Holstein Kiel holte bei Meister Leverkusen nach einem 0:2 noch einen Punkt, ganz zur Freude von Trainer Marcel Rapp, der ob des ungeahnten Comebacks auch ein klein bisschen Genugtuung verspürte. Für Fiete Arp ging eine lange Wartezeit zu Ende.
Kiel schafft gegen den Meister „ein kleines Wunder“
Fast sieben Jahre musste Fiete Arp auf seinen dritten Bundesliga-Treffer warten. Als 17-Jähriger hatte er am 10. Spieltag der Saison 2017/18 im HSV-Trikot zum 1:2-Endstand bei Hertha BSC getroffen, eine Woche später besorgte der Angreifer gegen den VfB Stuttgart den 3:1-Endstand – es blieben seine einzigen beiden Treffer in 18 Bundesliga-Spielen für die Rothosen. Arp stieg 2018 mit dem HSV ab und kam über den FC Bayern nach Kiel. Nach dem Aufstieg der Norddeutschen stand der mittlerweile 24-Jährige in der 69. Minute in der BayArena am Elfmeterpunkt und durfte nach fast sieben Jahren wieder einmal ein Tor in Deutschlands höchster Spielklasse bejubeln.
Dabei war es zunächst gar nicht klar, wer denn zum Elfmeter antreten würde, wie Arp danach bei Sky verriet. Er selbst dachte „sofort als der Pfiff kam, den schieße ich rein. Es war so ein Bauchgefühl, ich war froh, dass Benni Pichler gesagt hat, du darfst ihn schießen, hat ja auch Gott sei Dank geklappt.“
Joker Arp sticht
Zu Beginn des Spiels hatte Arp von der Bank aus verfolgen müssen, wie seine Mitspieler unter die Räder zu geraten drohten. Dann aber stabilisierte sich der Aufsteiger und kämpfte sich in die Partie. Auch Arp witterte eine „Chance für uns, ranzukommen – und genau so kam es“.
Erst verkürzte Max Geschwill mit der Schulter vor der Pause, dann wurde der zum zweiten Durchgang eingewechselte Arp selbst aktiv. „Wenn du es lange in Schlagdistanz hältst, dann kann ein kleines Wunder passieren und das ist jetzt geschehen“, lautete Arps schlichtes Fazit.
Das 2:2 bedeutete zudem auch den zweiten Punkt in der Kieler Bundesliga-Historie, mit dem der Aufsteiger zumindest einmal die Rote Laterne an den VfL Bochum übergab. Für Trainer Marcel Rapp war der Punktgewinn beim Meister nach einem 0:2-Rückstand natürlich ein Ausrufezeichen – und auch ein kleines bisschen Genugtuung: „Manche Experten haben gedacht, wir steigen aus der 2. Liga ab und jetzt sind wir in der Bundesliga und spielen gegen den Deutschen Meister, haben unseren Weg fortgesetzt mit jungen Spielern und holen hier einen Punkt.“ Dieser sei gerade für die Moral „brutal wichtig“.
Holtbys Hoffnung
Auch Lewis Holtby hatte sich in seinem 206. Bundesliga-Spiel zunächst noch ob der Leverkusener Dominanz auf „einen langen Arbeitstag“ eingestellt, doch weil er und seine Mitspieler „geduldig geblieben“ sind und „taktisch sehr seriös“ gespielt haben, reichte es zum Comeback. „Das gibt uns hoffentlich jetzt extrem viel Mut, weil ich habe noch nicht so viele Mannschaften hier einen Punkt holen sehen“, so die Hoffnung des 34-Jährigen.