Bevor Lars Ricken in seiner viertelstündigen Rede auf die Gegenwart einging, blickte er noch einmal zurück auf die vergangene Saison. Eine „Achterbahnfahrt“ sei diese gewesen, sagte Borussia Dortmunds Geschäftsführer auf der Mitgliederversammlung am Sonntag: „Wir sind mit Nuri als Trainer euphorisch gestartet. Neuzugänge haben eine 1 plus mit Sternchen von den Experten bekommen.“ Die Medien hätten den BVB als ersten Bayern-Verfolger auserkoren und ihm zugetraut, Deutscher Meister zu werden.
„Und dann irren wir durch die Liga. Wir scheiden im DFB-Pokal in der 2. Runde aus, Anfang des Jahres sind wir Elfter“, rekapitulierte Ricken in drastischen Worten: „Eigentlich hatten wir keine Chance mehr auf die Champions League. Mannschaften wie Bremen, Mainz, Freiburg lagen vor uns. Eine einzige Katastrophe, wirklich der Tiefpunkt.“
Dann habe sich mit einer Personalentscheidung vieles ins Positive gedreht: der Verpflichtung von Cheftrainer Niko Kovac. Zwar verloren die Dortmunder auch unter ihm aus den ersten sechs Spielen vier. „Trotzdem waren wir überzeugt, dass mit Niko der Erfolg kommt. Denn schon in diesen Spielen schossen die Werte nach oben“, sagte Ricken. „Plötzlich waren wir die Mannschaft, die am meisten gelaufen ist. Wir hatten die meisten Torchancen herausgespielt, weniger Gegentore zugelassen. Das hat uns das Gefühl gegeben, es muss nur einmal Klick machen und wir starten eine Aufholjagd.“
Für Kovacs Verpflichtung gab es „nicht so viel Applaus“
Das an sich wertlose Viertelfinal-Rückspiel in der Champions League gegen den FC Barcelona () sei letztlich dieser Moment gewesen. Die Aufholjagd endete bekanntlich mit einem gegen Holstein Kiel und der abermaligen Qualifikation für die Königsklasse.
„Wir haben das im Stadion gefeiert wie andere woanders die Deutsche Meisterschaft“, erinnerte sich Ricken. Mannschaft und Funktionsteam seien daraufhin aber nicht „in irgendein Luxusrestaurant gegangen“, sondern nach Brackel zum Trainingsgelände gefahren, „haben ein paar Plastikstühle zusammengestellt und noch ein Bier getrunken. Haken dran, weiter geht’s.“
An den bei der Versammlung anwesenden Kovac richtete sich Ricken direkt: „Niko, du hast den Verein sofort verstanden.“ Als die Dortmunder den Trainer verpflichteten, habe es „nicht so viel Applaus“ gegeben, „aber wir waren uns sicher, dass du der richtige Mann bist. Das war eine großartige Mannschaftsleistung, aber auch eine großartige Trainerleistung.“
Rickens Wunsch für Watzke
An sich, sagte Ricken angriffslustig, habe der BVB andere Ansprüche: „Der vierte Platz ist eigentlich nicht der Maßstab von Borussia Dortmund.“ Nach dem laufenden 11. Spieltag der Bundesliga werden sich die Schwarz-Gelben aber womöglich genau dort wiederfinden.
„Von den letzten 19 Bundesliga-Spielen haben wir eines verloren – gegen Bayern“, verdeutlichte Ricken die gute Entwicklung der jüngsten Monate. Die einzigen übrigen Niederlagen setzte es gegen Real Madrid, den FC Barcelona und Manchester City. „Natürlich wollen wir auch dahinkommen, dass wir wieder gegen die ganz Großen gewinnen.“
Und auch für den dritten Wettbewerb formulierte der 49-Jährige Ambitionen: „Wir sollten auch mal wieder zeigen, dass wir titelreif im DFB-Pokal sind. Mein besonderer Wunsch als gebürtiger Dortmunder ist es, dass Aki Watzke als unser Präsident am Ende der Saison den DFB-Pokal in den Händen halten kann.“
Geschäftsführer Lars Ricken zeigte sich auf der Dortmunder Mitgliederversammlung am Sonntag angriffslustig. Er lobte Trainer Niko Kovac überschwänglich – und formulierte einen „besonderen Wunsch“.
