Der Freiburger 4:0-Erfolg über Mainz 05 sichert Vincenzo Grifo gleich zwei Jubiläen. Trainer Julian Schuster liefert eine Erklärung, warum dem Flügelspieler seine 32 Jahre nicht anzumerken sind.
Freiburgs Routinier trotzt dem Alter
Gezwungenermaßen durfte Vincenzo Grifo seinen 150. Scorerpunkt in der Bundesliga gleich doppelt feiern. Beim ersten Versuch spielte der VAR noch den Partycrasher. Es wäre eine schöne Vorlage gewesen, die Grifo die besondere Marke gesichert hätte. Doch den Flugball, den Lucas Höler zum vermeintlichen 1:0 im Mainzer Tor versenkte, schickte Grifo schätzungsweise genau eine Millisekunde zu spät auf die Reise. Hölers Abseitsposition wäre ohne kalibrierten Linien jedenfalls nicht aufgeklärt worden.
Die besondere Marke sicherte sich der Flügelspieler rund 20 Minuten später mit dem Treffer zum zwischenzeitlichen 2:0. Diesmal in vertauschten Rollen: Grifo schloss eine von Matthias Ginter im Aufbau initiierte Kombination über sieben Stationen auf Vorlage Hölers ab. Zwei Minuten später dezimierten sich die Mainzer durch Paul Nebels Rote Karte selbst und lieferten damit keinerlei Anlass, noch zu glauben, dass der Freiburger Sieg nach dem völlig desolaten Start der Gäste in Gefahr geraten könnte – so kam es dann auch. Von Grifos 150 Torbeteiligungen gehen übrigens nicht alle aufs Freiburger Konto. Auch in Mönchengladbach (vier Assists) und Hoffenheim (ein Tor, drei Assists) sammelte der Sohn italienischer Einwanderer.
Standard-Spitzenwerte – auch dank Grifo
Die Freiburger hatten Spaß an diesem Sonntagabend. „Es war herausragend, wirklich von Minute eins an – auch wenn das 1:0 noch Abseits war. Schon da hat man gemerkt: Da ist heute Energie, Power und Feuer drin. Alle haben wirklich an einem Strang gezogen“, schwärmte Grifo, der schon beim ersten regulären Treffer seine Füße im Spiel hatte und sich mit einer mustergültigen Ecke einmal mehr für die traditionelle Standard-Stärke des Klubs verantwortlich zeichnete. Das 1:0 von Lukas Kübler war bereits das zehnte Liga-Tor nach oder durch ruhende Bälle – Spitzenwert, zusammen mit den Bayern. Die sechs Treffer nach Ecken sind nun die alleinige Top-Marke.
Beim hochverdienten 4:0 glänzten aber nicht nur die Offensivkräfte. In der Defensive sorgten Ginter (Zweikampfquote 83 Prozent/Passquote 91 Prozent) und Philipp Lienhart (86/92 Prozent) dafür, dass sich der Tabellenletzte dem beschäftigungslosen Torhüter Noah Atubolu nicht ein einziges Mal nähern durfte. Keine Mainzer Torchance steht in der Statistik. Der einzige, völlig harmlose Torschuss datiert aus der 82. Minute. Obendrein trugen beide Freiburger Innenverteidiger mit jeweils einer Torvorlage auch zum Zustandekommen der eigenen Treffer bei.
Freiburgs einstiger Torjäger Nils Petersen hatte sicherlich auch Freude an der Vorstellung seiner Ex-Kollegen – dennoch musste er mitansehen, wie ihm eine Rekordmarke entgleitet. Grifo erzielte sein 69. Bundesligator für die Breisgauer und zog mit dem 36-Jährigen gleich. „Da werde ich ihm später mal schön schreiben“, kündigte Grifo grinsend an und schob nicht ganz ernst gemeint hinterher: „Er kann sich schonmal warm anziehen, die anderen vier hole ich auch noch.“ Zu Petersens Marke als SC-Rekord-Torschütze in Pflichtspielen (105) fehlen Grifo (101) eben diese vier Tore.
Die Qualität, immer gesund zu sein
Es scheint nur eine Frage der Zeit, bis auch diese Marke fällt. Grifo ist seit Jahren die Konstanz in Person, lässt sich nicht anmerken, dass er mit 32 Jahren nicht mehr zur jüngsten Garde der Offensivspieler im Profifußball gehört und hat sich noch von keinem Konkurrenten im Team den Rang ablaufen lassen. Trainer Julian Schuster hat einen Erklärungsansatz, warum sein Routinier der Zeit trotzt. „Eine unglaubliche Qualität von Vince ist einfach, gesund zu sein. Er steht immer auf dem Trainingsplatz und wenn du Trainingseinheiten einsammelst, dann hilft das einfach, was dein Fitnesslevel angeht. Er ist da voll dabei und weiterhin voll ehrgeizig. Es ist natürlich schön, wenn Spieler mit dieser Erfahrung weiterhin dieses Level halten können. Ich bin als Trainer sehr, sehr dankbar, einen wie Vince zu haben, der diese Offensivqualitäten hat, aber sich eben auch nicht zu schade ist, die Meter nach hinten zu machen“, betont Schuster, der selbst 17 gemeinsame Pflichtspiele mit Grifo im SC-Dress absolvierte.
Um Grifos dauerhafte Gesundheit zu gewährleisten, muss Schuster wie schon sein Vorgänger Christian Streich immer mal wieder bremsend eingreifen – er ist eben doch kein junger Bursche mehr. Womöglich ist am Mittwochabend (18 Uhr, LIVE! bei kicker) beim DFB-Pokal-Achtelfinale gegen Darmstadt 98 die Zeit für eine kleine Verschnaufpause Grifos.
Schusters Zwickmühle
Zum Abschluss des kräftezehrenden November mit sechs Pflichtspielen rotierte Schuster gegen Mainz auf drei Positionen. Wie viele Veränderungen zum Start des Dezembers zu erwarten sind, behielt der Cheftrainer erwartungsgemäß noch für sich. „Das ist echt ein Punkt, der uns im Moment sehr viel Zeit kostet als Trainerteam. Weil wir natürlich ganz genau überlegen, was die richtige Herangehensweise ist, welche Paare matchen, wie wir den Gegner erwarten und wo wir Möglichkeiten sehen“, erklärte Schuster, der die Thematik zu gut auch aus der anderen Perspektive kennt. „Als Fußballer ist es schon hart, wenn du gute Leistungen zeigst und der Trainer dich dann raus rotiert. Da kommt schon der Spieler in mir wieder persönlich auf, wo es dann echt auch Momente sind, in denen ich sagen muss: heute nicht. Und das sind harte Momente.“
Der Freiburger 4:0-Erfolg über Mainz 05 sichert Vincenzo Grifo gleich zwei Jubiläen. Trainer Julian Schuster liefert eine Erklärung, warum dem Flügelspieler seine 32 Jahre nicht anzumerken sind.
