Die Vertreter der Klubs zeigten sich nach der DFL-Mitgliederversammlung in Frankfurt durchweg zufrieden mit den neuem Medienvertrag. Beim Verteilungsschlüssel, welcher Klub künftig wie viel Geld bekommen soll, gibt es naturgemäß unterschiedliche Ansichten.
Stimmen aus der Bundesliga zum neuen Mediendeal
Nach etwas mehr als zwei Stunden war die Sitzung mit den Vertretern der 36 DFL-Klubs im Sheraton Hotel am Frankfurter Flughafen am Donnerstag beendet. Nach und nach strömten die Protagonisten aus dem Saal. Auch viele Klubchefs, die nicht vor dem Mikrofon sprechen wollten oder konnten, weil sie es auf dem Weg zur Bahn oder dem Flieger eilig hatten, zeigten sich sichtlich zufrieden mit dem neuen Mediendeal. Der ein oder andere nahm sich aber Zeit.
Axel Hellmann, Vorstandssprecher Eintracht Frankfurt über …
… den neuen TV-Deal: „Es ist ein großer, erfolgreicher Tag für die 1. und 2. Bundesliga, weil uns glaube ich etwas, gelungen ist, was man uns nicht zugetraut hat: nämlich Erlöse steigern zu können. Und das gilt von den öffentlich-rechtlichen bis hin zu den privaten, von den Digitalplattformen bis hin zu anderen Medienpartnern, mit denen man zusammenarbeitet. In einem schwierigen Medienumfeld die Position um zwei Prozent pro Jahr zu steigern, ist enorm und eine wirklich gute Leistung.“
… den europäischen Vergleich: „Ich empfehle allen mal den Blick auf die internationalen Top-Ligen zu richten. Dann merkt man: Italien hat weniger Erlöse, Frankreich sehr, sehr viel weniger Erlöse, Spanien hat weniger Erlöse. Und England hat zwar eine Steigerung, aber die mussten mehr Spiele reinpacken. Da sieht man erst mal, mit welch gutem Ergebnis wir hier aus der Vergabe hervorgehen.“
… die Verzögerungen im Prozess durch die Klage von DAZN: Ich glaube, dass das ein ungewöhnlicher Vorgang war und es auch nicht zum Regelfall werden sollte, dass man sich vom Schiedsgericht für solchen Fragen wieder trifft. Es war auch jetzt kein Einzelfall, das hatten wir in der Vergangenheit ja schon nochmal mit anderen Partnern. Aber bei einem so fulminanten und wichtigen Paket, ist das schon etwas Außerordentliches. Ich würde jetzt nach vorne schauen und sagen, wir haben jetzt eine Partnerschaft für die Zukunft besiegelt, mit Sky und mit DAZN. Es ist uns also gelungen, beide im Rennen zu halten und auch mit guten Medienrechten auszustatten. Insofern sollte man da einen Schlussstrich ziehen
Stefan Kuntz, Vorstandsvorsitzender beim HSV über …
- Ein Punktsieg für die junge Geschäftsführung
… den neuen TV-Deal: „Wir sind sehr zufrieden. Es hat die Befürchtungen auf jeden Fall gelindert. Wir haben eine gute Planungssicherheit. Angesichts der Situation und der Lage ist es wirklich besser als gedacht haben. Wir können der DFL-Geschäftsführung um Steffen Merkel und Marc Lenz nur gratulieren. Jetzt gehen wir erstmal gut gelaunt hier raus.“
… den Verteilungsschlüssel: Es sollte jetzt weniger darum gehen, ob du sportlich jetzt etwas erreicht hast, ob du in den Buchungen beim Pay-TV weiter vorne bist oder in den Zuschauerzahlen. Wir müssen uns Gedanken machen, was wir wollen: Wollen wir noch ein bisschen Wettbewerb haben? Wie können wir das erreichen? Das ist eine Aufgabe, die das Präsidium bekommen hat. Es darf nicht darum gehen: Was hilft den Top-Teams, den Traditionsvereinen oder denen mit weniger Zuschauern. Sondern was hilft der Qualität des Produkts, dass wir weiterhin knapp hinter England bleiben und auf jeden Fall vor den anderen liegen in Europa. Das muss die Frage sein.
Johann Plenge, Geschäftsführer RB Leipzig über …
… den neuen Deal: „Wir sehen das Ausschreibungsergebnis als Erfolg für die Liga. Die 1. und 2. Bundesliga stehen mit ihren vollen Stadien, attraktiven Teams und spannenden Spielen bei Zuschauern und Sendern gleichermaßen weiter hoch im Kurs. Gleichzeitig war der Entschluss der Clubs, der DFL mehr Rechte einzuräumen und damit noch mehr Nähe und Einblicke zu geben, maßgeblich für den Erfolg. Es ist der Geschäftsführung um Steffen Merkel und Marc Lenz gelungen, beide Aspekte in sehr gute TV-Verträge zu übersetzen. Man darf nicht vergessen, dass wir uns in einem angespannten und sich schnell verändernden Medien-Umfeld bewegen, ein Blick in die Vermarktung ausländischer Ligen bestätigt dies. Vor diesem Hintergrund ein besseres Ergebnis zu erzielen, ist ein Erfolg für die Liga und alle Clubs – und gleichermaßen Ansporn, unsere Bundesliga mit entsprechenden Partnern auch international einem breiten Publikum zugänglich zu machen.“
Michael Ströll, Geschäftsführer FC Augsburg über …
… den Deal: „Wir sind hochzufrieden. Da hat die DFL, allen voran die Geschäftsführung in Zusammenarbeit mit dem Präsidium, einen richtig guten Job gemacht. Wir sind eine der wenigen Ligen, die wächst, ohne zusätzlich Rechte reinzupacken in Form von Spielen, wie es die Premier League gemacht hat.“
… den Verteilungsschlüssel: „Ich glaube, dass es schwer möglich ist, alle zufriedenzustellen. Wir müssen den bestmöglichen Kompromiss für 36 Klubs erreichen. Was sich aber auch heute herauskristallisiert hat und was auch kommuniziert wurde, ist, dass das Verhältnis Bundesliga zu 2. Liga in der finanziellen Bewertung durch die TV-Sender unverändert ist. Auch wenn mehr vermeintlich große Klubs in der zweiten Liga sind, sind 88 Prozent der Beträge, die am Ende von den TV-Sendern kommen, für die. Schon jetzt landen rund 20 Prozent der Erlöse in der 2. Liga, obwohl die Bewertung der TV-Sender nur bei 12 Prozent liegt. Daher gibt es meines Erachtens wenig Anpassungsbedarf. Ich habe die letzten vier Jahre in der Diskussion wenig gehört, dass viele Vereine sich unwohl fühlen mit dem Verteilungsschlüssel. Das ist ja auch immer ein Indikator, dass es gar nicht so schlecht ist.“
Oliver Leki, Finanzvorstand SC Freiburg über …
… den neuen Deal: Es ist ein sehr, sehr gutes Ausschreibungsergebnis in extrem anspruchsvollen Zeiten. Wir haben ja schwierige Monate hinter uns und ich glaube, da ist uns was richtig Gutes gelungen. Ein großes Kompliment an die Geschäftsführung, die diese Verhandlung sehr, sehr gut geführt hat. Und auch ein großer Dank an die Medienpartner, die weiterhin auf die Bundesliga setzen.“
… den Verteilungsschlüssel: „Grundsätzlich ist der bestehende Verteilungsschlüssel ein ausgewogener Schlüssel für die nationale Verteilung. Da bin ich sehr von überzeugt. Da haben wir auch beim letzten Mal sehr daran gearbeitet, dass wir da etwas Vernünftiges hinbekommen. Ich glaube, die große Herausforderung besteht darin, die unterschiedlichsten Perspektiven, die es natürlich immer gibt, an denen individuell immer etwas dran ist, zu vermitteln und zusammenzuführen. Das ist aber ehrlicherweise jedes Mal so. Von daher: Business as usual.“
Rüdiger Fritsch, Präsident SV Darmstadt 98 über …
… den neuen Deal: „Wenn man heute unzufrieden ist als Profiverein, dann wäre man, glaube ich, auf dem falschen Dampfer unterwegs. Ich glaube, es ist ein Top-Ergebnis, auch wenn man die insgesamt wirtschaftlich bescheidenen Umstände betrachtet, auch was die Medienunternehmen angeht. Da ja keiner zu viel Geld hat, sondern jeder genau überlegt, wie er es ausgibt. Und wenn das für die Bundesliga ausgegeben wird und das Ergebnis mit einem positiven, leichten Plus sogar ausgestattet ist, während alle anderen internationalen Ligen ein massives Minus eingefahren haben, kann ich an dieser Stelle nur sagen: Hut ab vor der Geschäftsleitung der DFL und allen, die daran mitgearbeitet haben.“
… den Verteilungsschlüssel: „Als Zweitligist, der auch eher zu den kleineren Zweitligisten gehört, ist rein wirtschaftlich gesehen die Antwort einigermaßen klar. Aber ich muss ganz ehrlich sagen: Als Realist und als Mann, der auch die wirtschaftlichen Aspekte berücksichtigt, ist diese Thematik spannend und nur ganz schwer aufzulösen. Die großen Clubs sagen: Wir spielen das Geld ein und sorgen auf der Party dafür, dass es auch ein Gin Tonic gibt. Und wir Biertrinker möchten auch mal Gin Tonic. Ohne uns wäre die Party auch nichts. Da würden am Ende nur sechs oder sieben alleine da stehen. Es bedarf bei diesem Thema einer vernünftigen, rationalen und unemotionalen Herangehensweise.“