Alexander Blessin hatte seiner Mannschaft wie schon vor der Länderspielpause in erneut ein klares Defensivkonzept verordnet. Das Motto auf St. Pauli lautete: Ein Schritt zurück, um wieder nach vorn zu kommen. Aber: Es führte nicht ans Ziel, weil der Vortrag vor allem im ersten Durchgang überaus mutlos geriet und auch des Trainers Systemumstellung nicht entscheidend griff.
Rückkehrer Irvine sieht beim entscheidenden Gegentor nicht gut aus
Blessin hatte erstmals seit dessen Fuß-Operation wieder in die Startelf beordert und für den Kapitän sein System umgestellt. Der Australier spielte als einer von zwei Achtern neben vor dem einzigen Sechser , und es ist geradezu symbolisch für die bislang erfolglose Suche nach Auswegen aus der Krise, dass ausgerechnet der Rückkehrer beim entscheidenden Gegentreffer nicht gut aussah: Irvine antizipierte nach einem langen Einwurf nicht gut und stand zu weit vom Torschützen entfernt.
St. Paulis Trainer versucht, die Entstehung dieser Niederlage in erster Linie mit der augenblicklichen Situation in Zusammenhang zu bringen und findet: „Es ist typisch, dass der Ball bei den Unionern genau da runterfällt, bei uns springt er gegen den Innenpfosten und beim möglichen Nachschuss rutscht unser Spieler aus.“ Blessin hadert nicht zu Unrecht mit jener Szene aus der 74. Minute, in der zunächst das Aluminium traf und dann nicht zur Stelle war, zur Wahrheit aber gehört: Es war die einzige herausgespielte Großchance dieser Partie – das ist zu wenig gegen einen gleichermaßen stabilen wie biederen Gegner. Und vor allem auch zu wenig für die Wende.
Um seinen Job bangen muss Blessin dennoch nicht. Nach Andreas Bornemann vor der Länderspielpause stärkte nun auch Oke Göttlich demonstrativ den 52-jährigen Schwaben. Unmittelbar nach Abpfiff erklärte St. Paulis Präsident am DAZN-Mikrofon: „Wir können die Situation richtig einordnen. Wir diskutieren nicht über den Trainer.“ Er fordert: „Wir brauchen Stabilität, das ist der einzige Weg für den Klassenkampf.“
Blessins Rezept für die Rückkehr zur Stabilität ist in diesen tristen Novembertagen eine betont defensive Ausrichtung und er findet: „Freiburg war schon ein kleiner Schritt, gegen Union war es wieder ein kleiner Schritt.“ Das liegt naturgemäß im Auge des Betrachters. Gemessen an dem vorangegangenen Zerfall gegen waren die jüngsten beiden Vorträge tatsächlich Schrittchen. Die Fantasie, wie durch diese der große Schritt aus der Krise gelingen soll, wecken sie indes nicht. Zumal es die kommenden beiden Partien in sich haben: In der Liga geht es nun nacheinander zum FC Bayern und zum 1. FC Köln.
Der FC St. Pauli hat am Sonntagabend auch gegen Union Berlin verloren und mit dem 0:1 Geschichte geschrieben. Acht Niederlagen in Folge gab es in der Bundesligageschichte des Kiez-Klubs noch nie. Personelle Konsequenzen indes wird die historische Niederlagen-Serie nicht haben.
