Hinten abgeräumt, zwei Tore eingeleitet: Niklas Süle überzeugte beim Sieg von Borussia Dortmund aus dem Stand und bekommt Lob von den BVB-Verantwortlichen.
BVB-Verteidiger direkt bester Spieler auf dem Platz
Auf einmal war er da, genauer gesagt sogar zweimal. Erst stellte sich Niklas Süle am eigenen Fünfmeterraum Mönchengladbachs Angreifer Haris Tabakovic in den Schussweg, wenige Sekunden später grätschte er eine potenziell gefährliche Hereingabe von Florian Neuhaus im Strafraum resolut zur Ecke.
Aus der Tiefe der eigenen Hälfte hatte sich der 30-Jährige beide Male im richtigen Moment in den Weg gestellt, unaufgeregt, zielsicher, mit dem Instinkt eines erfahrenen Abwehrspielers – irgendwie so, als wäre er nie weg gewesen. Dabei war Süle in den vergangenen Wochen und Monaten sehr wohl aus der öffentlichen Wahrnehmung verschwunden. Nach einem schwachen Auftritt beim Ex-Verein Bayern München mit Auswechslung zur Pause und einer langwierigen Zehenverletzung war es einmal mehr ruhig um den einstigen Nationalspieler geworden – bis Freitag.
Abgeräumt und vorgelegt
Gegen Mönchengladbach stand der Verteidiger erstmals seit Mitte Oktober wieder in der ersten Elf, zum erst dritten Mal in der laufenden Saison. Dass der 30-Jährige seiner Nominierung trotz der Ausfälle von Waldemar Anton, Aaron Anselmino und Ramy Bensebaini nicht sicher sein konnte und durchaus auch Rechtsverteidiger Julian Ryerson in die Dreierkette hätte rutschen können, zeigt den stark gesunkenen Status von Süle im Dezember 2025 – zumindest den vor dem Spiel.
Denn das Comeback geriet erstaunlich. Süle räumte nicht nur defensiv über 90 Minuten wie in den Szenen gegen Tabakovic und Neuhaus ab, er war auch an beiden Treffern zum 2:0-Sieg zum Jahresende beteiligt. Zu Julian Brandts Volley-Abnahme gab er mit einer butterweichen Flanke aus dem Halbfeld die Vorlage, vor Maximilian Beiers Tor in der Nachspielzeit eroberte er den Ball und schuf gleich noch mit einem cleveren Laufweg nach außen den Raum für Assist-Geber Fabio Silva in der Zentrale.
„Wissen alle, was er kann“
War Süles grandioser Auftritt also eine Überraschung? Aufgrund der vergangenen Monate schon, grundsätzlich und aufgrund der außergewöhnlichen Fähigkeiten als Fußballer nicht, findet auch dessen Trainer Niko Kovac. „Wir wissen alle, was er kann“, befand der: „Es war keine Überraschung.“ Dass Süle so spielen kann, ist bekannt; dass er es aber auch zeigt, passierte in den inzwischen dreieinhalb Jahren beim BVB unterm Strich zu selten.
Wird die Leistung gegen Gladbach nun also der nächste Wendepunkt für Süle und Dortmund in einer bisher enttäuschenden Zusammenarbeit? „Ich hoffe, dass er daran nach der Pause anknüpfen kann“, sagt Kovac: „Ich bin froh, dass ich ihn habe.“ Allerdings hatten in der bisherigen Spielzeit andere Innenverteidiger die Nase vorne, der Dauerbrenner Anton, der gesetzte Nico Schlotterbeck, Kapitän Emre Can, der umfunktionierte Linksverteidiger Bensebaini und das argentinische Talent Anselmino.
Entscheidung gefallen? „Nein!“
„Er hat eine gute Leistung gebracht, vor allem, wenn man bedenkt, was heute und die letzten Tage auf ihn eingeprasselt ist“, lobte auch Sportdirektor Sebastian Kehl und betonte, „wie kritisch die Berichterstattung über ihn ist“. Allerdings hatte Süle dafür mit zu wenigen guten Leistungen, nicht erfüllten Erwartungen und dem immer wiederkehrenden Thema der mangelnden körperlichen Fitness seit 2022 auch genug Grundlagen geliefert.
Kehl zumindest wollte vor allem auf die Leistung am Freitag schauen. „Da stand ein Junge auf dem Platz, der lange nicht gespielt hat. Deswegen muss ich schon sagen: ‚Respekt vor der Leistung , Niki‘.“ Denn wie Süle mit der fehlenden Matchpraxis umgegangen sei, „über 90 Minuten, das kann man wirklich positiv sehen“.
Und deswegen wollte der Sportdirektor auch keine Entscheidung mit Blick auf den im Sommer auslaufenden Vertrag verkünden, obwohl im Grunde seit einiger Zeit so gut wie sicher ist, dass sich dann die Wege zwischen dem Klub und einem seiner Top-Verdiener trennen. Ob schon klar sei, dass Süle keinen neuen Kontrakt bekäme? „Nein!“, antwortete Kehl. Die nächsten Monate werden Klarheit bringen, auch wenn die Wahrscheinlichkeit gering bleibt, dass der Profi weiter Dortmunder sein wird.
Hinten abgeräumt, zwei Tore eingeleitet: Niklas Süle überzeugte beim Sieg von Borussia Dortmund aus dem Stand und bekommt Lob von den BVB-Verantwortlichen.
