Während im Sturm die Leverkusener Personalnot immer größer wird, streift der bisherige Edel-Reservist Patrik Schick mit seinem Hattrick beim 5:2 gegen Heidenheim alle Sorgen ab und wird für seine Klasse geadelt.
Beim 5:2-Sieg mehr als nur ein Boniface-Ersatz
Hätte man Patrik Schick nach den ersten 20 Minuten der Partie gegen den 1. FC Heidenheim danach fragen können, welches Gefühl er habe, wäre diese Antwort alles andere als positiv ausgefallen. War der Mittelstürmer bis dahin doch kaum ins Spiel eingebunden, bei dem Bayer 04 gegen sehr mannorientiert verteidigende Gäste nicht in Schwung kam und zudem dem Gegner noch bei zwei Gegentreffern Pate stand. Von der Helden-Rolle, die dem 28-jährgen Stürmer am Ende zukommen sollte, war zu diesem Zeitpunkt nichts zu erahnen.
Im Gegenteil. „In der ersten Hälfte habe ich nach dem 0:2 gedacht: Was ist denn los? Die ersten 25 Minuten waren eine Katastrophe“, erklärte der Mittelstürmer, der später beim 5:2-Sieg zum Matchwinner werden sollte. „Zum Glück haben wir dann zwei Tore geschossen bis zur Halbzeit. Die zweite Hälfte war dann schon perfekt.“
Ein Tor wie Schicks 3:2 wird Boniface kaum schießen
Von der Werkself, die Heidenheim – jetzt im alten Meister-Modus – einschnürte, aber auch von Schick selbst, der seine Vielseitigkeit in Sachen Abschlussqualitäten beeindruckend zur Schau stellte. Mal filigran mit links, als er vor der Pause FCH-Keeper Kevin Müller gefühlvoll zum 2:2 überlupfte. Mal in bester Torjägermanier mit rechts, als er eine Hereingabe von Florian Wirtz nach entschlossenem Lauf auf den kurzen Pfosten per Direktabnahme mit rechts zum 3:2 hoch in die Maschen setzte. Mal mit dem Kopf, als er Arthurs Maßflanke am zweiten Pfosten einnickte.
Besonders sein zweiter Treffer hatte es Xabi Alonso angetan. „Wir haben wieder seine Qualitäten gesehen“, lobe Leverkusens Trainer, betonte aber: „Besonders das zweite Tor war top, den ersten Pfosten zu attackieren und mit einem Kontakt abzuschließen.“ Ein Treffer, typisch für Schick. Und ein Treffer, den sein derzeit verletzter Konkurrent Victor Boniface, der bei Xabi Alonso grundsätzlich deutlich höher im Kurs steht, so kaum erzielen würde, weil diese Laufwege nicht zum Repertoire des Nigerianers gehören.
Metamorphose vom Sorgenkind zum Heilsbringer
So war Schick an diesem Samstag mehr als nur ein Boniface-Ersatz. Zumal der Tscheche abseits seiner drei Treffer auch spielerisch zu überzeugen wusste. Und nun in kürzester Zeit die Metamorphose vom Sorgenkind zum Hoffnungsträger vollzogen hat, nachdem Bayer im Sturm reihenweise die Spieler verletzt wegbrechen. Zuletzt am Samstag Martin Terrier, der sich den Unterarm brach.
Wie sich Schick nun zurückmeldete, beeindruckte auch seine Mitspieler. „Er hat letzte Woche getroffen, heute dreimal. Er ist in der Box eine Macht“, huldigt Mittelfeldspieler Granit Xhaka dem Torjäger, „er braucht nicht allzu viele Chancen. Mit dem Fuß, aber auch in der Luft ist er stark. Er ist brutal wichtig. Wenn man ihn braucht, ist er da.“
„Es ist nicht einfach, ohne Spielrhythmus auf dieses Niveau zu kommen.“ (Granit Xhaka)
Dabei kommt Schicks plötzliche Topform durchaus überraschend, waren seine Leistungen doch lange Zeit in dieser Saison äußerst mager. Also Dauer-Joker kam er lange nicht in Schwung. „Wenn man nur zehn Minuten spielt oder 20, dann kommt man nicht wirklich in den Rhythmus. Da er jetzt zweimal nicht bei der Nationalmannschaft dabei war, konnte er sich auf auf den Verein konzentrieren und vielleicht auch an Sachen arbeiten, damit er noch fitter wird. Es ist nicht einfach, mit so wenig Spielrhythmus auf dieses Niveau zu kommen“, zollt Xhaka dem Linksfuß Respekt.
Von diesem erwartet sich der Schweizer aber nach dessen Gala noch einiges. Schließlich sollte ein regelmäßiger Spielrhythmus der physischen Verfassung und damit der Form Schicks guttun. „Wenn er noch nicht bei 100 Prozent ist und vier Tore in zwei Spielen macht“, sagt Xhaka mit einem Lächeln, „dann bin ich gespannt, wie viele Tore er schießt, wenn er bei 100 Prozent ist.“