Streich: „Zu viele Preise alleine sind auch nicht gut“

Christian Streich nahm bei der Gala in der Nürnberger Tafelhalle gleich zwei Trophäen entgegen: Den Walther-Bensemann-Preis und die Auszeichnung für den Fußballspruch des Jahres, die er sich mit Horst Hrubesch teilt.

Doppelsieg mit Hrubesch beim Fußballspruch des Jahres

Als es bei der Abstimmung des Saalpublikums über den besten Fußballspruch 2024 zu einem Unentschieden kam, wandte sich Streich an die Zuschauer: „Der Horst ist nicht hier, das ist ungerecht.“ Keiner müsse für ihn stimmen, nur weil er anwesend sei, meinte der 59-Jährige. Doch auch die beiden folgenden Wahlgänge brachten kein klares Ergebnis.

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Die Deutsche Akademie für Fußball-Kultur entschied sich deshalb für zwei Sieger. Die Auszeichnung teilen sich Hrubesch mit „Bei unserer Qualität macht es keinen Sinn, Spiele zu verlieren“ und Streich mit „Jagger, Keith Richards, Ron Wood – die sind Kult. Ich bin ein Kültle.“ Streich sprang schwungvoll auf die Bühne und sagte: „Es ist wunderbar. Ich freue mich sehr, dass ich das mit Horst teilen kann. Zu viele Preise alleine sind auch nicht gut.“

Zum Höhepunkt des Abends stand der 59-Jährige bei der Ehrung mit dem Walther-Bensemann-Preis anschließend alleine im Mittelpunkt. Mit Moderatorin Katrin Müller-Hohenstein sprach Streich über …

… seinen neuen Alltag: „Ich habe 29 Jahre immer genau gewusst, was ich zu tun habe. Jetzt ist die ganze Struktur weg. Das sind jetzt ganz interessante Zustände teilweise. Das wollte ich genau so. Ich habe gewusst, in Freiburg muss neue Energie rein, das funktioniert super. Die Entscheidung ist gut für mich und für den Verein. Es war Zeit.“

„Du musst damit umgehen können, wenn du Montagmorgens um zehn im Wald rumläufst.“ (Christian Streich)

… die Umstellung: „Du musst damit umgehen können, wenn du Montagmorgens um zehn im Wald rumläufst. Man hat sehr viele Möglichkeiten, aber das heißt nicht, dass man die guten auswählt. Dafür braucht man Zeit und Ruhe.“

… seine Vorbilder: „Das sind unzählige Leute. Musiker oder Theaterleute, die ich für ihre Tätigkeit bewundere. Es müssen keine berühmten Leute sein. Wenn jemand etwas bastelt oder handwerkliche Fähigkeiten hat, stehe ich staunend da. Ich bewundere viele Leute. Zum Beispiel den Historiker, der mich durch Nürnberg geführt hat. Was er gewusst hat und welche Verknüpfungen er herstellen konnte, war unglaublich.“

… Walther Bensemann: „Dieser Mann, der vor über 100 Jahren den kicker gegründet hat, war sehr lange vergessen. Es ist schön, dass es diesen Preis gibt, und den gibt es noch nicht sehr lange. Es ist schön, dass der kicker unabhängige Historiker erforschen ließ, was in der dunklen Zeit passiert ist. Dieser Mann hat Länderspiele organisiert und viele deutsche Vereine gegründet, er war ein herausragender Journalist, wie Quellen zeigen, er hat unheimliche Verdienste für den Fußball, hat die Menschen zusammengebracht. Und ein paar Jahre später wurde dieser Mann diffamiert und musste aus dem Land, weil er der jüdischen Religionsgemeinschaft angehörte.“

… die Bedeutung der Historie: „Es ist gut, dass dieser Mann wieder in Erinnerung gerufen wird. Wir haben die Verpflichtung, besonders wir Alten, dass wir den Jungen gerecht werden. Es gibt keine Gegenwart ohne Vergangenheit. Man muss aufarbeiten, was war, sonst gibt es keine Wahrheit. Schauen sie nach Russland, schauen sie in andere Gegenden, schauen sie bei uns, wie Dinge nicht aufgearbeitet werden und zu was es führt.“

„Wir Trainer sind ja wahnsinnig eitel. Wir wollen, dass die Leute jubeln und sagen: Das hat er gut gemacht.“ (Christian Streich)

… Dinge, die er am Trainerjob nicht vermisst: „Ich vermisse einiges nicht – aber vielleicht stimmt das nicht. Offensichtlich war ich gerne in den Stadien und auf der Bühne. Offensichtlich habe ich das gebraucht. Wir Trainer sind ja wahnsinnig eitel. Wir wollen, dass die Leute jubeln und sagen: Das hat er gut gemacht. Das war toll. Jetzt hoffe ich, dass ich andere Dinge neben dem Fußball finde, wo ich etwas lernen und gestalten kann. Damit ich nicht sagen muss, ich kann nur auf dem Kickplatz stehen. Ich sollte noch was anderes machen außer Preise kriegen.“

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