Mert Kömür (19) wartet auf seinen Durchbruch beim FC Augsburg. Zu große Versprechen will Trainer Jess Thorup nicht eingehen.
Augsburgs U-Nationalspieler empfiehlt sich gegen Schalke
Ein Ständchen bekam Mert Kömür, als er vor fast zweieinhalb Jahren erstmals bei den Profis des FC Augsburg vorspielen durfte. Im Trainingslager im österreichischen Scheffau feierte er damals, im Sommer 2022, seinen 17. Geburtstag und erhielt von Trainer Enrico Maaßen eine erste Bewährungsprobe, strahlte in einer Tour übers ganze Gesicht.
Heute ist Kömür größer als damals, körperlich stabiler, älter natürlich auch und immer noch eine Frohnatur. Auf seinen Durchbruch wartet der viermalige deutsche U-20-Nationalspieler (zwei Tore) jedoch weiterhin. „Ich will noch mehr Spiele spielen nächste Saison“, hatte der in Dachau geborene Zehner im Mai gesagt, nachdem er seine Startelfpremiere am 34. Spieltag in Leverkusen (1:2) mit einem Traumtor gekrönt hatte.
Geklappt hat das bis hierhin nur bedingt, gerade mal zwei Kurzeinsätze in der Liga stehen in dieser Spielzeit zu Buche, im Pokal gegen Schalke (3:0) durfte Kömür am Dienstag rund 20 Minuten ran und war entscheidend am dritten (irregulären) Augsburger Treffer beteiligt.
Und so schwierig die Situation gerade auch sein mag, anmerken lässt sich der 19-Jährige gar nichts. Er strahlt immer noch in jedem der seltenen Interviews, gibt Reportern höflich die Hand und bedankt sich am Ende des Gesprächs. Und er sagt Sätze wie: „Ich versuche, alles für die Mannschaft zu tun.“ Oder: „Ich versuche, dass jedes Spiel ein Ausrufezeichen ist.“ Und man nimmt es ihm ab, Kömür scheint ganz einfach jede Minute nutzen zu wollen.
„Was er sehr gut macht, sind seine Offensivaktionen“, lobt Trainer Jess Thorup. „Das kann er, das macht er sehr gut.“ Was aber fehlt noch zum dauerhaften Durchbruch ganz oben? „Ich habe mit Mert darüber gesprochen, gegen den Ball fehlt noch die Intensität, der körperliche Einsatz. Wenn wir mit Achter spielen, braucht er bessere Zweikämpfe, mehr Druck. Die Dinge, die Elvis (Rexhbecaj) und Frank (Onyeka) zum Beispiel machen.“
In Thorups verändertem System mit Dreierkette, zwei Sechsern und zwei Achtern/Zehnern ist viel auf die körperliche Komponente ausgelegt. Und jetzt, wo sich mit Alexis Claude-Maurice ein spielstarker Akteur hinter der einzigen Spitze hervorgetan hat, setzt Thorup daneben eher auf den rustikalen Typ wie Rexhbecaj oder den zurückgezogenen Stürmer Phillip Tietz.
„Die müssen ihre Minuten, die sie bekommen, sehr gut nutzen.“ (Thorup über die Spieler, die hinten anstehen)
Es wird also eher eine Frage der Möglichkeiten, der Ausgangslage. In Partien wie zuletzt gegen Dortmund (2:1) braucht Thorup Kämpfer, in den sporadischen Fällen, in denen der FCA als Favorit ins Spiel geht, wie am Dienstag gegen Schalke, tut auch mal die technisch feine Klinge gut. „Man hat gesehen, wenn wir mehr den Ball haben, dann haben wir Möglichkeiten mit Arne Maier oder Mert“, findet der Trainer.
Kömür „ist nah dran“, sagt Thorup und schränkt sogleich ein: „Obwohl auch auf dieser Position sehr viel Konkurrenzkampf ist. Es wird nicht einfach für diejenigen. Die müssen ihre Minuten, die sie bekommen, sehr gut nutzen.“
Fußball, sagt der inzwischen erwachsene Kömür daher in der Manier eines Erwachsenen, „ist ein Geschäft, wo es mal aufgeht und mal nicht aufgeht. Jetzt hatte ich mal eine Phase, wo ich eher weniger gespielt habe, das gehört zum Fußball dazu. Ich glaube, das macht mich stärker, und daraus kann ich auch wachsen und immer mehr und immer bessere Leistungen zeigen.“ Und weiterhin strahlen. So oder so.
