Ist die lange Leidenszeit endlich vorbei? Lukas Nmecha mischt voll mit beim VfL Wolfsburg. Doch wo liegt seine Zukunft?
„Ich bin hier, um meine Position zurückzuerobern“ – Weiter offene Zukunft
Aus Wolfsburgs Trainingslager in Almancil berichtet Thomas Hiete
Exakt vor einem Jahr stand Lukas Nmecha an gleicher Stelle. Am Rande des Trainingsplatzes im Trainingslagerort an der Algarve. Damals hoffte der Stürmer, die quälend lange Zeit in der Reha hinter sich zu haben und blickte zuversichtlich in die Zukunft. Nach seiner Knie-OP im Sommer 2023 war er gerade auf dem Weg zurück, träumte vom Comeback uns insgeheim auch noch von der EM. „Aber erst einmal“, sagte er im Januar 2024, „möchte ich jetzt zurückkommen und das Buch von der Verletzung zumachen.“
Das Problem: Mitte Februar kehrte Nmecha tatsächlich auf den Bundesligarasen zurück, kurze Zeit später schrieb er jedoch das nächste Kapitel im immer dicker werden Buch seiner Rückschläge. Eine Sehnenverletzung im Oberschenkel, die nächste Operation, die nächste Reha. Und nun, am 9. Spieltag dieser Saison, das nächste Comeback. Jetzt soll endlich alles überstanden sein. „Ich fühle mich viel besser als bei den anderen Comebacks“, betont Nmecha mit einem Lächeln im Gesicht. Sechs Einwechslungen hat er nun schon hinter sich, kurz vor Weihnachten spielte er beim Jahresabschluss gegen Dortmund (1:3) erstmals seit langem mal wieder über 45 Minuten.
Eistonne statt ballern auf das Tor
Die Verletzungen haben Nmecha reifen lassen. Nach dem Training und vor der Medienrunde hockte sicher der 26-Jährige noch kurz in die Eistonne. Unmittelbare Regeneration. Früher, sagt er, habe er nach den Einheiten gerne noch einfach so aufs Tor geballert. Das macht er nun nicht mehr so häufig.
Und doch ist es das, was er unbedingt wieder will. In der Bundesliga, auf der großen Bühne. Die Selbstverständlichkeit müsse jedoch erst einmal wieder zurückkehren, macht er deutlich. Gegen Dortmund vergab Nmecha seine erste Großchance nach seiner Rückkehr, kurz nach seiner Einwechslung lief er alleine auf BVB-Keeper Gregor Kobel zu und scheiterte am Schlussmann. „Ich glaube, man hat in dieser Aktion gesehen, dass ich überrascht war“, erzählt er. „Als Stürmer sollte man eigentlich nicht so überrascht sein, dass man alleine vor dem Tor steht.“ Das müsse sich wieder ändern.
„Ich bin hier, ich bin zufrieden. Wir gucken einfach mal, wie das weitergeht.“ (Lukas Nmecha über seine Zukunft über den Sommer 2025 hinaus)
Nmechas Zeit in Wolfsburg stand bislang unter keinem guten Stern – und ob die Zukunft weiter beim VfL liegt, das steht noch in den Sternen. Der Vertrag des Angreifers endet im Sommer, erste Gespräche über eine mögliche weitere Zusammenarbeit sind angelaufen. Was plant der siebenmalige Nationalspieler? „Ich war noch nie in dieser Situation, dass mein Vertrag ausläuft“, sagt Nmecha, der sich noch alles offenlässt. „Ich bin sehr ruhig deswegen. Ich mache mir gerade nicht viele Sorgen um meine Zukunft. Ich bin hier, ich bin zufrieden. Wir gucken einfach mal, wie das weitergeht.“
Nmecha ist dankbar und schaltet in den Angriffsmodus
Dass für ihn auch die Dankbarkeit eine Rolle in den Überlegungen spielt, das gibt er zu. „Der Verein hat mich immer sehr gut durch die Reha-Prozesse begleitet und ich habe immer das Vertrauen bekommen.“ Die Tatsache, dass während der langen Pausen andere Offensivspieler verpflichtet wurden, das sei „eine normale Sache“. Nun aber will Nmecha endlich wieder attackieren, er schaltet in den Angriffsmodus. „Ich bin jetzt hier, um meine Position zurückzuerobern. Ich muss dafür gut spielen und Tore machen.“ Und dann verbessert sich auch automatisch seine Verhandlungsposition.