Auch wenn es diese Saison kein Gipfeltreffen ist: Das Duell zwischen Dortmund und Bayern hat nach wie vor eine große Bedeutung, auch im Schiedsrichterwesen. Am Samstag wird zum ersten Mal der aufstrebende FIFA-Referee Sven Jablonski (34) den deutschen „Klassiker“ leiten.
Aufstrebender FIFA-Referee pfeift den „Klassiker“
Die Ansetzung an sich ist bereits eine Auszeichnung. Wie viel diese nachhaltig wert sein wird, entscheidet sich aber besonders beim Schiedsrichter erst durch die Leistung auf dem Platz. Fest steht jedoch: Wer mit der Leitung des prestigeträchtigen Duells zwischen Dortmund und Bayern betraut wird, hat sich im Kreis der Unparteiischen einen gehobenen Status erarbeitet.
Am kommenden Samstag in Dortmund wird nach kicker-Informationen Sven Jablonski seine Feuertaufe im deutschen „Klassiker“ erleben. Das Portal ig-schiedsrichter.de hatte darüber zuerst berichtet. Für den 34 Jahre alten aufstrebenden Referee aus Bremen markiert dieses nach wie vor weltweit beachtete Topspiel einen weiteren Meilenstein.
Jablonski erarbeitete sich schnell ein hohes Ansehen
Recht schnell nach seinem Bundesligadebüt 2017 erarbeitete sich der gelernte Bankkaufmann auch bei Spielern, Trainer und Managern ein hohes Ansehen durch gute Kommunikation und beständige Leistungen mit wenig groben Fehlern. Beispielweise Anfang 2023 erhielt Jablonski von Klub-Akteuren und Kollegen viel öffentliches Lob – eher ungewöhnlich für einen Schiedsrichter.
Die erste Ansetzung beim Duell zwischen BVB und FCB schien schon damals nur noch eine Frage der Zeit zu sein. Der langjährige Schiri-Chef Lutz Fröhlich ließ aber noch anderen den Vortritt. In den acht Klassikern seit Sommer 2020 nominierte er in dessen letzter Saison noch einmal Manuel Gräfe (kicker-Note 1,0), jeweils zweimal Marco Fritz (2,5/2,0) und Deniz Aytekin (2,5/3,0) sowie Felix Zwayer (5,5), Daniel Siebert (5,5) und brachte zuletzt im März 2024 in Person von Harm Osmers auch einen Debütanten (5,0).
Drei gute Bundesligaspiele seit Sommer – und der Fehler in Wolfsburg
Fröhlichs Nachfolger Knut Kircher setzt nun erstmals auf Jablonski, der seit Januar 2022 FIFA-Schiedsrichter ist, zu Beginn dieser Saison in die international zweithöchste First-Kategorie aufgestiegen ist und derzeit bei 97 Bundesliga-Einsätzen steht. International durfte Jablonski unter anderem zuletzt zweimal in der Europa League Hexenkessel-Erfahrung sammeln: Im Spiel der Glasgow Rangers gegen Lyon (1:4) sowie von Besiktas Istanbul gegen Malmö (2:1).
In der Bundesliga lieferte Jablonski seit Sommer drei gute Spielleitungen ab – und eine schlechte. Sein offener Umgang mit seinem klaren Wahrnehmungsfehler, der beim Spiel Wolfsburg gegen Stuttgart zur falschen Gelb-Roten Karte für Atakan Karazor geführt hatte, wurde in der Branche allerdings vielerorts wohlwollend registriert.
Warum die Auswahl an Kandidaten zusätzlich beschränkt war
Nun folgt die Prüfung auf Deutschlands größter Bühne vor über 81.000 Zuschauern gegen den renommiertesten Gegner. Dass dieses Duell für einen Referee auch sehr negative Folgen haben kann, musste zuletzt vor allem Zwayer erleben. Der Berliner FIFA-Referee legte wegen mehrfacher Anfeindungen und Drohungen nach dem Spiel im Dezember 2021 eine mehrwöchige Einsatzpause ein und wurde zwischenzeitlich bis zum Beginn dieser Saison nicht mehr für BVB-Spiele eingeteilt.
Auch die FIFA-Referees Siebert und Osmers standen nach falsch bewerteten Schlüsselszenen im Anschluss an die Partie Bayern gegen Dortmund zuletzt im Fokus. Auch Tobias Stieler, aktuell neben Zwayer und Siebert der dritte deutsche Referee in der höchsten FIFA-Kategorie „Elite“, konnte bei seinem bisher letzten Klassiker-Einsatz im Mai 2020 nicht überzeugen (Note 5,0).
Die Auswahl an geeigneten Kandidaten für den Liga-Hit war diesmal zusätzlich beschränkt. Fritz, der in den vergangenen Jahren zweimal gute Bewertungen bekommen hatte, beendete im Sommer seine aktive Karriere und die auf breiter Basis anerkannte Spitzenkraft Aytekin hat wegen einer Achillessehnenverletzung diese Saison noch kein Spiel geleitet. Darüber hinaus kam der zweimalige Weltschiedsrichter Felix Brych durch seinen Heimat- und Wohnort München noch nie für diese Begegnung in Betracht.