Beim 2:2 gegen Newcastle gelingt Bayer nach Rückstand ein Comeback, blickt aber auch auf vier Partien mit nur einem Sieg zurück. Im Derby gegen den 1. FC Köln steht der Vizemeister unter Zugzwang, um nicht den Anschluss nach oben zu verlieren.
Richtungsweisendes Jahresfinale
Richtige Enttäuschung wollte Simon Rolfes nicht zeigen. Auch wenn Bayer 04 mit dem 2:2 gegen Newcastle United die Chance verspielt hatte, am Ende der Liga-Phase noch in die Top-8 vorzudringen, zog Leverkusens Geschäftsführer zurecht ein grundsätzlich positives Fazit nach dem Spiel, in dem bei idealem Verlauf auch mehr drin gewesen wäre als ein Punkt – allerdings auch weniger. Und so schwankte Rolfes Zufriedenheitsgrad mit dem Ausgang der Partie „je nachdem, welche Spielphase man nimmt.“
Rolfes möchte in den Play-offs einen Top-Gegner umgehen
Der von Torhüter Mark Flekken überflüssig verursachte Strafstoß für die Gäste gehörte wie die vor der Pause nicht gegebene, aber wegen einer potenziellen Notbremse möglichen Rote Karte für Newcastles Malick Thiaw zu den Momenten, die Rolfes nicht über das 2:2 jubeln lassen wollten. „Ich glaube, da musst du Rot geben, weil eine klare Torchance verhindert wird. Das hätte uns in die Karten gespielt, das Momentum auf unsere Seite zu drücken“, sagte der 43-Jährige, der aber wusste, dass das Remis am Ende in Ordnung ging, „in der zweiten Halbzeit gab es Phasen, in denen Newcastle ein bisschen stärker war.“
Die Tendenz in der Champions League, in der man mit nur zwei Zählern aus drei Partien einen Fehlstart hingelegt hatte, gefällt Rolfes allerdings. „Wir haben jetzt sieben Punkte aus den letzten drei Spielen geholt gegen Benfica Lissabon, Manchester City und Newcastle, die auch eine sehr, sehr starke Mannschaft sind“, urteilte der Manager, „wir sind gut unterwegs. Alles ist sehr, sehr eng beisammen. Wir haben die Möglichkeit, nicht nur Play-offs zu schaffen, sondern auch eine gute Position zu erreichen.“ Um damit eventuell einem Hochkaräter in der Runde der letzten 32 Teams aus dem Weg zu gehen.
„Die Mannschaft hat eine gute Entwicklung in den letzten Wochen genommen, auch in engen Spielen.“ (Simon Rolfes)
Vor allem die Reaktion der Mannschaft auf ihren halbgaren Auftritt am Samstag bei der 0:2-Niederlage durfte der Geschäftsführer als positives Signal einordnen. „Wir haben es in vielen Situationen, gerade am Anfang, wirklich richtig gut gemacht. Es war ein gutes Champions-League-Spiel“, sagte Rolfes, der am Samstag noch mangelnde Aggressivität und Bereitschaft in der Zweikampfführung angeprangert hatte.
Doch gegen Newcastle hielt die Werkself konsequent dagegen, knickte in komplizierten Spielphasen wie schon zuletzt beim 2:0-Sieg in Manchester oder dem 1:0-Erfolg im Achtelfinale des DFB-Pokals bei Borussia Dortmund nicht weg. Die Profis gaben eine starke Antwort auf die Kritik von Rolfes, der feststellte: „Die Mannschaft hat eine gute Entwicklung in den letzten Wochen genommen, auch in engen Spielen. Auch heute ist sie noch mal zurückzukommen, als du vielleicht das Gefühl hattest nach dem 1:2: Mist, wir haben es am Anfang verpasst, das Spiel in unsere Richtung zu drücken in der ersten Halbzeit. Doch die Mannschaft ist zurückgekommen. Das ist alles sehr positiv.“
In den großen Spielen war Bayer zuletzt in der Tat maximal emotionalisiert
In den großen Spielen war Bayer zuletzt in der Tat maximal emotionalisiert und entsprechend aggressiv. Der Auftritt in Augsburg soll ein Ausrutscher bleiben. Dort hatte die Mannschaft nach den drei vorangegangenen Highlights, den beiden Duellen mit dem BVB in Liga und Pokal sowie dem Coup in Manchester, einen Spannungsabfall erlitten, der nicht aufzufangen war.
Ein solcher sollte am Samstag im Liga-Alltag nicht erneut auftreten. Steht doch mit dem Derby gegen den 1. FC Köln eine Partie mit besonderer Brisanz an. Aber auch ein Spiel, in dem Bayer unbedingt dreifach punkten muss. Sonst würde sich die jüngste Phase ganz anders darstellen, als sie Rolfes akut beschreibt. Gilt es doch, in der Liga nach der 1:2-Niederlage gegen den BVB und dem 0:2 in Augsburg nicht mit dem dritten Spiel ohne Sieg den Anschluss an die Plätze 2 und 3 zu verlieren.
Der Serie in der Champions League steht die Delle in der Liga gegenüber
Der Serie in der Champions League steht nämlich die Delle in der Liga gegenüber, die nicht zu mehr werden darf. Zuletzt überzeugte das Team von Trainer Kasper Hjulmand spielerisch nur phasenweise, konnte bei den Erfolgen in Manchester und beim Pokal-Spiel in Dortmund die relative Chancenarmut mit einzelnen, allerdings brillanten Aktionen und einer hohen Effizienz übertünchen. Ein Balanceakt, der nicht immer so gelingen wird.
Und so betont Rolfes vor dem Derby in erster Linie nicht den emotionalen Aspekt, sondern blickt rein aufs Zählbare. „Es ist wichtig, nachzulegen und einen weiteren Schritt auch in der Bundesliga zu machen. Das ist das alles entscheidende“, sagt der Ex-Profi, „dass es gegen Köln geht, okay, das ist für Fans immer etwas Besonderes. Für uns geht es einfach darum, in der Bundesliga die nächste Top-Leistung abzurufen.“ Mit dem entsprechenden Ergebnis.
Die Spiele gegen Köln und in Leipzig sind richtungsweisend
Denn käme am Samstag erneut ein Unentschieden heraus, wäre Rolfes sicherlich nicht damit zufrieden. Weil die jüngste Bilanz mit dann nur einem Sieg aus fünf Pflichtspielen nichts Gutes verhieße. Die beiden Partien vor Weihnachten gegen Köln und in Leipzig werden richtungsweisend.
Gegen den FC muss Bayer gewinnen, um nicht in die Situation zu geraten, nur einer von vielleicht vier Klubs zu sein, die hinter dem FC Bayern, Leipzig und dem BVB um Rang 4 und damit um den letzten Champions-League-Platz spielen. Eine mental maximal anspruchsvolle Konstellation.
Beim 2:2 gegen Newcastle gelingt Bayer nach Rückstand ein Comeback, blickt aber auch auf vier Partien mit nur einem Sieg zurück. Im Derby gegen den 1. FC Köln steht der Vizemeister unter Zugzwang, um nicht den Anschluss nach oben zu verlieren.
