Matarazzo: „Da fehlt mir komplett die Wertschätzung“

Mit teils harscher Kritik an der Vorsaison der TSG Hoffenheim hatte zuletzt die ehemalige Interims-Vorsitzende des e.V., Simone Engelhardt, aufhören lassen. Aussagen, die Pellegrino Matarazzo nicht wirklich nachvollziehen kann.

Trainer antwortet auf Aussagen der Vereinsführung

„Ich nehme die Kritik wahr, ich kann sie aber auch sehr gut einordnen. Deshalb habe ich auch das Gefühl, dass ich meine Mannschaft verteidigen möchte“, erklärte der Trainer des Bundesligisten Pellegrino Matarazzo in einem Interview mit der Süddeutschen Zeitung.

Simone Engelhardt, die interimistische Vorsitzende des e.V., hatte bei der Mitgliederversammlung Anfang September, bei der der ehemalige Sinsheimer Oberbürgermeister Jörg Albrecht zum neuen Vereinsvorsitzenden gewählt wurde, die Saison 2023/24 trotz Erreichen der Europa League als „nicht besonders rühmlich“ charakterisiert, vielmehr nach dem Verlauf eher „zum Haareraufen“. Nach der Wahl von Albrechts kehrte Engelhardt wieder ins zweite Glied zurück.

Unverständnis in der Mannschaft

Der Chefcoach, der jüngst auf Gerüchte um eine Ablösung durch Sandro Wagner gelassen reagierte, konterte: „Faktisch gesehen haben wir im vergangenen Jahr in einem immer wieder unruhigen Umfeld die viertbeste Saison in der Geschichte der TSG gespielt. Wir haben uns für die Europa League qualifiziert, nachdem wir im Jahr davor den Abstieg erst spät abgewendet hatten. Da gibt es keinen Grund, das kleinzureden. Da fehlt mir komplett die Wertschätzung für das, was die Jungs geleistet haben.“

Dem Vernehmen nach sollen Engelhardts Aussagen auch mannschaftsintern zumindest Erstaunen hervorgerufen haben, zumal die TSG in der vergangenen Spielzeit vereinsinterne Querelen plagten.

Nach monatelangen Streitigkeiten in der Geschäftsführung war überraschend Ex-Vereinschef Kristian Baumgärtner offiziell aus gesundheitlichen Gründen zurückgetreten. Es folgte die Berufung von Jurist Markus Schütz zum Vorsitzenden der Geschäftsführung der Spielbetriebs-GmbH berufen, ehe Ende Juli Alexander Rosen als Sportchef abgesetzt wurde. Unklar scheint momentan, wer bei der TSG die Entscheidungen trifft – zumal Kapitalgeber Dietmar Hopp formal seinen 50+1-Sonderstatus zurückgegeben hat und so eigentlich der e.V. über die Stimmenmehrheit in der GmbH verfügt.

„Erfolg ist kein Zufall, sondern Qualität“

Matarazzo betonte zuletzt immer wieder, dass vor allem Ruhe im Klub und ein klarer Plan die Grundlage für Erfolg wären. Ob dies noch gegeben ist, daran darf man nicht nur aufgrund von Engelhardts Aussagen zweifeln.

Dennoch stellt  sich der 46-Jährige demonstrativ vor seine Mannschaft: „Ich habe immer wieder gehört, dass man von Glück spricht, wenn es um die Leistung der Mannschaft geht: Glück kann relevant sein für ein einzelnes Spiel, aber nicht über eine ganze Saison hinweg.“ Schließlich sei es aus seiner Sicht kein Glück, wenn „in zwei Saisons hintereinander in einem emotionalen Endspurt unsere Ziele erreicht werden“. Im Gegenteil: „Das zeugt vom Charakter und der Kraft dieser Mannschaft. Dann spricht man besser von Überzeugung, Entschlossenheit und Siegeswille. Das ist kein Zufall, das ist Können, das ist Qualität“, so das Plädoyer.

„Mir ist wichtig, dass durch die Preise keine falschen Erwartungen an die Spieler entstehen, sie brauchen eine faire Chance.“ (Matarazzo über die Neuzugänge)

Zudem betonte der gebürtige US-Amerikaner, dass es unter seiner Führung gelungen sei, Eigengewächse weiter einzubinden – eigentlich über Jahre hinweg ein zentraler Handlungsauftrag im Kraichgau: „Man könnte ja auch über die Talente sprechen, die wir hervorgebracht haben: Maxi Beier, Tim Drexler, Umut Tohumcu, aktuell sind Tom Bischof und Max Moerstedt auf dem Sprung.“

60 Millionen für neue Spieler

Vor Rosens Demission soll es entgegen anders lautender Aussagen kompliziert gewesen sein, die nötige Liquidität für Transfers herzustellen. Erst danach gingen die Kraichgauer auf Einkaufstour. Dafür aber umso vehementer: Rund 60 Millionen Euro investierte der Klub bei etwa 30 Millionen Euro an Transfereinnahmen, die aus dem Verkauf von Shootingstar Beier an Borussia Dortmund resultierten.

Hier bremst jedoch der 46-Jährige: „Mir ist wichtig, dass durch die Preise keine falschen Erwartungen an die Spieler entstehen, sie brauchen eine faire Chance. Den Druck, dass sie sofort funktionieren müssen, möchte ich ihnen, soweit es geht, nehmen.“

Zumal ob der Europa-League-Teilnahme in den englischen Wochen nicht wirklich viel Trainingszeit vorhanden ist, um den spät zusammengestellten Kader zu einem funktionierenden Gebilde zu entwickeln.

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