Nationalspieler Aleix Garcia keine Bayer-Stammkraft: „Nicht genug für mich“

Seine langen Pässe: eine Augenweide. Seine Standards: brandgefährlich. Seine Spielkunst hat Aleix Garcia in Leverkusen bereits demonstriert, aber auch Schwächen. Die Folge: Er pendelt zwischen Startelf und Ersatzbank.

Spanier zeigt Spielkunst und Anpassungsprobleme

Auch die jüngste sportlichen Rückschläge kosten Aleix Garcia nicht den Humor. Und so drehte sich der Spanier nach dem Dienstagstraining in Leverkusen mit dem Gesicht in die strahlende Sonne, schloss die Augen und sagte: „Vielleicht bleibe ich hier. Ich werde meine Flüge stornieren.“ Ein Scherz, wird der 27-Jährige die vier freien Tage, die Xabi Alonso seinen Profis von Donnerstag bis Sonntag vor dem kräfteraubenden Jahresendspurt gewährt, doch dazu nutzen, um in seine Heimat zu fliegen und „ein paar Tage mit Familie und Freunden zu genießen“.

Kein Platz in Spaniens Aufgebot wegen Bankrolle bei Bayer

Dass der Mittelfeldspieler nur privat auf die iberische Halbinsel jettet und nicht zu den Länderspielen des Europameisters, sieht der vom FC Girona gekommene Nationalspieler auch mit seiner Rolle als Teilzeitarbeiter bei Bayer 04 begründet. „Alle Spieler spielen gut, sie spielen jedes Spiel, nicht so wie ich“, erklärt er den Unterschied zu seinen Konkurrenten bei der Furia Roja, „vielleicht entscheiden die Trainer sich deshalb dafür, andere Spieler zu berufen. Manchmal kann man nicht alles schaffen.“

Das gilt für ihn aktuell auch in Leverkusen. So kam der 18-Millionen-Euro-Einkauf zwar in 15 von 17 Pflichtspielen in dieser Saison zum Einsatz, stand dabei aber nur in acht Partien  in der Startformation. Und davon dann nur zweimal in der Bundesliga.

„Natürlich ist das nicht genug für mich. Ich komme aus Girona, wo ich jedes einzelne Spiel gemacht habe. Für mich ist es schwierig, ein Spiel zu machen nach einigen Spielen auf der Bank“, stellt er offen fest.

„Für mich ist es ein harter Moment.“ (Aleix Garcia)

Doch Aleix Garcia jammert nicht, weil er weiß, dass viele seiner Kollegen im Kader sein Schicksal teilen. „Alle Spieler befinden sich in der gleichen Situation, aber das ist die Entscheidung des Trainers, und wir müssen sie akzeptieren“, sagt er und gibt zu: „Für mich ist das auf jeden Fall ein harter Moment, aber ich werde dafür kämpfen, mehr Spiele zu spielen.“

Seine Situation kann er genau einschätzen, weil sein Trainer ihm gegenüber mit offenen Karten spielt. „Er ist mir gegenüber klar, aber ich glaube, er hat mehr Vertrauen in die Spieler, die schon letzte Saison hier gespielt haben, und ich akzeptiere das. Es ist normal“, sagt der begnadete Passspieler und Standardschütze, der sich selbst in der Bringschuld sieht: „Ich muss arbeiten. Ich muss mich anpassen.“

Der Spielansatz war in Girona „ganz anders“

Dabei ist er mit den eigenen Leistungen nicht unzufrieden: „Ich glaube, dass ich in den Spielen einen guten Job mache.“ Auch die Abstimmung mit Mittelfeld-Boss Granit Xhaka sieht er zwar ausbaufähig, aber dennoch auch schon als gelungen an.

„Manchmal klappt es, manchmal nicht. Gegen Milan haben wir zum Beispiel zusammen gespielt und gewonnen, was meiner Meinung nach ein großartiges Spiel von uns war. Wir haben genug Qualität, um zusammenzuspielen, auch mit Robert Andrich und Exequiel Palacios. Wir haben vier großartige Mittelfeldspieler, und wer auch immer spielt, er ist gut.“

Die Konkurrenz ist stark und die Umstellung nicht ohne. Beim FC Girona war Aleix Garcia der Dreh- und Angelpunkt, bei Bayer ist dies Xhaka. Zudem agierte das spanische Überraschungsteam der Vorsaison in einer auch taktisch anders interpretierten Formation: „In Girona haben wir ganz anders gespielt als jetzt unter Xabi: zu dritt in der Mitte mit vielen Positionswechseln – hier spielen wir statischer mit drei Verteidigern plus zwei Mittelfeldspielern.“

„Vielleicht brauche ich etwas mehr Zeit.“ (Aleix Garcia)

In der Tat zeigte Aleix Garcia Schwächen, wenn er in einer Doppelsechs spielte, entblößte dann in der Defensive immer wieder mal das Zentrum. Bei seinen jüngsten zwei Startelfeinsätzen wählte Xabi Alonso im Pokal gegen Elversberg (3:0) und in der Champions League in Liverpool (0:4) jeweils ein System mit drei zentralen Mittelfeldspielern, eine Art 3-5-2 statt des gewohnten 3-4-3, mit Aleix Garcia eher als Achter denn als Sechser.

„Jeder Trainer ist anders. Jeder Trainer hat seine Ideen. Deshalb brauche ich vielleicht etwas mehr Zeit, um mich anzupassen“, bittet der Spanier um Geduld, „aber ich bin mir absolut sicher, dass ich unter Xabi diesen Stil spielen kann“. Eine Meinung, die er nochmal unterstreicht: „Ich werde versuchen, von meinen Teamkollegen zu lernen. Und danach, davon bin ich überzeugt, werde ich auf jeden Fall bereit sein, in der ersten Elf zu spielen.“ Damit für ihn die Sonne in Leverkusen auch symbolisch scheint.

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