Der VfB Stuttgart war in den letzten Jahren der Angstgegner von Borussia Dortmund. Und dank ist er das auch weiterhin. Dass der BVB auch das siebte Duell mit dem VfB in Folge nicht gewinnen konnte (fünf Niederlagen, zwei Remis) lag am Samstagnachmittag insbesondere an der Leistung des sechsmaligen Nationalspielers, der bei so manchem Dortmunder wohl Albträume auslösen dürfte.
Weder die 2:0-Pausenführung reichte den Dortmundern zum Bruch mit der Serie, noch der vermeintliche Lucky Punch durch Karim Adeyemi in der 89. Minute. Weil Undav mit seinem ganzen Portfolio erst per Doppelpack zum zwischenzeitlichen 2:2 ausglich und dann in der Nachspielzeit noch ein drittes Tor zum 3:3 nachlegte. Sein erstes Tor erzielte er per Rückzieher aus spitzem Winkel, beim zweiten spitzelte er den Ball in bester Stürmermanier an Torhüter Gregor Kobel vorbei, um den Dreierpack mit einem feinen Schuss aus der Drehung gegen die Laufrichtung des Dortmunder Schlussmanns perfekt zu machen.
„Das ist typisch bei den Verteidigern, die schauen nicht auf den Gegenspieler“
„Ich habe keine Worte dafür. Gegen Dortmund drei Tore zu machen, passiert nicht jede Woche“, sagte Undav nach dem Spiel bei Sky und lobte die Moral seiner Stuttgarter: „Es war wichtig, nach der ersten Halbzeit das erste Tor zu machen. Nach dem 1:2 wussten wir, das Spiel wird offen sein. Wir sind dreimal zurückgekommen, besser hätte es nicht laufen können. Am Ende waren die Dortmunder schon am Jubeln und dann mach‘ ich das 3:3.“
Zum Spiel
In seiner gewohnt lockeren Art wurde der 29-Jährige dann auch nicht müde, mit einem Augenzwinkern in Eigenlob zu versinken. „Na klar“ habe er beim 2:2 auf den zweiten Pfosten spekuliert: „Da macht ein Stürmer in der Saison fünf, sechs Tore, wenn er immer auf den zweiten Pfosten läuft.“ Zuvor hatte er beim 1:2 „nur auf einen Kontakt“ gewartet, weil er wusste, Gegenspieler „Emre Can guckt nur hoch. Das ist typisch bei den Verteidigern, die schauen nicht auf den Gegenspieler“. Die Krönung sei dann beim dritten Tor erfolgt: „Weltklasse, wie ich meinen Körper reinstelle und durch die Beine abschließe, muss ich sagen.“
Rosen bekam Undav aber nicht nur von sich selbst gereicht. „Der Deniz ist ein abgezockter Hund, der macht halt die Dinger“, musste auch Dortmunds Maximilian Beier neidlos anerkennen. Und auch Teamkollege Angelo Stiller bremste Undav nicht aus: „Er darf sich feiern lassen, dafür haben wir ihn doch“, so der Mittelfeld-Lenker, für den Undav stets „zwischen Kreisklasse und Weltklasse“ wandelt.
„Wenn ich jetzt drei Spiele nicht treffe, bin ich wieder ein schlechter Spieler“
Mit nun sechs Toren schließt Undav zur Top 3 in der auf, die Bayerns Harry Kane mit 14 Toren zwar dominiert, in der sonst aber nur Gladbachs Haris Tabakovic öfter traf als der Stuttgarter. Als Signal an Bundestrainer Julian Nagelsmann, der ihn letztmals im Juni nominiert hatte, wollte er seine fünf Tore in den vergangenen beiden Spielen (vor der Länderspielpause traf er gegen den FC Augsburg doppelt) aber nicht nutzen. „Das Spiel war noch keine Bewerbung“, sagte Undav hinsichtlich der WM im kommenden Sommer. „Wenn ich jetzt drei Spiele nicht treffe, bin ich wieder ein schlechter Spieler. Ich muss konstant Leistung bringen und Tore schießen.“
Gelegenheiten dafür bieten sich in den kommenden Wochen natürlich zuhauf: Alleine vor Weihnachten stehen noch sechs Pflichtspiele für Stuttgart an, schon am Donnerstag (21 Uhr, LIVE! bei kicker) geht es in der Europa League bei den Go Ahead Eagles weiter.
Nach seinem Doppelpack gegen Augsburg legte Deniz Undav in Dortmund noch einmal einen drauf. Gegen den BVB erzielte der 29-Jährige drei Tore – eines schöner als das andere – und lobte sich selbst auf Undav-typische Weise über den Klee.
