Vor dem Gipfel ist der Rückstand von Bayer 04 auf den Spitzenreiter aus München auf acht Punkte angewachsen. Die Stimmung im Leverkusener Lager pendelt dabei zwischen Trotz, Realismus und Zuversicht.. Trotz acht Punkten Rückstand. Bevor Robert Andrich in der Mixed Zone natürlich nicht gut gelaunt vor die Journalisten trat, erhaschte der Mittelfeldspieler schnell noch einen Blick auf das Smartphone von Pressesprecher Dirk Mesch. Ob er sich die Tabelle denn angeschaut habe, wurde der Nationalspieler gefragt, der nur antwortete: „Weiß ich nicht. Werden wir nicht erfahren.“. „Wir gehen erstmal davon aus, dass wir gewinnen, weil wir selbstbewusst sind.“ (Robert Andrich). Andrich sagte dies nicht angepisst, sondern eher mit einem gewissen Trotz, den sich der eine oder andere der Bayer-Delegation in Wolfsburg nach dem 0:0 zu eigen machte, das den Leverkusener Rückstand auf den FC Bayern München auf acht Zähler hat anwachsen lassen. Und das direkt vor dem Gipfel in der BayArena, in der der Double-Gewinner am Samstag den Rekordmeister erwartet.. Wenn Bayer dort gewänne, setzte ein Reporter zur Frage an, als Andrich direkt einschob: „Davon gehen wir erstmals aus, weil wir selbstbewusst sind.“ Und wie realistisch wäre dann noch die Titelverteidigung bei immer noch fünf Punkten Rückstand und der deutlich schlechteren Tordifferenz? „Dann sind es noch zwölf Spiele. Da kann ja noch alles passieren. Und so gehen wir da auch rein“, erklärte Andrich kämpferisch.. Rolfes möchte nichts von einem Endspiel wissen. Der 30-Jährige signalisierte eindeutig, dass er nicht bereit ist, die Meisterschaft vorzeitig abzuschreiben. Ein solches Signal gen München zu senden, wäre ohnehin fatal und ist somit für den Führungsspieler indiskutabel.. Andrichs Ansage beinhaltet einen Sieg als unabdingbare Voraussetzung, um die Hoffnungen aufrecht zu erhalten. Simon Rolfes wollte nicht einmal so weit gehen und für Bayer 04 keine Partie mit Finalcharakter erkennen. „Nein, es sind noch viele Spiele“, entgegnete der Leverkusener Geschäftsführer, um danach allen noch möglichen Optimismus zur Schau stellen.. Bayer muss einen Grand ohne Vier gewinnen. „Wir müssen uns jetzt natürlich gut vorbereiten auf nächste Woche. Dass wir da wieder eine Topleistung zeigen wollen und eine Frische, eine Dynamik, die uns auszeichnet“, sagte Rolfes, „und dass wir in der BayArena mit unserem Publikum auch sehr sehr schwer zu schlagen sind und eine gute Ausgangssituation haben.“ Bestenfalls für das Gipfeltreffen, aber nicht grundsätzlich im Titelkampf.. In diesem halten die Münchner wieder alle Trümpfe in der Hand. Bayer muss einen Grand ohne Vier gewinnen: Bei acht Punkten Rückstand, die zu diesem Zeitpunkt einer Saison noch nie in der Liga-Geschichte aufgeholt wurden. Bei einer um 24 Treffer besseren Tordifferenz der Bayern, die ebenfalls nicht mehr erreichbar erscheint. Bei dem Münchner Lauf von jetzt sieben Liga-Siegen in Serie. Und bei Bayers mentalem Nachteil, das Spitzenspiel unbedingt gewinnen zu müssen.. „Ohne einen Sieg können wir den Titel fast abschreiben.“ (Lukas Hradecky). Dies steht zumindest für Torhüter und Kapitän außer Frage.“So wie die Bayern momentan drauf sind, können wir bei alles anderem als einem Sieg den Titel fast abschreiben“, sagt Lukas Hradecky, der auf eine Initialzündung beim Gipfel hofft: „Es sind noch viele Spiele. Wir müssen nur auf uns schauen. Mit einem Heimsieg können wir das Momentum der Bayern ein bisschen stören. Das Spiel zu gewinnen, ist das erste und das wichtigste Ziel erstmal.“. Doch selbst ein Dreier am Samstag brächte Bayer 04 dem Titel zwar näher, aber noch lange nicht nahe. „Selbst dann wird es schwierig“, weiß Hradecky, der die jüngste Münchner Ergebnis-Konstanz anerkennt: „So haben wir es uns nicht vorgestellt, dass sie so stark spielen. Wir spielen natürlich nicht eine Saison wie die vergangene, aber auch keine schlechte. Aber der Abstand ist leider wieder viel zu groß geworden.“. „Wenn wir gewinnen, sind wir auf fünf Punkte dran. Wir werden es probieren.“ (Xabi Alonso). Dennoch setzt auch Xabi Alonso auf einen Sieg als Schlüsselmoment. „Das Ziel ist, das Spiel zu gewinnen. Wenn das passiert, sind wir auf fünf Punkte dran. Wir werden es probieren“, verspricht der Leverkusener Trainer ein Aufbäumen im Kampf um Platz 1.. Und um dies zu unterstreichen, führt er alle Pluspunkte an, die für seine Mannschaft und gegen die am Mittwoch bei Celtic Glasgow um den Einzug ins Achtelfinale kämpfenden Münchner sprechen könnten: „Wir spielen zu Hause mit unseren Fans, mit guter Energie. Wir haben die ganze Woche Zeit zu trainieren. Wir haben keine Angst, keinen Stress. Ich habe keine große Sorge.“ Der Baske erklärt dies unbeirrt und in der Hoffnung, dass am späten Samstagabend die Chance auf den Titel noch zumindest eine reelle ist.