Eine Woche nach seinem Patzer gegen St. Pauli wird Freiburgs Torwart in Bremen zum gefeierten Mann. Klub, Trainer und Kollegen stehen ohnehin unerschütterlich hinter ihm.
Freiburgs Nummer 1 avanciert diesmal zu einem Matchwinner
Neben dem Siegtorschützen Ritsu Doan brachte der Freiburger Erfolg in Bremen (1:0) am Samstag einen weiteren persönlichen Matchwinner hervor: Keeper Noah Atubolu (22) vereitelte schon nach 17 Minuten die größte Werder-Chance mit einer Glanztat gegen Felix Agu, hielt dann auch in der Nachspielzeit gegen Mitchell Weiser und Marco Grüll noch einmal die Null respektive die drei Punkte fest. Balsam für die Seele des Torhüters, der am vergangenen Spieltag beim 0:3 gegen St. Pauli das letzte Gegentor auf seine Kappe nehmen musste. Und dessen offenbar schwerer Stand bei einem Teil der Fans auch in seiner zweiten Saison als Nummer 1 immer wieder zum Thema wird.
Das Eigengewächs als potenzielle Identifikationsfigur mit schwerem Stand
Umso befremdlicher wirkt das, als Atubolu als Eigengewächs und gebürtiger Freiburger eigentlich ideale Voraussetzungen mitbringt, um sich zu einer Identifikationsfigur für den Klub zu entwickeln. Im Verein selbst besteht offensichtlich volle Überzeugung, dass der athletische 1,90-Meter-Hüne dafür auch das sportliche Potenzial besitzt. Als Atubolu in den ersten Saisonwochen infolge einer Blinddarm-OP fehlte, erwies sich Vertreter Florian Müller zwar als tadelloser Rückhalt. Parallel hielt Coach Julian Schuster gleichwohl kategorisch fest: „Noah bleibt unsere klare Nummer 1.“
„Man kann kritisieren. Aber warum Hass?“ (Christian Günter)
An den Attacken auf Atubolu in den sozialen Netzwerken, bereits vergangene Saison vom damaligen Coach Christian Streich deutlich gekontert, hat sich trotzdem offenbar ebenfalls nichts geändert. Weshalb nach dem Sieg in Bremen Kapitän Christian Günter einmal mehr Atubolu zur Seite sprang: „Die Leute müssen wissen, dass wir viele junge Spieler haben, die sich entwickeln müssen, die auch Fehler machen. Das gehört dazu, und als Verein stehen wir das zusammen durch. Ich hoffe, das respektieren sie und hören auf mit den Hass-Kommentaren. Man kann kritisieren – aber warum Hass? Das hilft uns nicht, das hilft Atu nicht, und das hilft auch denjenigen nicht, die diese Kommentare verbreiten.“
„Wir haben einen sehr, sehr talentierten Torwart, der sehr hart arbeitet“
Ein Patzer wie in der Vorwoche, als Atubolu einen Schuss von St. Paulis Elias Saad zum 0:3 durch die Hände flutschen ließ, ist natürlich nicht wegzudiskutieren. Aber, stellt Günter klar: „Wir haben nicht deshalb verloren. Gegen St. Pauli haben wir alle danebengelangt, jetzt in Bremen alle zusammen die richtige Reaktion gezeigt, auch Atu.“ Unabhängig von den ohnehin inakzeptablen persönlichen Beschimpfungen prophezeit Günter, dass Atubolu auch etwaige sportliche Zweifel Außenstehender nachhaltig besiegen werde: „Wir haben einen sehr, sehr talentierten Torwart, der sehr reflektiert ist, der auch weiß, wenn er mal etwas besser machen kann. Und einen, der sehr hart arbeitet. Das wird sich auf Strecke immer durchsetzen.“