Corona, der Abstieg in die 2. Liga – die Basis für die 2020-er Jahre war in Bremen alles andere als stabil. Inzwischen erholt sich Werder, zurück in der Bundesliga, nach und nach, ist dabei aber von Rückschlägen nicht befreit. Bei der Mitgliederversammlung am Sonntag präsentierte der Vorsitzende der Geschäftsführung, Klaus Filbry, nach dem deutlichen Aufschwung ein Jahr zuvor wieder teils schlechtere Zahlen: Im Geschäftsjahr 2024/25 sank der Konzernumsatz der GmbH & Co KGaA auf 142,7 Millionen Euro, bei einem Jahresfehlbetrag von 7,4 Millionen Euro. Das Eigenkapital reduzierte sich also von 22,3 auf 14,9 Millionen Euro.
Als Grund für das Ergebnis nannte Filbry den Entschluss der Verantwortlichen, ein kalkulierbares wirtschaftliches Risiko einzugehen, um die positive sportliche Entwicklung der letzten Jahre fortsetzen zu können. „Wir konnten uns seit dem Wiederaufstieg in die Bundesliga vor drei Jahren sportlich in jedem Jahr steigern und haben diese positive Entwicklung in der letzten Saison mit 51 Punkten und Platz 8 in der Abschlusstabelle sowie dem Erreichen des Viertelfinals im DFB-Pokal sehr erfolgreich fortgesetzt“, so der 58-Jährige.
Transfererlöse sinken deutlich
Mit Blick auf das wirtschaftliche Ergebnis könne man im Vergleich zur sportlichen Entwicklung hingegen nicht zufrieden sein. Allerdings gehe der SV Werder mit Kalkül in dieses Risiko, um auf diese Weise auch künftig auf Erfolgskurs steuern zu können. Filbry: „Die wirtschaftliche Entwicklung der letzten Jahre hat uns die Freiheit gegeben, punktuell ein kalkulierbares wirtschaftliches Risiko eingehen zu können, um darüber die Wahrscheinlichkeit auf sportlichen Erfolg zu erhöhen.“ Dieser erhoffte sportliche Erfolg diene dann als Hebel, um die wirtschaftliche Leistungsfähigkeit des Konzerns möglichst nachhaltig zu stärken.
Nicht überall schreiben die Hanseaten schwarze Zahlen. Der leichte Umsatzrückgang ist dabei im Wesentlichen auf eine Personalie zurückzuführen. Über 17 Millionen Euro hatte im vorausgegangenen Jahr der Verkauf von Stürmer Niclas Füllkrug (heute West Ham United) an Borussia Dortmund in die Kassen gespült. Im jüngsten Geschäftsjahr sanken die Transfererlöse deutlich, nämlich um 17,9 Millionen Euro. „In den anderen relevanten Erlösbereichen wurden überall Umsatzsteigerungen erzielt, die den hohen Rückgang der Transfererlöse nahezu kompensieren konnten“, fügte Filbry hinzu.
So steigerten sich die Einnahmen aus den medialen Verwertungsrechten um 7,2 Millionen auf 50,1 Millionen Euro, der Spielbetrieb brachte 4,7 Millionen Euro mehr ein (und steuerte damit 32,6 Millionen Euro zum Gesamtergebnis bei), im Sponsoring lag das Plus bei zwei Millionen Euro und betrug damit 31 Millionen Euro.
Werte entwickeln, von Europacup-Nächten träumen
Vor allem dank des Frauenfußballs wurden im Bereich der sonstigen Erlöse und Erträge ein Wachstum von 900 000 Euro verzeichnet, berichtete Filbry den Mitgliedern. „Unsere vielfältigen Maßnahmen wie die erfolgte Modernisierung und Erweiterung unserer Hospitalitybereiche oder das Diego-Abschiedsspiel, aber natürlich auch das Erreichen des Viertelfinals im DFB-Pokal haben zu einem Umsatzwachstums in diesen Kernbereichen beigetragen.“ Allerdings habe der Konzern neben den leicht gesunkenen Umsatzerlösen auch um sieben Millionen Euro gestiegene Aufwendungen für die betriebliche Leistung zu verkraften gehabt. „Die Personalkosten haben sich um 2,9 Millionen Euro erhöht“, erläuterte Filbry.
Im Bereich der Lizenzmannschaft selbst seien die Kosten nahezu unverändert geblieben. Gesunkenen Grundgehältern stehen in nahezu gleicher Höhe gestiegene Prämienzahlungen für die erfolgreiche sportliche Saison gegenüber. Auch Vertragsverlängerungen und Signing-Fees hätten Geld gekostet. Zur Vision, Werte zu entwickeln und mittelfristig weiter von Europacupnächte an der Weser zu träumen, gehöre aber auch, nicht nur strikt und übermäßig auf Transfereinnahmen zu setzen, sondern einen starken, zukunftsfähigen Kader zusammenzuhalten.
Im Bereich des Leistungszentrums, des Frauenfußballs und der Verwaltung hätten sich die Kosten im Einklang mit der konsequenten Umsetzung des Strategieplans der Bremer erhöht. Die um 3,1 Millionen Euro gestiegenen sonstigen betrieblichen Aufwendungen resultierten laut Filbry zudem im Wesentlichen aus umsatzabhängigen Kosten wie Verbandsabgaben, Stadionmiete oder einmaligen Kosten. Durch das reduzierte Eigenkapital auf 14,9 Millionen Euro betrug die Konzerneigenkapitalquote zum Bilanzstichtag 15,8 Prozent.
Ein leicht sinkender Umsatz, ein reduziertes Eigenkapital aufgrund eines Jahresfehlbetrags von über sieben Millionen Euro – aber auch zuversichtliche Töne und Visionen kennzeichneten die Mitgliederversammlung bei Werder Bremen am Sonntag.
