Aufsteiger Holstein Kiel gibt sich vor dem Gastspiel des FC Bayern kämpferisch. „Wir wollen zeigen, dass wir nicht nur eine der besten Rasenflächen in der Bundesliga haben“, sagt Ersatz-Cheftrainer Dirk Bremser.
Co-Trainer Bremser ersetzt gesperrten Rapp
60.000, vielleicht 70.000 Tickets hätte Erstliga-Aufsteiger Holstein Kiel für das Gastspiel des FC Bayern am Sonnabend (18.30 Uhr, LIVE! bei kicker) absetzen können. Doch mit der bescheidenen Maximalzahl von 15.034 Zuschauern ist die Heimstätte der Störche beim ersten Bundesliga-Kräftemessen gegen den Rekordmeister natürlich seit Wochen ausverkauft.
Nach seiner Roten Karte beim jüngsten 0:2 gegen den VfL Wolfsburg wird auch der gesperrte KSV-Cheftrainer Marcel Rapp das Treiben seiner bislang punktlosen Schützlinge von der Tribüne aus beobachten. Der 45-Jährige sieht darin keinen zusätzlichen Nachteil im David-gegen-Goliath-Duell. „Wir arbeiten im Trainerstab ohnehin immer als Team. Während des Spiels muss halt einer der beiden Co-Trainer den Hut aufhaben. Das wird Dirk Bremser sein“, sagte Rapp auf der Spieltags-Presskonferenz am Donnerstag.
Bremsers Erinnerung an das 1:5
Für den 58-jährigen Bremser, mit 871 Profi-Pflichtspielen der nationale Dauerbrenner auf der Trainerbank, ist es das bereits 28. Aufeinandertreffen mit den Bayern. Bilanz auf seinen Stationen in Gladbach, Wolfsburg, Nürnberg und Hannover: sechs Siege, drei Remis, 18 Niederlagen. Eine Schlappe ist dem gebürtigen Bochumer besonders im Gedächtnis haften geblieben. Das 1:5 in München am 22. September 2015 in Wolfsburger Diensten, als der VfL nach eigener 1:0-Pausenführung nach dem bis heute gültigen Weltrekord von Robert Lewandowski (Fünferpack binnen 8:59 Minuten) noch mit 1:5 unterlag.
Bremser weiß, gegen den FCB ist alles möglich. Auch ein Pokal-Wunder wie das vom 13. Januar 2021, als die Störche Manuel Neuer und Co. mit 8:7 nach Elfmeterschießen aus dem Wettbewerb eliminierten. Die Erinnerung an diese KSV-Sternstunde ist für Bremser allerdings kein mentaler X-Faktor. Sein Blick konzentriert sich auf die Tagesaktualität: „Wir haben in den beiden ersten Spielen in Hoffenheim und gegen Wolfsburg trotz der Niederlagen gesehen, dass wir mithalten können. Wir wollen auch gegen Bayern zeigen, dass wir nicht nur eine der besten Rasenflächen in der Bundesliga haben.“
„Mut zur eigenen Kreativität“
Rapp appelliert in ähnlicher Tonalität an sein Team, gegen den turmhohen Favoriten die „talentfreien Tugenden voll abzurufen. Wir wollen uns aber auch nicht auf eine wilde Schlacht einlassen. Und grundsätzlich auch nicht mit zehn Spielern im eigenen Strafraum stehen“. Gefordert sei, zumindest temporär, der Mut zur eigenen Kreativität.
Zum bisher größten Manko, der ausbaufähigen Verwertung der keineswegs nur dem Zufall geschuldeten Chancen, erklärte Rapp: „Es ist doch klar, dass wir als Aufsteiger Holstein Kiel nicht den Stürmer haben, der aus 0,5 x-Goals zwei Tore macht.“ Dies sei auch immer eine Frage der Qualität und damit des Preisschildes. Offensiv-Allrounder Steven Skrzybski könnte das Niveau der Störche in diesem Punkt anheben. Doch ob der 31-Jährige nach gerade auskurierter Wadenblessur am Sonnabend schon wieder zum Kader gehört, ließ Rapp offen.