Ritsu Doan ist bei Eintracht Frankfurt der Mann für die wichtigen Momente. Dabei kann der Japaner längst noch nicht sein volles Potenzial entfalten, viel muss er sich selbst erarbeiten.
Japaner kommt noch nicht voll zur Geltung
Die finale Bewerbung kostete die Eintracht fast die Champions League. Am 34. Spieltag der Vorsaison war Ritsu Doan im Trikot des SC Freiburg der überragende Mann der ersten Halbzeit und erzielte den Führungstreffer gegen die Frankfurter im Endspiel um die Königsklasse. Der Ausgang ist bekannt: Frankfurt drehte das Spiel, gewann 3:1, sicherte sich Platz 3 – und zwölf Wochen später die Dienste Doans.
Auch wenn der Japaner am Main längst noch nicht sein volles Potenzial entfalten konnte, hat sich die Sockelablöse in Höhe von 21 Millionen Euro schon jetzt gelohnt. Drei seiner Tore bedeuteten 1:0-Führungen. Jeder Scorerpunkt, acht in der Summe, ist direkt mit Siegen verknüpft. Die 1:0-Heimsiege gegen Augsburg und Mainz sicherte Doan mit starken Einzelleistungen, das 3:1 in Hoffenheim geriet mit zwei Toren und einer Vorlage zur Doan-Gala. Hinzukommen zwei Assists beim wilden 6:4 in Gladbach sowie eine Vorlage beim 4:3 in Köln. Wie die Stimmung rund um den Traditionsverein aussähe, hätte man all diese Spiele nicht gewonnen, will sich im Frankfurter Proficamp im Schatten des Waldstadions niemand ausmalen. Trainer Dino Toppmöller am wenigsten.
Die Tore erarbeitet sich Doan selbst
Der Japaner ist in diesem Halbjahr, in dem es der Eintracht an Konstanz und defensiver Stabilität fehlt, der Mann für die wichtigen Momente. Im erwartet zähen Spiel gegen die Augsburger am vergangenen Samstagnachmittag, als sich der Champions-League-Teilnehmer nicht großartig vom Abstiegskandidaten abhob, setzte Doan zum Dribbling an und öffnete das 13. Türchen des Adventskalenders. Eine „Willensleistung“, wie es Toppmöller betitelte: „Ritsu wurde in der Situation zweimal gefoult, aber er bleibt auf den Beinen, er will sich unbedingt durchsetzen, unbedingt diesen Schuss nehmen.“
Doan zeigte seinen Signature Move, der an Arjen Robbens Standardrepertoire erinnert: Von rechts außen zog der 27-Jährige ins Zentrum, schüttelte im Dribbling drei Augsburger ab, legte sich den Ball auf den starken linken Fuß und zog ab. Chrislain Matsima fälschte den Ball unhaltbar ab.
So erfreulich dieser Moment für die Eintracht auch ist, zeigt er zugleich das Problem auf. Die Gelegenheit für den Abschluss hat sich Doan selbst erarbeitet. Ähnlich basierte schon der Siegtreffer gegen Mainz auf einer Einzelaktion. Es muss den Mitspielern gelingen, den Rechtsaußen viel häufiger in diese Momente zu bringen, so wie es in der Vergangenheit in Freiburg der Fall war. „Wir müssen schauen, dass wir Ritsu häufiger in diese Situationen bekommen. Gerade dann, wenn er nach innen zieht, hat er seine Qualitäten. Dann spielt er nicht mehr ab, sondern sucht den Abschluss“, erklärt Sportvorstand Markus Krösche.
Was in Freiburg einfacher war
Doan ist dank seiner vielfältigen Qualitäten auf verschiedenen Wegen einsetzbar. „Wir müssen lernen, dass wir gegen tief stehende Gegner versuchen, noch schneller nach vorn zu spielen, um ihn in die Zwischenräume und vor den Sechzehner zu bekommen“, fordert Krösche. Hat Doan erst mal den Ball am Fuß, Geschwindigkeit aufgenommen und freien Raum in Sicht, ist es schwierig, ihn regelkonform zu stoppen. Zugleich weiß der 62-malige Nationalspieler Japans auch im Kombinationsspiel zu glänzen und seine Mitspieler in die gefährlichen Räume zu schicken.
Doch so einfach, wie die Sache auf dem Papier wirkt, ist es in der Realität eben nicht. Mit der Eintracht trifft Doan deutlich häufiger auf vorwiegend defensiv eingestellte Gegner, als das noch mit dem Sport-Club der Fall war. Ergo fehlen ihm die Räume zur Entfaltung. Darauf verweist auch Krösche: „Oftmals ist er weit auf der Außenbahn, wo er gedoppelt wird. Das ist nicht einfach gegen einen Gegner, der sehr tief steht und Räume eng macht.“
Doan besser einzubinden, ist einer der Schlüssel für die Rückrunde.
Ritsu Doan ist bei Eintracht Frankfurt der Mann für die wichtigen Momente. Dabei kann der Japaner längst noch nicht sein volles Potenzial entfalten, viel muss er sich selbst erarbeiten.
