne Leistung.“

„Wir haben das Spiel so angepasst, dass wir nicht in jeden Konter laufen.“ (Robert Andrich)

Weil Bayer eine neue Seite im eigenen Spiel aufzeigte. Statt Feuerwerk abzuliefern, legten die Leverkusener Ballkünstler ungewohnte  kämpferische Tugenden an den Tag. „Wir haben das Spiel so angepasst, dass wir nicht in jeden Konter laufen. Wenn die Münchner hier in einen Flow kommen, kannst du auch mal untergehen“, ordnete Torschütze und Vorkämpfer Andrich die ungewohnte taktische Marschroute ein, „dem haben wir heute standgehalten und kaum richtig Tempo aufkommen lassen, was hier schon wichtig ist. Wir haben die Räume sehr gut zugemacht“

Mit einer defensiveren Grundhaltung zu spielen, aber trotzdem nicht in eine zu passive Haltung zu verfallen, war Bayer bislang nicht gelungen. Dass die Werkself diese Qualität ausgerechnet im Spitzenspiel unter Beweis stellte, war essenziell. „Es war wichtig, hier eine gute Defensivleistung zu zeigen, konzentriert zu bleiben und den Bayern fast keine Chance zu geben, keine große Fehler zu machen“, erklärte Xabi Alonso nach dem Spiel, „das bedeutet, dass wir sehr seriös gespielt haben. Ich bin sehr glücklich mit dem Punkt.“

Der pragmatische Matchplan war fast alternativlos

Auch wenn dieser Pragmatismus nicht dem eigentlichen Ansatz des Spaniers entspricht, sah dieser den Matchplan aufgrund der Erfahrungen der Vorwochen als nahezu alternativlos an. „Heute haben wir sehr diszipliniert gearbeitet, mit große Leidenschaft und haben die Konzentration hoch gehalten. Mit dem Ball hatten wir Probleme“, gestand Xabi Alonso ein, betonte aber: „Heute mussten wir vielleicht so spielen.“

Um die Münchner Tormaschine zu stoppen. Was gut gelang – und Xabi Alonso an alter Wirkungsstätte einen Rekord bescherte: So ist der 42-Jährige als Trainer auch nach vier Duellen mit dem Rekordmeister ungeschlagen. Kein anderer Fußballehrer in der Geschichte der Bundesliga traf so oft auf den FC Bayern ohne zu verlieren.

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