Sechs Geschäftsführer stehen aktuell auf der Hoffenheimer Gehaltsliste. Laut einem Gesellschafterbeschluss soll der neue starke TSG-Mann Markus Schütz nun mit Alexander Rosen über eine Abfindung verhandeln. Fragt sich, ob die jüngste öffentliche Schelte gegen die Arbeit des Ex-Sportchefs einer Einigung wirklich dienlich ist.
Baumgärtner stellte sich bei Briel-Freistellung gegen Hopp
Nach wie vor gibt es keinen neuen Sportgeschäftsführer bei der TSG Hoffenheim, sechs Wochen nachdem Alexander Rosen von diesem Amt freigestellt wurde. Böse Zungen behaupten, die Neu-Besetzung der sportlichen Leitungsrolle sei auch gar nicht nötig. Schließlich leisten sich die Kraichgauer ja aktuell den Luxus, sechs (!) Geschäftsführer auf der „Payroll“ zu haben: Neben Rosen, dessen Vertrag 2025 endet, wären da noch die 2023 respektive 2021 freigestellten Frank Briel und Peter Görlich zu nennen (Vertragsende jeweils 2025) sowie die aktuell amtierenden Jan Mayer und Denni Strich, die sich zum 31. Oktober aus der Führungsetage verabschieden werden. Und eben noch den Vorsitzenden der Geschäftsführung, Markus Schütz, den neuen starken Mann in der Spielbetriebs-GmbH des Emporkömmlings.
Engelhardt polterte heftig gegen Ex-Sportchef Rosen
An Schütz ist es nun auch, „die Verhandlungen eines Vertrages zur vorzeitigen Aufhebung des zwischen der Gesellschaft und Herrn Alexander Rosen bestehenden Geschäftsführervertrages aufzunehmen“. So steht es im Gesellschafterbeschluss zur Demission Rosens, der dem kicker vorliegt und sowohl von Kapitalgeber Dietmar Hopp als auch e.V.-seitig von Sabine Engelhardt unterzeichnet ist. Bei der jüngsten Mitgliederversammlung vor Wochenfrist, bei der Jörg Albrecht zum neuen Vereinsvorsitzenden gewählt wurde, polterte Engelhardt ziemlich heftig gegen Rosen.
Ob diese Schelte für die Verhandlungen zwischen Schütz und dem 45-Jährigen besonders gedeihlich war, sei einmal dahingestellt. Unter dem Strich hatte Engelhardt Rosen und dessen Team um Bastian Huber und Pirmin Schwegler, die die TSG ebenfalls verlassen haben respektive gehen mussten, Untätigkeit auf dem Transfermarkt vorgeworfen. Andere Darstellungen im Klub gingen in die Richtung, wonach die Ideen der alten sportlichen Führung keinen Anklang bei den Gesellschaftern gefunden hätten. Die Abläufe erwecken allerdings viel eher den Eindruck: Als Rosen ging, wurde die Schatulle aufgemacht. Denn durchaus teure Profis mit potenziell hohem Weiterverkaufswert wie Etienne Youte Kinkoue, Sepp van den Berg und Co., deren Verpflichtung auch unter dem interimistischen Sportchef Frank Kramer aus verschiedenen Gründen nicht gelang, hatte auch Rosen im Visier. Allerdings herrschte da noch finanzielle Vernunft und die Doktrin: erst einnehmen, dann ausgeben. Insgesamt hat Hoffenheim nun rund 60 Millionen Euro auf dem Transfermarkt investiert bei Einnahmen von etwa 30 Mio. – wohlgemerkt nach der Rosen-Demission.
Baumgärtners Rückzug kam überraschend
Die auch wegen anderer Abläufe im e.V. Fragen aufwirft. Denn gut drei Wochen vor dem großen Knall Ende Juli war der Vereinsvorsitzende Kristian Baumgärtner zurückgetreten, offiziell wegen gesundheitlicher Probleme. Durchaus überraschend, hatte sich der 55-Jährige doch erst kurz zuvor von den Mitgliedern im Amt bestätigen lassen. Baumgärtner galt als Unterstützer Rosens, genau wie lange Zeit Engelhardt. Die Frage ist, was im Juli konkret passiert ist.
Fakt ist: Der e.V. hat seit der vergangenen Saison bei der TSG zumindest auf dem Papier wieder das Sagen, Hopp hat bekanntlich seine 50+1-Ausnahmeregelung zurückgegeben, kurioserweise verbunden mit den Worten, es sei ihm nie um Macht gegangen. Dass der Milliardär – oder dessen Umfeld – dennoch weiterhin die bestimmende Figur beim Europa-League-Teilnehmer sein dürfte, daran dürfte kaum jemand zweifeln.
Briel-Freistellung: Hopp überstimmte den e.V.
Rosen stand bereits im Frühjahr auf der Abschussliste, Baumgärtner aber und damals auch Engelhardt stützten den Sportchef – bis zu jenem Tag, an dem Baumgärtner abdankte. In diesem Zusammenhang liest sich der Gesellschafterbeschluss zur Abberufung des ehemaligen Finanzgeschäftsführers Briel im Sommer 2023, also ein Jahr vor dem „Rosen-Krieg“, spannend. Damals nämlich verfügte Hopp noch über die Stimmenmehrheit und setzte die Demission Briels im Alleingang durch. Der e.V., vertreten von Baumgärtner, war ausweislich des Beschlussprotokolls dagegen.
Das erweckt den Eindruck, dass die Sache mit Rosen womöglich anders gelaufen wäre, hätte sich Baumgärtner nicht am 2. Juli zurückgezogen. Nur einen Tag später beriefen die Gesellschafter Hopp und Verein, vertreten von Simone und Frank Engelhardt, Schütz zum Vorsitzenden der Geschäftsführung der Spielbetriebs-GmbH. Einstimmig wohlgemerkt.