Der kurze Absatz auf Seite 2 der Einladung zu Borussia Dortmunds Mitgliederversammlung lässt aufhorchen. „Es wird ausdrücklich darauf hingewiesen, dass die ordentliche Mitgliederversammlung 2025 abhängig von der Dauer der Behandlung der einzelnen Tagesordnungspunkte über 24 Uhr hinaus andauern kann.“
Wenn es am Sonntag ab 11 Uhr in den Westfalenhallen zur jährlichen Zusammenkunft der rund 230.000 Mitglieder kommt, kann es aus verschiedenen Gründen durchaus länger dauern, bis alle Tagesordnungspunkte abgearbeitet und alle Anträge durchdiskutiert sind. Es steht viel auf dem Programm, eine prominente Wahl, brisante Anträge und viele diskussionsträchtige Themen.
Im Mittelpunkt wird zunächst Hans-Joachim Watzke stehen. Der aktuelle Vorstand der Geschäftsführung steht als einziger Kandidat zur Wahl, wenn ein neuer Präsident und damit ein Nachfolger von Reinhold Lunow gesucht wird. Vorausgegangen war dieser Kandidatur allerdings eine auch öffentlich geführte Diskussion. Zeitweise hatte es so ausgesehen, als ob sich Watzke und Lunow zur Wahl stellen würden, die angedachte erneute Kandidatur des Amtsinhabers hatte Watzke dabei überrascht – „weil es anders besprochen war“, wie er im Juni .
Erstmals als Hybrid-Veranstaltung
Es kam anders: Rund eine Woche, nachdem Watzke nach reiflicher Überlegung angekündigt hatte, , zog Lunow . Auch weil, so verkündete es der Mediziner damals, Watzke ihn in einem Gespräch versichert habe, die für ihn „relevanten Punkte im Falle seiner Wahl zum Vereinspräsidenten zu berücksichtigen“. Der bisherige Geschäftsführer benötigt für seine Wahl nun die einfache Mehrheit der abgegebenen Stimmen. , jedes Mitglied ist also stimmberechtigt, nicht nur die anwesenden. An einer Wahl Watzkes besteht auch deswegen im Grunde kein Zweifel.
Der designierte Präsident hat klare Pläne für seine Amtszeit, die zunächst drei Jahre dauern würde. Im Gespräch mit dem BVB-Fanportal schwatzgelb.de hinterlegte der BVB-Boss vor wenigen Tagen erneut, dass er sich auf „keinen Fall“ für den Aufsichtsrat der ausgelagerten Kapitalgesellschaft aufstellen würde, wie es üblich ist: „Ich möchte, wenn ich gewählt werde, nur noch für den e. V. verantwortlich sein – und dadurch wird das für mich auch viel einfacher.“
Im Aufsichtsrat wäre er, wie in den vergangenen 21 Jahren als Geschäftsführer, „wieder den Aktionären verpflichtet“ und das will der 66-Jährige nicht mehr: „Es hat echt manchmal gestresst und das fällt dann weg, dann bin ich zu 100 Prozent im e. V.“ Es wäre eine Rückkehr in „die Herzkammer von Borussia Dortmund“, wie Watzke es nennt: „Diesem Verein als Präsident vorstehen zu dürfen, das ist für mich ein Lebenstraum, da bin ich ganz ehrlich.“
Bekenntnis zu den anderen Sportarten
In neuer Position ginge der Blick dann vor allem auf andere Abteilungen, nicht mehr auf die Profi-Fußballer. „Dann gibt es von mir ein klares Bekenntnis zu den anderen Sportarten im e. V., das ist mir ganz wichtig. Sowohl im Spitzenbereich, beim Handball und beim Tischtennis, als auch im Breitenbereich.“ Dann geht es unter anderem um eine neue Sporthalle, das geplante Fanhaus und eine bessere Vernetzung mit der Stadt Dortmund.
Die nächsten Spiele des BVB
Nach seiner Wahl zum Präsidenten unter Tagesordnungspunkt 8 wäre Watzke aber auch sofort gefragt, denn danach übernähme er als Sitzungsleiter. Und der wird an diesem Sonntag wohl einiges zu tun bekommen. Fünf Anträge auf eine Satzungsänderung sind eingegangen, der im Vorfeld wohl meistdiskutierte wurde bereits wieder zurückgezogen.
Denn unter anderem sollte ursprünglich darüber abgestimmt werden, ob der Vorstand von drei auf vier Mitglieder erweitert wird. Die stark gestiegene Mitgliederzahl mache die Aufstockung notwendig, argumentieren die Antragssteller um Noch-Präsident Lunow. Für den Fall einer nötigen Dreiviertel-Mehrheit sollte neben Watzke, der bisherigen Vize-Präsidentin und designierten Schatzmeisterin Silke Seidel und dem Vizepräsidenten in spe, Daniel Lörcher (Ex-Ultra und -Anti-Diskriminierungs-Beauftragter), auch Sabine Aldermann zur Wahl stehen. Kritiker sahen diese Notwendigkeit ohnehin nicht, auf Bitte Aldermanns zogen die Antragsteller dann am Donnerstag zurück.
Rückkehr zum alten Wappen?
Dafür stehen neben den Formalia wie Abteilungsberichte und Wahlen zum Kassenprüfer – Ex-Profi Marcel Schmelzer kandidiert – weitere Anträge auf dem Programm, unter anderem auf eine Erweiterung des Grundwertekodex, eine Multi-Mitgliedschaft in mehreren Abteilungen und eine Rückkehr zum Vereinswappen von 1974. Zudem könnte das weiter lodernde Thema Rheinmetall durch Redebeiträge – digital wie analog – einen größeren Raum bekommen.
Es könnte also ein langer Tag werden, bevor am Montag ohnehin die ebenso turnusmäßige Hauptversammlung der Kapitalgesellschaft, also das Zusammenkommen der BVB-Aktionäre, stattfindet. Auch hier hat die Einladung für den Sonntag vorgesorgt: Falls die Mitgliederversammlung über Mitternacht hinaus dauern sollte und die traditionell nach Ende gereichte Erbsensuppe dann immer noch warmgehalten wird, gilt die Einladung „vorsorglich auch für Montag, den 24. November 2025“.
Borussia Dortmund blickt mit Spannung auf die Mitgliederversammlung am Sonntag. Hans-Joachim Watzke soll Präsident werden, mehrere Themen bergen Brisanz.

