Die 2:3-Niederlage im Nordderby wirkt nach: Die Stimmung beim SV Werder Bremen erscheint angespannter als zuvor. Liegt das nur an den Ergebnissen?
Nordderby-Dämpfer und andere Themen
Immer wieder wurde diese Frage am Sonntagabend im Hamburger Volkspark gestellt – weil sie sich schlicht aufgedrängt hatte. Wollte der SV Werder Bremen dieses Nordderby wirklich unbedingt für sich entscheiden? Die Antworten fielen einhellig aus, bei Sportchef Clemens Fritz, auch bei Angreifer Justin Njinmah: Die Hamburger wollten es zumindest mehr.
Horst Steffen wiederum befand, dass man es sich mit dieser Konklusion zu einfach machte: „Es ist ein Leichtes, hinterher die Einstellung oder Bereitschaft als Grund für eine Niederlage zu wählen, aber das kann ich in keiner Weise bestätigen“, meinte der Coach auf der Pressekonferenz zur Thematik des Willens.
Da war diese Frage übrigens von einem Reporter aufgeworfen worden, der sonst nicht im Werder-Kontext agiert – was noch einmal verdeutlichte, wie offensichtlich sie also doch war.
Werder fehlt das gewisse Nordderby-Etwas
Als Steffen zuvor bereits in den Katakomben gegenüber den Bremer Berichterstattern dazu gesprochen hatte, hätte er jedenfalls gern die Zweikampfquote beider Mannschaften zurate gezogen: „In den direkten Duellen müsste man mal gucken, ob man sagen könnte: Da haben wir uns oder der Gegner sich besser behauptet.“
Die Werte lagen dem 56-Jährigen zu diesem Zeitpunkt allerdings noch nicht vor, und wahrscheinlich was das sogar besser so. Denn viel deutlicher hätten sie nicht ausfallen können: 63 Prozent der Zweikämpfe entschied der HSV für sich; Werder kam demnach lediglich auf 37 Prozent.
Und dieser Wert passte gemeinhin dann recht gut zur Art und Weise, die die Bremer in diesem vermeintlich wichtigsten Spiel des Jahres an den Tag gelegt hatten. Selbst in Durchgang eins, den sie ja noch mit einer 1:0-Führung beendet hatten, verstetigte sich bereits der Eindruck, dass ihnen das gewisse Nordderby-Etwas, etwa unter anderem die „Gier“ (Fritz), für diese Partie abging.
Die Vermengung mit anderen Themen
Und dieses 2:3 hat sich mittlerweile dann eben doch nicht als irgendeine Niederlage erwiesen im Umfeld am Osterdeich: Sieben Jahre nach dem letzten Duell beider Rivalen in der Bundesliga schlägt dieser Auftritt schon mächtig auf die grün-weiße Stimmung – und wird nun bisweilen vermengt mit einigen anderen Dingen, die in den vergangenen Wochen schon nicht so recht stimmten.
Der Punktgewinn im letzten Heimspiel gegen den 1. FC Köln (1:1) war der einzige in den vergangenen drei Spielen (zuvor 0:2 bei RB Leipzig) – und hätte wie auch die Niederlage in Hamburg nicht sein müssen, wenn Werder die zwischenzeitliche Kontrolle offensiv mal besser ausspielen würde.
„Die Aktivität Richtung Tor hätte besser sein können“, sagte am Sonntag auch Trainer Steffen, der jedoch vor allem weiterhin keine personelle Formation findet, die diese Anforderungen nachhaltig erfüllt.
Drei vermeintliche Top-Neuzugänge
Keke Topp konnte die bereits vierte Startelf-Berufung in Folge einmal mehr nicht in jener Hinsicht rechtfertigen, die seine Rolle als Sturmspitze von ihm eigentlich verlangt, ganz zu schweigen von Dauer-Joker Victor Boniface.
Und die weiteren vermeintlichen Sommer-Top-Neuzugänge? Samuel Mbangula sitzt seit vier Spielen von Beginn nur noch auf der Bank. Für Cameron Puertas wird indes immer noch nach einer passenden Position gesucht – der rechte Flügel ist es wohl ebenfalls nicht.
Die aktuelle Lage erscheint wie ein Kipp-Punkt für die weitere Saison: Kommt es womöglich zur negativen Trendwende? Bislang hatte es Werder stets geschafft, „zwischendurch zu punkten“, wie Steffen in Hamburg betonte: „Das tut ja schon immer gut.“ Aber sind es wirklich nur die Ergebnisse, die nun ausblieben?
Steffens Gefühl aus der Kabine
Rein fußballerisch könne der Coach eine solche Entwicklung zumindest „überhaupt nicht feststellen“, erklärte er etwa hinsichtlich des ja tatsächlich überzeugenden Vortrags gegen Köln (bis zur Nachspielzeit), und in Leipzig könne man als Werder nun mal verlieren (siehe das 6:0 gegen Frankfurt, so Steffen).
Auch „in der Kabine“ habe der Trainer nicht das Gefühl, dass etwas in die falsche Richtung laufen würde – aber er weiß halt auch: „Es wäre ganz gut, wenn wir gegen Stuttgart gewinnen.“ Am Sonntag (19.30 Uhr, LIVE beim kicker) beendet Werder den bevorstehenden 14. Spieltag.
Die 2:3-Niederlage im Nordderby wirkt nach: Die Stimmung beim SV Werder Bremen erscheint angespannter als zuvor. Liegt das nur an den Ergebnissen?
